Sels, Jack

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Sels, Jack

Bay’s Drum for Jazz Bigband, featuring drums (Set score & parts / 420 x 297 mm, landscape format / first print)

38,00 

Jack Sels

(Berchem, 29. Januar 1922 – Antwerpen, 21. März 1970)

Bay’s Drum

Der Jazzsaxophonist und -komponist Jack Sels war, abgesehen von ein paar Klavierstunden, Autodidakt. Dabei war sein wichtigster Lehrmeister eine phänomenale Plattensammlung, die er bereits in jungen Jahren angelegt hatte. Es waren vor allem die Aufnahmen von Lester Young, die dem jungen Sels als Tenorsaxophonisten den Weg wiesen. Auch der Eindruck, den das Konzert der Dizzy Gillespie Big Band vom 18. Februar 1948 im Cercle Royal Artistique in Antwerpen auf ihn gemacht hatte, war enorm. Genauso entscheidend trugen die legendären Birth of the Cool Sessions des Nonetts von Miles Davis zu seiner weiteren Entwicklung bei. Diese Beispiele erklären, weshalb Sels zu Beginn seiner Karriere so große Ensembles wie 1949 das All Stars Bob Orchestra, in dem auch der junge Toots Thielemans spielte, und das Jack Sels Chamber Music Orchestra gründete. 1951 zog es ihn nach Deutschland, wo er für die amerikanischen Truppen spielte. Nach seiner Rückkehr trat er in Antwerpen in Kellerkneipen, Tanzlokalen und Jazzclubs auf. Zu dieser Zeit spielte er auch mit Stars wie Nat King Cole, und 1959 hatte er in Brüssel die Gelegenheit, mit seinem Idol Lester Young zu jammen. Gleichzeitig nahm er für den öffentlich-rechtlichen Sender BRT Radioprogramme über Jazzmusik auf und schrieb er Arrangements für die Sax-Riege des BRT-Jazzorchesters, die dann unter dem Namen Saxorama auftrat. Je mehr die Rockmusik den Jazz verdrängte, desto seltener wurden seine Auftritte, sodass er sich ab 1963 notgedrungen als Hafenarbeiter verdingen musste. Als er 1966 bei Jazz Bilzen seinen letzten großen Auftritt hatte, wurde er bereits von Gesundheitsproblemen geplagt. Am 21. März 1970 erlag er unerwartet einem Herzinfarkt. Er wurde nur 48 Jahre alt.

Trotz seines großen Talents wollte ihm im Gegensatz zu seinen Altersgenossen, wie dem Saxophonisten Bobby Jaspar, dem Gitaristen René Thomas oder Toots Thielemans, der Durchbruch im Ausland nicht gelingen. Er hinterließ eine Vielzahl an Arrangements und Kompositionen für Quartett, Orchester, Kammerorchester und Big Band, unter denen sich auch Bay’s Drum befand.

Ein großer Teil seiner Kompositionen und seines Archivs wird in der Bibliothek des Königlichen Konservatoriums in Antwerpen aufbewahrt.

Jan Dewilde

Bay’s Drum ist eine Komposition für Bigband, genauer gesagt ein „drum feature“, also mit einer Hauptrolle für den Schlagzeuger. Sels hat selber keine Tempoangaben gemacht, aber in Anbetracht der Grundform des Stückes (oder des Genres?) und des ausgearbeiteten Schlagzeugsolos, muss man von einem mittleren Tempo ausgehen, irgendwo um Tempo ♩140 herum. In diesem Stück ist deutlich der Einfluss van Dizzy Gillespie, einem von Sels‘ Helden, zu hören. Die Verwendung Afro-Kubanischer Rhythmen in der Bigbandmusik, für die Gillespie bekannt war, wird hier in der Schlagzeugpartie deutlich herausgearbeitet.

Das Stück beginnt mit einer harmonisierten Melodie in den Trompeten, die im „jungle style“ gespielt werden sollen; mittels eines Dämpfers („plunger“) muss dessen Kupfer in der Öffnung „growlen“. Nach diesem (ausgearbeiteten) Schlagzeugsolo wird eine metrische Modulation eingesetzt; die Viertelnotentriole wird sozusagen zur neuen Viertelnote. Dadurch klingt es so, als würde sich das Ganze im Tempo ein bisschen zu einer Walzerbewegung hin steigern. Nach zwölf Takten „Valse“, kehrt dann die Band zum ursprünglichen „4/4 feel“ zurück, um nach weiteren zwölf Takten in einem spektakulären Finale zu münden.

Der Titel des Stückes nimmt deutlich Bezug auf den Klarinettisten, Komponisten und Arrangeur Francis Bay (1914-2005), der ab 1956 viele Jahre lang das Jazz- und Unterhaltungsorchester des Flämischen Rundfunks leiten sollte. Sels spielte manchmal mit Bay mit und schrieb Arrangements für ihn. Es trifft sich gut, dass der Titel gleichzeitig wie „base drum“ ausgesprochen wird. Mit Bay’s Way schrieb Sels übrigens noch ein weiteres Stück mit einem Augenzwickern in Richtung Francis Bay.

Marike van Dijk (Übersetzung Eva-Maria Kintzel)

Diese Partitur wurde in Zusammenarbeit mit dem Studienzentrum für flämische Musik (www.svm.be) und Labo XIX&XX, einem Forschungszentrum der Bibliothek des Königlichen Konservatoriums Antwerpen herausgegeben. Die Ausgabe der Partitur ist ein Teil des Forschungsprojekts ‚Jack Sels (1922-1970): „Der weise Neger im Hafen.“‘ Marike van Dijk erstellte die Partitur anhand des Autographs aus der Sammlung Albert Michiels, die in der Bibliothek des Königlichen Konservatoriums von Antwerpen aufbewahrt wird (KVC 211.573).

 

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