Vanden Berghe, Philippe

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Vanden Berghe, Philippe

Rondo capriccioso für Klavier, opus 25

12,00 

Philippe Vanden Berghe

(Menen, 8. Dezember 1822 – Menen, 5. Januar 1885)

Rondo capriccioso pour piano, opus 25 (vor 1855)

Philippe Vanden Berghe stammte aus einer wohlhabenden Familie von Grundbesitzern und Anlegern in Menen, von denen einige auch in der Gemeindepolitik aktiv waren. Er selbst lebte schon ab seinem dreißigsten Lebensjahr als Privatmann. Um 1835 heiratete er Leonie Louise Mulle aus Ypern, mit der er acht Kinder hatte. Er bekleidete einige öffentliche Ehrenämter als Mitglied oder Vorsitzender von Kommissionen und Vereinen in Menen, Kortrijk und Roeselare, in denen er eine konservative Haltung an den Tag legte. Drei Jahre vor seinem Tod zog er sich aus unbekannten Gründen plötzlich aus dem öffentlichen Leben zurück.

Obwohl er keinen regulären Musikunterricht genoss, ließ Vanden Berghe sich als Geiger, Pianist, Organist und Komponist ausbilden. In Namur ging er bei ortsansässigen Musikern in die Lehre, darunter die Dirigenten Paul Wilbrant und Schröder. Edouard Grégoir zufolge, mit dem er befreundet war, unterhielt er Beziehungen zu mehreren bekannten Klaviervirtuosen seiner Zeit, dem Österreicher Henri Herz (1806-1888), dem Schweizer Sigismund Thalberg (1812-1871), dem Tschechen Julius Schulhoff (1825-1898) und dem Deutschen Ferdinand Hiller (1811-1885). Bei letzterem soll er auch Kontrapunktunterricht genommen haben.

Das kompositorischen Schaffen Van den Berghes entsprach dem Zeitgeschmack. Stilistisch steht er am Schnittpunkt französischer und deutscher Einflüsse. Die melodische Virtuosität steht bei ihm auf festem, harmonisch-kontrapunktischem Boden. Chromatische Elemente, typisch romantische harmonische Verzierungen und häufige Modulationen sind kennzeichnend für sein Werk.

Ein ansehnlicher Teil seines Œuvres, namentlich seine Klavier- und Orgelwerke, erschien im Selbstverlag oder bei eta-blierten Verlegern wie Gevaert (Gent), Breitkopf & Härtel (Leipzig) und Richault (Paris). Seine Klavierkompositionen umfassen zwei Konzerte (op. 21, op. 38), Konzertetüden, Fantasien über entlehnte Themen und Volkslieder, ‘Danses modernes’ und eine Reihe Charakterstücke. Für Orgel schrieb er unter anderem Charakteretüden und Versetten. Grégoir erwähnt noch andere Werke, die jedoch Manuskript geblieben sind: Messen, Motetten, ein Te Deum, Psalmen und Kantaten.

Das Rondo capriccioso in d-Moll wurde bei Gevaert in Gent herausgegeben. Es ist der Gattin von Léopold Crépin aus Lüttich gewidmet, dem Chefingenieur für Brücken- und Wegebau in der Provinz West-Flandern. Später wurde er bekannt durch die Neugestaltung der Stadt Ostende. Das Werk wird im Journal de la librairie von 1855 erwähnt. Es ist ein virtuoses, Toccata-artiges Stück in einem durchgehend jagenden Tempo. Es ist voller Modulationen, Sequenzen und Passagen durch den Quintenzirkel, alles typische Merkmale für den Stil Vanden Berghes.

Nach der Einleitung (moderato), beweglich in Tempo und Dynamik in einer leichten und zarten Atmosphäre, wird das Rondothema (presto) eingeführt in ff con brio. Das gut erkennbare Staccato-Thema in parallelen Terzen über einem ostinaten Bass erscheint auf den drei ersten Seiten in immer wieder anderen Tonarten. Für das zweite Thema in a-Moll (p scherzando, canto marcato) ist eine länger ausgesponnene Linie kennzeichnend, wonach das Ganze weiter ausgearbeitet wird. Schließlich kehrt das Hauptthema in der ursprünglichen Tonart und Dynamik wieder. Es wird mehrfach wiederholt, wenn auch mit Unterbrechungen. Gegen Ende hin erscheint es in einer neuen Form und Textur, wonach das zweite Thema auch noch einmal auftaucht. In der virtuosen Coda wird das Tempo noch etwas erhöht.

Liselotte Sels
(Übersetzung Michael Scheck)

Neudruck einer Kopie aus der Bibliothek des Königlichen Konservatoriums von Antwerpen (KVC 54.528). Diese Partitur wurde in Zusammenarbeit mit dem Studienzentrum für flämische Musik (www.svm.be) und Labo XIX&XX, einem Forschungszentrum der Bibliothek des Königlichen Konservatoriums Antwerpen herausgegeben.

 

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