Kaminski, Heinrich

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Kaminski, Heinrich

Quintet for clarinet, horn, violin, viola and cello (original size, landscape format)

Art.-Nr.: 1923 Kategorie:

25,00 

Heinrich Kaminski
(geb. Tiengen, 4. Juli 1886 — gest. Ried bei Benediktbeuern, 21. Juni 1946)

Quintett (1923/24) für Klarinette, Horn, Violine, Bratsche und Violoncell

I Lento rubato (p. 1) – en Angelus (bretonisches Volkslied). Adagio (p. 24) –
Allegro (p. 32) – Ruhig (p. 38) – Subito allegro (p. 43) – Andante (p. 53) – Allegro (p. 54) – Grazioso (p. 55) – Tempo primo (p. 59)

Vorwort
Heinrich Kaminski war einer der wenigen Komponisten der Epoche des Umbruchs von der nachromantischen, dur-moll-tonalen Tradition zur sogenannten Moderne, der es schaffte, eine Kontinuität über den Paradigmenwechsel hinweg zu bauen und einen eigenen, völlig unverwechselbaren, zeitlosen Stil auszuprägen, der weder ein Echo des Überlieferten ist noch sich dagegen stellt oder davon abschneidet. Sein künstlerisches Motto war ‚Evolution, nicht Revolution’, und die klare Absicht war, die Errungenschaften der höchsten Kunst deutscher Kontrapunktik, ausgehend von Johann Sebastian Bach, dem späten Beethoven und Anton Bruckners symphonischer Größe, in neue Gefilde des Ausdrucks und der interkulturellen Verbindung fortzuführen. Dies ist ihm in überzeugender und auch handwerklich makellos vollendeter Weise gelungen, und es gelang ihm, wesentliche Aspekte seines künstlerischen Tuns und Ethos’ an seine begabtesten und ernsthaftesten Schüler, also an Reinhard Schwarz-Schilling (1904-85) und Heinz Schubert (1908-45) weiterzuvermitteln. Mitte der zwanziger Jahre bis Anfang der dreißiger Jahre galt Kaminski als zentrale Stimme des neuen Musikschaffens jenseits von Reaktion und Avantgarde, doch mit dem Dritten Reich wurde seine Kunst zur Bedeutungslosigkeit verurteilt. Kein Wunder bei einem Mann, der Bismarck als ursächliches Element ausmachte, der „dem ehrlichen und bewunderungswürdig einsichtigen Bemühen des damaligen Kronprinzen Friedrich III. (im Verein mit seiner Gemahlin und seiner Schwester, der Großherzogin und seinem Schwager, dem Großherzog von Baden) einen wirklichen Bund der deutschen Länder (ohne preußische Hegemonie!) zu schaffen, seinen verbissen-zähen und leider nur allzu erfolgreichen Widerstand entgegensetzte – so dass ab 1871 die Verpreußung Deutschlands in immer ausgesprochenerer Form ihren Weg zu diesem katastrophalen Ende gehen konnte“. Man hat Kaminskis Schaffen zwar nicht mit Aufführungsverbot belegt, doch war es unerwünscht und wurde dementsprechend bis auf wenige Ausnahmen (insbesondere Heinz Schubert in Flensburg und Rostock) nicht mehr aufgeführt. Nach dem Kriege hätte seine Zeit wiederkommen können, doch war ihm nicht mehr als ein Jahr vergönnt, und es ist auch höchst zweifelhaft, ob der faschistoide Geist des seriellen Materialismus als Diktat in der Gegenwartsmusik seinem Wirken eine ausreichende Nische gelassen hätte. Da seine Musik zudem von höchster Komplexität und auch instrumentaltechnisch hohen Schwierigkeiten geprägt ist, hat bis heute keine Kaminski-Renaissance stattgefunden, auch wenn sich führende Musiker – wie Lavard Skou Larsen in Neuss – mit Leidenschaft und Kompetenz für sein Schaffen einsetzen. Die wichtigsten Werke Kaminskis gehören den Gattungen der zum Orient erweiterten Sakralmusik, der Orchestermusik und der Kammermusik an (nicht vergessen seien hierüber seine beiden wenig bühnenwirksamen, gewissermaßen vergleichbar Wagners ‚Parsifal’, Enescus ‚Œdipe’ oder Szymanowskis ‚Krol Roger’ mystisch durchtränkten Musiktheaterwerke ‚Jürg Jenatsch’ und ‚Das Spiel vom König Aphelius’). Kaminski hat mit seinem Wirken eine machtvolle, vielschichtige Strömung initiiert, die infolge der Verstrickungen der deutschen Geschichte gewaltsam abgebrochen wurde. Vielleicht ist es heute möglich, daran anzuknüpfen und die Widersprüche der Geschichte zu transzendieren.

Kaminskis Kammermusik ist weniger umfangreich als seine geistliche Musik und weniger aufsehenerregend als seine Orchestermusik, doch macht sie, über seinen gesamten schöpferischen Weg verteilt, einen gewichtigen Teil seines Schaffens aus. Seine ersten vollgültigen Kammermusikwerke, die dann auch bei der Universal Edition im Druck erschienen, waren 1912 das Quartett a-moll für Klavier, Klarinette, Viola und Violoncello und 1913 das Streichquartett F-Dur. Darauf folgte 1916 das gewaltige Streichquintett fis-moll mit der großen Schlussfuge, das er 1927 in Neubearbeitung herausgeben und 1928 unter seiner Observanz von seinem Schüler Reinhard Schwarz(-Schilling) als ‚Werk für Streichorchester’ bearbeiten lassen sollte. Beides wurde von Universal Edition veröffentlicht, wie auch die 1917 entstandene Canzona für Violine und Orgel und die drei Geistlichen Lieder für Sopran, Violine und Klarinette nach eigenen Texten von 1923. 1924 folgte das hier vorliegende Quintett für Klarinette, Horn und Streichtrio, dann 1929 Präludium und Fuge a-moll für Violine und Orgel (beides Universal Edition). Dann wandte er sich 1931 wieder dem Streichquartett zu in Präludium und Fuge über den Namen ABEGG (Litolff). 1932 kam die Musik für 2 Violinen und Cembalo (Peters), 1934 ein Kanon für Violine und Orgel (Universal Edition) und Präludium, und Fuge für die Bratsche allein (Peters). 1935 erschienen bei Peters das dreibändige Klavierbuch und die zehn Kleinen Übungen für das polyphone Klavierspiel (seine einzigen veröffentlichten Klavierwerke, die mutmaßlich über einen längeren Zeitraum komponiert wurden). Die letzten drei Kammermusikwerke erschienen bei Bärenreiter, dem Stammverlag seiner späten Jahre, im Druck: Musik für Violoncello und Klavier (1938), das so ambitionierte wie unglücklich betitelte ‚Hauskonzert’ für Violine und Klavier (1941) und die Ballade für Waldhorn und Klavier (1943)…. (Christoph Schlüren) …

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