Casella, Alfredo

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Casella, Alfredo

Violin Concerto in a minor Op. 48

Art.-Nr.: 154 Kategorie:

31,00 

Alfredo Casella – Concerto in A Minor for violin and orchestra, Op. 48 (1928)

(born Turin, 25 July 1883 – died Rome, 5 March 1947)

 

I Mosso – Grave, quasi funebre – Allegro molto vivace – Tranquillamente – Allegro animato – Animando sempre – Grave, pesante – Cadenza – Grave, funebre – Tempo del principio / (attacca:) p. 1
II Adagio – Tempo del Rondò – Come prima – Cadenza / (attacca:) p. 49
III Rondò. Allegro molto vivace e scherzoso p. 92

Vorwort
In Alfredo Casellas stilistischer Entwicklung ist, nach Überwindung der impressionistischen, expressionistischen und neusachlichen Haltungen, Ende der zwanziger Jahre eine klare Neigung zur Fusionierung neoklassizistischer mit romantischen Elementen in einer archaisierenden, unter wählerischer Einbeziehung jüngster Errungenschaften eindeutig tonalen Tonsprache zu beobachten. Das im Anschluß an die neobarocke Partita für Klavier und Orchester, das Divertimento Scarlattiana für Klavier und kleines Orchester und das neomodale Concerto romano für Orgel und Orchester entstandene Violinkonzert ist das neoromantischste unter Casellas größeren Werken.
Casella schrieb das Konzert für den großen ungarischen Geiger Joseph Szigeti (1892-1973). Er begann mit der Komposition am 13. Februar 1928 in Rom und vollendete sie am 2. Juli 1928 in Boston, wo er seine zweite Saison (von drei) als Dirigent der Boston Pops (der volkstümlichen Konzerte des Boston Symphony Orchestra) bestritt. Er machte die Bostoner mit viel neuer Musik bekannt, vermochte jedoch letztlich nicht, das Publikum für sich zu gewinnen. Das Violinkonzert wurde am 8. Oktober 1928 in Moskau von Joseph Szigeti, begleitet vom prinzipiell ohne Dirigenten spielenden Moskauer Orchester ‘Persymphans’, uraufgeführt. Die Musikblätter des Anbruch (Wien 1928, Heft 8) kommentierten: “Das Werk erzielte einen glänzenden Erfolg. Die Uraufführung eines italienischen Komponisten durch einen ungarischen Künstler in Moskau ist beachtenswert.”
Joseph Szigeti erinnert sich in seiner Autobiographie With Strings Attached (2nd edition, New York 1967) an die Workshop-Atmosphäre in den Persymphans-Proben, wo alle Musiker mit großer Motivation, Ernsthaftigkeit und außergewöhnlichem gegenseitigen Respekt dabeiwaren und jeder künstlerisch mitbestimmen durfte. “Ich probte und spielte natürlich mit dem Rücken zum Orchester. Die Streicher waren in einem Halbkreis um mich angeordnet, das halbe Dutzend zu meiner Rechten und Linken mit dem Rücken zum Publikum, und die Holz- und Blechbläser hinter mir, senkrecht gegenüber der Innenseite des Halbkreises… Wir spielten sogar eine Uraufführung: die des Konzerts von Casella, welches mir gewidmet ist; der Komponist, der sich der Ungewöhnlichkeit dieser ersten Aufführung bewußt war, hatte alle Angaben diesbezüglich auf dem Vorsatzblatt der Partitur abdrucken lassen.”
Nicolas Slonimsky übrigens kommt auf Persymphans in seinem Lectionary of Music (New York 1989) unter dem Stichwort ‘Conducting’ zurück: “In Russland wurde nach der Revolution ein interessantes Experiment initiiert, um den Dirigenten als undemokratisches Übrigbleibsel des musikalischen Imperialismus überflüssig zu machen. Tatsächlich hielt sich in Moskau ein dirigentenloses Orchester über zehn Spielzeiten, bis man es aufgab als perverses Zerrbild des Sozialismus, und die Dirigenten kehrten auf die sowjetischen Podien zurück, um ihre autoritäre Macht auf die unterdrückten Massen auszuüben. Sogar die stimmgewaltigsten Skeptiker bezüglich der Rolle der Dirigenten pflichten bei, daß ein musikalischer Koordinator nötig ist, um die hochkomplexen Partituren moderner Werke auszuführen.”
Casellas Violinkonzert erfuhr bald weitere Aufführungen in London, Paris und Frankfurt, und ein weiterer berühmter Geiger nahm es in sein Repertoire auf, nun aber mit Dirigent, wie die Musikblätter des Anbruch zu berichten wußten (Wien 1929, Heft 7-8): “Alfredo Casellas neues Violinkonzert wurde soeben unter Leitung des Komponisten durch Louis W. Krasner in Boston vom Boston Symphony Orchestra aufgeführt. Auch Joseph Szigeti … wird es zunächst in Wien unter Leitung des Komponisten zur Aufführung bringen.” Nach anfänglichem Erfolg ist das Werk fast gänzlich in Vergessenheit geraten. Nur eine wirklich großartige (und zugleich prominente) Darbietung ist in einem Konzertmitschnitt erhalten: 1969 durch Ida Haendel in Turin, begleitet vom Orchestra Sinfonica di Torino della RAI unter Leitung von Sergiu Celibidache.
Christoph Schlüren

Aufführungsmaterial ist vom Originalverlag Universal Edition, Wien (ww.universaledition.com) zu beziehen.

Nachdruck mit freundlicher Genehmigung der Universal Edition AG, Wien, 2002.
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