Salieri, Antonio

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Salieri, Antonio

Palmira regina di Persia, overture

Art.-Nr.: 4043 Kategorie:

15,00 

Antonio Salieri – Palmira regina di Persia
Ouvertüre

(geb. Legnago, 18. August 1750 – gest. Wien, 7. Mai 1825)

Vorwort
Das zweiaktige Dramma eroicomico Palmira regina di Persia – mit einem Libretto von Giovanni De Gamerra nach Voltaires Conte philosophique La Princesse de Babylone – bildet eine von insgesamt über 40 Opern, die der Komponist Antonio Salieri während seiner 30-jährigen Bühnentätigkeit geschaffen hat. Das Hauptzentrum dieses italienischen Operngenres bildete das habsburgische Wien, wobei sich dieser Umstand mit dem „Zusammentreffen der Traditionen italienischer, französischer und deutscher Theaterformen, den spezifischen institutionellen Voraussetzungen sowie der engen persönlichen Bindungen einzelner Librettisten und Komponisten an die […] Metropole [erklären lässt].“1 Die Uraufführung fand am 14. Oktober 1795 im Wiener Kärntnertortheater statt.2 In den folgenden Jahren erhielt die Oper ihren Platz in den europäischen Spielplänen. Die Beliebtheit des Werkes zeigte sich nicht nur anhand der Übersetzungen des Librettos in verschiedene Sprachen und der Herausgabe einzelner Nummern in unterschiedlichen Bearbeitungen: Bereits in den ersten Jahren nach der Uraufführung wurde die Ouvertüre – neben Märschen und Gesängen aus der Oper – in verschiedenen Ausgaben veröffentlicht.3

Die vorliegende Partitur der Ouvertüre bildet einen Nachdruck aus dem Jahr 1978, erschienen bei dem Verlag Boccaccini & Spada, der sich auf die Wiederentdeckung von Werken italienischer Komponisten spezialisiert hat. Der Leser soll nun im Folgenden einen Einblick in die gesamte Oper erhalten, wobei insbesondere auch auf die allgemeine Entstehungsgeschichte eingegangen wird.Salieri, der als renommierter Pädagoge in die Musikgeschichtsschreibung eingegangen ist – Komponisten wie Beethoven, Meyerbeer, Schubert und zuletzt noch der kleine Franz Liszt gehörten zu seinen prominentesten Schülern – , kann aufgrund seines regen Opernschaffens als eine ebenso einflussreiche Persönlichkeit des späten 18. Jahrhunderts auf diesem Gebiet bezeichnet werden. Sein Œuvre umfasst die unterschiedlichen Genres der Gattung in den damals führenden Zentren Europas: Die meisten seiner frühen italienischen Opern lassen sich den Kategorien leicht komisch und ernst zuordnen;4 auf dem Feld der Tragédie lyrique war er in Paris der entscheidende Nachfolger Glucks.5 Der dritte Wirkungsort Salieris bildete das habsburgische Wien. Im Jahr 1788 verlieh Kaiser Joseph II. ihm das Amt des Hofkapellmeisters; Salieri hatte es bis zu seiner Pensionierung 1824 inne.6 Das späte Bühnenschaffen ergab sich vor dem Hintergrund, dass er die Aufgaben des täglichen Opernbetriebs auf seinen Schüler Weigl übertrug, sich aber im Gegenzug dazu verpflichtete, jedes Jahr eine neue Oper zu komponieren.7 In der erneuten Zusammenarbeit mit dem Librettisten De Gamerra – Salieri hatte zuvor mit dem dramatisch talentierten Da Ponte kooperiert – entstanden sodann neben Palmira die beiden anderen Werke Eraclito e Democrito und Il moro.8
In seiner bereits zwei Jahre nach Salieris Tod erschienenen Biografie Ueber das Leben und die Werke des Anton Salieri würdigte der Wiener Komponist und Musikschriftsteller Ignaz Edler von Mosel die Palmira-Ouvertüre mit folgenden Worten: „Die Ouvertüre dieser Oper ist voll Energie und eine der besten Salieri‘s.“9

Es ist bemerkenswert, wie Salieri hier mit reduzierten Mitteln eine ausgesprochene Spannung erzeugt: So besteht der Anfang der lieblich anmutenden Komposition aus einer Dreiklangsumspielung – lediglich von den Flöten und ersten Violinen im unisono vorgetragen. Die Fraktur besitzt im Vergleich zu der Ouvertüre von Axur re d‘Ormus eine ausgedünnte Orchestrierung. Insgesamt gibt es zwischen dem ebenfalls sehr erfolgreichen Werk Axur und Palmira diverse Parallelen, was sich unter anderem am exotischen Sujet erkennen lässt.10 Es scheint zuweilen, als wollte Salieri mit Palmira an seine früheren Erfolge anschließen.11 Auch in den zeitgenössischen Kritiken lassen sich entsprechende Vergleiche zwischen den beiden Bühnenwerken finden: Beispielsweise bezeichnete man eine Aufführung der Palmira in Warschau als eine sehr gelungene und ansprechende Kopie von Axur – abgesehen von dem Libretto in der polnischen Übersetzung.12 Der Rezensent einer Ausgabe der Allgemeinen Literarischen Zeitung von 1805 übte ebenfalls stark Kritik an dem Libretto, welches in einer deutschen Version bei Nestler in Hamburg 1801 erschienen war: Er betonte die „ekelhafte[n] Züge“13 des Librettos und fragte sich, inwiefern solch eine Art dem gebildeten Publikum überhaupt zumutbar wäre.14 Außerdem wären darin „viel müßiger Lärm, viel Sinnengepräng zum Anstaunen des Pöbels […] [gewesen] – Mohren, […] Kameele, Kriegsvölker, die über die Bühne schreiten, Könige, Priester, […] alles das geht und kommt und schauprangt oder rumort auf dem Theater; aber von wahrem Interesse der Handlung und der Charaktere findet sich beynahe keine Spur.“15

Die allgemeine Faszination für die Oper und ihr ungewöhnliches Erscheinungsbild sollten sie letztendlich zu einem der beliebtesten Bühnenwerke aus Salieris später Schaffensphase werden lassen.16 Goethe würdigte zum Beispiel eine Aufführung in Frankfurt im Jahr 1797, dabei rühmte er ausgiebig die extravagante Bühnenausstattung.17 Eine andere Beschreibung einer Aufführung der Palmira findet sich in den zu dieser Zeit recht populären Briefen eines Eipeldauers. Die satirischen Erzählungen in der Wiener Mundart vermögen die Begeisterung der Szenerie – auch wenn es sich dabei wohl vornehmlich um eine fiktive Schilderung handelt – authentisch zu vermitteln: „D‘walische [österr.: italienische] Opera d‘Palamira […] muß ja den Wienern gfalln, weil s‘drin ein prächtign Einzug, und Zwergl und Riesen, und so gar Trampelthier und Eliphanten z‘sehn kriegn. […] da hab ich glaubt, sie hörn nicht auf z‘klatschen und bravo z‘schreyn.“18

Christina Schnauß, 2018

 

1 Arnold Jacobshagen: Dramma eroicomico, Opera buffa und Opera semiseria, in:
Herbert Schneider und Reinhard Wiesend (Hgg.): Die Oper im 18. Jahrhundert (= Handbuch der musikalischen Gattungen, Bd. 12), Laaber 2001, S. 88.
2 Vgl. Jane Schatkin Hettrick und John A. Rice: Art. Antonio Salieri, in: Ludwig Finscher (Hg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Personenteil Bd. 14, Kassel [u. a.] 2005, Sp. 847.
3 Vgl. Anonym: II. Neue Musikalien und Kunstsachen, in: Intelligenzblatt der Allgemeinen Literatur-Zeitung (1798), Nr. 167 (November), Sp. 1384.
4 Vgl. Hettrick und Rice: Art. Antonio Salieri (wie Anm. 2), Sp. 848.
5 Vgl. ebd. Sp. 842.
6 Vgl. ebd. Sp. 843.
7 Vgl. ebd. Sp. 843–844.
8 Vgl. ebd. Sp. 844.
9 I. F. Edlen von Mosel: Ueber das Leben und die Werke des Anton Salieri […], Wien 1827, S. 149.
10 Vgl. Hettrick und Rice: Art. Antonio Salieri (wie Anm. 2), Sp. 849.
11 Vgl. ebd.
12 Vgl. anonym: Die Oper der Polen, in: Allgemeine Musikalische Zeitung (1812), Nr. 20 (Mai), Sp. 330.
13 Anonym: Kleine Schriften, in: Allgemeine Literaturzeitung (1805), Nr. 191 (Juli), Sp. 112. Gemeint ist folgende Stelle in der deutschen Übersetzung des Librettos: „O ich sehe zum Erbarmen –/ Hier die Füße, dort die Arme,/ Hier den Kopf und das Gehirne,/ Dort das Herz, die Eingeweide,/ Hier den Magen, dort die Zunge,/ Hier die Augen, dort die Ohren,/ Hier – o du bist gewiß verloren./ Grimmig wird das Thier dich zausen,/ Wird mit Lust die Fetzen schmausen,/ Und ich lache dann dazu.“, ebd.
14 Vgl. ebd.
15 Ebd., Sp. 111.
16 Vgl. Hettrick und Rice: Art. Antonio Salieri (wie Anm. 2), Sp. 844.
17 Vgl. Brief Goethes an Schiller vom 14.08.1797, in: Karl Richter [u. a.] (Hgg.): Johann Wolfgang von Goethe. Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe in den Jahren 1794 bis 1805 (= Sämtliche Werke nach Epochen seines Schaffens. Münchner Ausgabe, Bd. 8.1), München [u. a.] 1990, S. 389–390.
18 Ein Wiener [= Joseph Richter] (Hg.): Briefe eines Eipeldauers an seinen Herrn Vetter in Kakran, über d‘Wienstadt, Bd. 4, Wien 1796, S. 23–24.

Aufführungsmaterial ist von Boccacini & Spada, Rom, zu beziehen.

Partitur Nr.

4043

Edition

Repertoire Explorer

Genre

Orchester

Format

Druck

Reprint

Seiten

44

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