Taneyev, Sergey

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Taneyev, Sergey

Oresteia (full opera score /2 volumes with German, French and Russian libretto)

Art.-Nr.: 89 Kategorie:

95,00 

Sergej Ivanovič Taneev – Oresteya

(geb. Vladimir-na-Klyaz’me, 13. [Gregorianischer Kalender: 25.] November 1856 — gest. Dyud’kovo b. Moskau, 7. [19.] Juni 1915)

mit deutschem, französischem und russischem Libretto

Oper in drei Akten (1887–1894)

Sergej I. Taneev war einer der interessantesten und einflussreichsten russischen Musiker, und doch bleibt sein Leben für weite Teile von Publikum und Musik-wissenschaft ein Rätsel. Um seinen Namen einem breiteren Publikum, in den Konzerthallen und auf den Opernbühnen bekannt zu machen, bleibt noch viel zu tun. Als versierter Pianist, Theoretiker, Komponist und Pädagoge gilt Taneev andererseits bis heute als eine Säule russischer Musik-Ausbildung. Er war ein enger Freund von Petr Čajkovskij, Nikolaj Rubinštejn, Antonin Arenskij und German A. Laroš (= Hermann Laroche); er kannte Antonin Rubinštein, Ivan Turgenev, Émile Zola, César Franck, Gabriel Fauré, Henri Duparc, Vincent d’Indy und die Viardot-Familie; außerdem stand er den Familien von Nikolaj Rimskij-Korsakov und Lev Tolstoj nahe, und er wurde von Aleksandr Glazunov und der folgenden Generation russischer Musiker ungemein respektiert. Igor Stravinsky schätzte sein Lehrbuch über Kontrapunkt, respektierte ihn als Komponisten der Oresteya und bewunderte ihn als Pianist. Taneev studierte am Moskauer Konservatorium bei Petr Čajkovskij und Nikolaj Rubinštejn; nach sei-nem Abschluß im Jahr 1875 bat man ihn, sogleich als Lehrer dort zu bleiben. Zwi-schen 1885 und 1889 war er sogar Direktor des Instituts, und auch anschließend unterrichtete er dort weiter, bis er 1905 seinen Dienst beendete. Taneevs Einfluß auf russische Komponisten reicht weit: Er erkannte die musikalische Begabung des jungen Prokofiev und empfahl dessen Eltern, Reinhold Glière (damals ein Student Taneevs) als Lehrer für Musiktheorie und Komposition einzustellen. Andere seiner Schüler, darunter Nikolaj Zhilaev und Aleksandr Goldenweiser, wurden respektierte Lehrer des Moskauer Konservatoriums und unterrichten ihrerseits Komponisten wie Vissarion Shebalin, Aram Khachaturian und Dmitri Kabalevskij. Taneevs berühmteste Studenten schließen Sergej Rakhmaninov, Nikolaj Medtner und Aleksandr Scriabin ein. Man hört seinen Einfluß in der harmonischen Sprache von Scriabins frühen Klavierstücken ebenso wie in der Kontrapunktik von Glazunovs und Medtners Klavierkonzerten, in den handwerklich guten Kammermusikwerken von Shebalin und sogar noch in den weltberühmten Streichquartetten von Dmitri Shostakovič.

Aus den vielen Werken von Taneev ragt eines besonders heraus: Die ›musikalische Trilogie‹ Oresteya nach der Dramen-Trilogie Orestie von Aischylos (komponiert zwischen 1882 und 1894, revidiert 1900). Zu einer Zeit, inder russische Komponisten Opern vor allem nach russischen Quellen schrieben – Literatur, Folklore, Geschichte –, stellte allein die Wahl eines antiken Stoffes Taneev sofort außerhalb des von seinen Kollegen erkundeten Areals. Nur Modest Musorgskij hatte sich einmal an der Bühnenmusik zu einer griechischen Tragödie versucht, namentlich Sophokles’ Oedipus, doch bekam er sie nicht zuende und verwendete die Musik daraus später für seine ebenfalls unvollendete Oper Salammbô. Am Libretto arbeitete Taneev mit Aleksej Alekse’evič Venkstern (?–1909), einem Autor, Dichter, Übersetzer, Literaturhistoriker und Absolvent der Moskauer Universität. Um ein möglichst gutes Libretto zu produzieren, hatte Taneev verschiedene Interpretationen der Tragödie studiert und gelesen, um sein Verständnis der Mythologiezu vertiefen und einen Text zu schaffen, der Menschen, die die Tragödie zuvor nicht gelesen hatten, den Stoff so verständlich wie möglich machen sollte. Er belieferte Venkstern mit einem Szenen-Plan und präzisen Instruktionen, wo Bühnenhandlung benötigt wurde, und Venkstern lieferte daraufhin einen Text, der dieser Struktur entsprach. Taneev war zwar bemüht,so nah wie möglich am Originaltext zu bleiben, doch waren für ein russisches Publikum, die Aischylos’ Orestie nicht kannte, einige Änderungen notwendig. Taneev und Venstern wollten jedoch sicher gehen, daß jede wichtige Nuance vom Publikum verstanden wurde. Daher entschieden sie sich, Aegist viel eher auf die Bühne zu bringen als im Original; der Wächter hat weitergehende wichtige Informationen zu liefern, und Klytemnästra selbst informiert das Publikum über Iphigenies Opfer. Andere Änderungen waren den Konventionen des 19. Jahrhunderts bei der Abfassung von Opernlibretti geschuldet. Dies schloß eine neue Szene zu Beginn des zweiten Teils (Choephoroe) ein, wo Klytemnästra moralische Qualen erleiden muß, nachdem sie ihren Gatten ermordet hat. Psychlogische Enthüllungen waren unabdingbarer Bestandteil dramatischer Bühnenwerke sowohl in Taneevs Russland wie auch im zeitgenössischen Europa, und Klytemnästras Qualen sind auch das Ergebnis eines anderen ideologischen Elements im 19. Jahrhundert – Freiheit des Einzelnen. Taneev und Venkstern wollten zeigen, daß damit auch persönliche Verantwortung einhergeht. Orest tötet seine Mutter, weil Apollo ihm befahl, seinen Vater zu rächen; Agamemnon tötet Iphigenie der Göttin Artemis zu Gefallen, und selbst Kassandra findet den Tod durch Apollo. Taneevs Klytemnästra scheint deshalb von allen männlichen wie auch weiblichen Protagonisten der Oper die größte Freiheit zu haben. Kein Gott befahl ihr, Agamemnon zu töten, und wenn sie beklagt, das Schicksal hätte ihre Hand geführt, dann nur, um Orest dazu zu bewegen, ihr zu vergeben. Doch Agamemnons Hinrichtung hat sie allein und aus freiem Willen geplant und ausgeführt. Deshalb konzentrierten sich Taneev und Venkstern auf die Folgen ihrer Tat und auf ihre Gewissensbisse nach dem Mord. Indem sie zeigten, daß Klytemnästra die Wahl hatte, Agamemnon zu vergeben oder ihn zu töten, konnten sie auch den moralischen Standpunkt der Verantwortung bei dieser Wahl aufzeigen. …

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