Schreker, Franz

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Schreker, Franz

Memnon, Prelude to a Grand Opera for orchestra

Art.-Nr.: 1723 Kategorien: ,

26,00 

Preface

Franz Schreker
(geb. Monaco, 23. März 1878 – gest. Berlin, 21. März 1934)

Memnon

Vorspiel zu einer großen Oper (1933)

Allegro moderato – Adagio (p. 1) – Allegro (p. 4) – Unmerklich beruhigt (p. 31) – Unmerklich breiter, grandios (p. 50) – A tempo, flüchtig (p. 57) – Doppelt so langsam (p. 59) – Epilog (p. 81)

Vorwort
Unter den seit ihrem Ableben weitgehend in der Versenkung verschwundenen großen Komponisten des 20. Jahrhunderts ist Franz Schreker eine der überragenden Erscheinungen. Wie auch der mit ihm sympathisierende Carl Flesch (1873-1944) bezeugte, war Schrekers Organisationstalent wohl nicht seine Stärke, jedoch wurde er nach der Machtergreifung Hitlers auf schmählichste Weise aus seinen Berliner Lehrämtern als Direktor der Musikhochschule und Leiter einer Meisterklasse für Komposition an der Preußischen Akademie der Künste gejagt, was seiner Gesundheit so massiv zusetzte, dass er zunächst einen Schlaganfall erlitt und bald darauf einem Herzinfarkt erlag. Schon 1932 hatte er im Zuge der Hetzkampagnen gegen seine Person die in Freiburg geplante Uraufführung seiner Oper ‚Christophorus’ zurückgezogen. Sein letztes vollendetes Werk ist das hier vorliegende ‚Vorspiel zu einer großen Oper’. Die Oper ‚Memnon’, die damit gemeint ist, hat er nie vollendet. Das Vorspiel entstand im Sommer 1933 als symphonische Zusammenfassung der Skizzen, die Schreker im Verlauf eines guten Jahrzehnts zu Papier gebracht hatte.
Nachdem Schreker im Herbst 1918 seine Oper ‚Der Schatzgräber’, mit welcher er seinen größten Erfolg feiern sollte, vollendet hatte, suchte er nach einem neuen Libretto. Sein Biograph Christopher Hailey geht davon aus, dass er wahrscheinlich während eines München-Aufenthalts Anfang 1919 auf das Buch ‚Memnon. Eine Mythe’ von Adolf Friedrich Graf von Schack (1815-94) stieß, basierend auf der griechisch-ägyptischen Sage von König Memnon, erschienen 1885 beim Cotta-Verlag in Stuttgart. Die Opernhandlung beginnt damit, dass der Bildhauer Amenophis kurz vor der Vollendung einer mächtigen Statue des örtlichen Herrschers steht. Doch seine Tochter Agra sieht, dass keine Ähnlichkeit zwischen dem Herrscher und dem Abbild besteht, und ist vollkommen im Bann der Statue. Der Vater gesteht, dass er den ägyptischen Herrführer und Halbgott Memnon zum Vorbild genommen habe, den Sohn von Aurora, der Göttin der Morgendämmerung. Agra sucht Memnon auf und erklärt ihm ihre Liebe, doch dieser hat andere Ziele und ist hin und her gerissen zwischen dem Streben nach weltlichem Ruhm und dem Wunsch nach Erleuchtung. Er fährt in ferne Länder, erliegt den Bestrickungen der Prinzessin Balkis, wird geblendet und ins Exil verstoßen. In der Nähe der Statue, nun inmitten der Wildnis, trifft er wieder auf Agra. Sie vereinigen sich, als in der Morgendämmerung die Statue zu klingen beginnt.
Das Libretto zu ‚Memnon’ hatte Schreker schon im Juli 1919 vollendet. Doch fünf Monate später war bereits das Libretto zu ‚Irrelohe’ fertig, und Schreker wandte sich dem neuen Projekt zu und schob den ‚Memnon’ beiseite. Er kam zwar immer wieder auf den Stoff zurück, doch gelang es ihm nicht, sich nachhaltig darauf zu konzentrieren, von Vollendung ganz zu schweigen. Zwar gelang es ihm als letztem schöpferischen Vermächtnis noch, das Vorspiel als musikalische Essenz des Ganzen zu vollenden, doch zur Uraufführung kam dieses Werk erst lange nach seinem Tode am 11. März 1958 in Baden-Baden durch das Sinfonie-Orchester des Südwestfunks unter der Leitung von Hans Rosbaud (1895-1962). Viel später ließ die Universal Edition in Wien den Erstdruck erstellen, der in vorliegender Studienausgabe in unveränderter Form nachgedruckt ist. Vergleicht man die finale Musik zum ‚Memnon’ mit seinen früheren Opern, so ist eine zunehmend kühne Behandlung der Dissonanzen unüberhörbar. Es handelt sich um eines der großartigsten Werke Schrekers, was uns wie auch bei Richard Wagner zutiefst bedauern lässt, dass er sich so intensiv auf das Bühnenschaffen konzentrierte und so wenig symphonische Musik hinterließ. Schreker ist einer der wenigen Komponisten, die von Wagner und insbesondere von dessen ‚Tristan und Isolde’ ausgehend zu einer völlig eigenen, fantastischen Sprache jenseits jeglichen Epigonentums fanden. Dies findet seinen vielleicht fundamental ergreifendsten Niederschlag in der Bündelung der Memnon-Musik zum ‚Vorspiel zu einer großen Oper’, wohl auch zusätzlich bedingt durch die enigmatisch-transzendente Mythenhandlung, die eher einem Mysterienspiel als einer Oper angemessen erscheint. Hier steht die suggestive äußere Wirkung des Schreker’schen Orchesters im Dienste eines durchgängigen inneren Dramas, einer von langem Atem durchströmten symphonischen Kontinuität, und spricht allen Klischees um den bloßen Wirkungsmusiker Hohn.

Christoph Schlüren, November 2015

Aufführungsmaterial ist erhältlich vom Verlag Universal Edition, Wien (www.universaledition.com).

 

For performance materials please contact the publishers Verlag Universal Edition, Vienna (www.universaledition.com).

[German]

Score Data

Edition

Repertoire Explorer

Genre

Orchester

Seiten

100

Format

225 x 320 mm

Druck

Reprint

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