Rauchenecker, Georg Wilhelm

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Rauchenecker, Georg Wilhelm

Symphony in F minor for Large Orchestra

Art.-Nr.: 3046 Kategorie:

38,00 

Preface

Georg Wilhelm Rauchenecker
(geb. München, 8. März 1844 – gest. Elberfeld (Wuppertal), 17. Juli 1906)

Symphonie f-Moll für grosses Orchester

I Allegro ma non troppo S.1
II Adagio con espressione – Più mosso – Tempo I – Più mosso – Tempo I – Più mosso S. 50
III Allegro impetuoso S. 76
IV Moderato – Allegro vivace – Un poco ritenuto – a tempo – Un poco riten. – Presto – Tempo I S. 108

Vorwort
Der Münchener Komponist Georg Wilhelm Rauchenecker war als Kapellmeister und Pädagoge eine vielseitige und schöpferische Persönlichkeit des deutschen, schweizerischen und französischen Musiklebens der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Nach Violin-, Klavier- und Kompositionsstudien in München bei August Baumgartner, Franz Lachner und Joseph Walter entstehen bereits im Alter von 13 Jahren erste Kompositionen, darunter die Sérénade pour orchestre, die im Schweigerschen Isarvorstadttheater aufgeführt wird. Ein Jahr später tritt der hochbegabte Musiker als „Kunsteleve“ in das Münchener Hoforchester ein und beginnt 15-jährig seine pädagogische Tätigkeit als Violin – und Kontrapunktlehrer.
Mit 16 Jahren – im August 1860 – geht Rauchenecker als erster Violinist an das Orchester des „Grand Théâtre“nach Lyon. Weitere Stationen in Frankreich sind Aix-en-Provence, wo seine erste Oper La graine de coquelicot (1863) uraufgeführt wird, sowie Carpentras und Avignon. Ebenfalls in diese Zeit fällt die Hochzeit mit Elisabeth Fournial (1866) und die Geburt der ersten beiden Kinder.

Nach Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges wird die Familie im September 1870 aus Frankreich ausgewiesen und sucht Schutz in der neutralen Schweiz. Wenige Monate später stirbt Raucheneckers Frau Elisabeth im Alter von nur 28 Jahren in Zürich. Dort arbeitet er als zweiter Kapellmeister im Tonhalle-Orchester und gibt Klavierstunden.

Durch Konzertmeister Oskar Kahl, seinen späteren Schwager, macht Rauchenecker 1870 die für sein künstlerisches Wirken entscheidende Bekanntschaft: Er wird Richard Wagner vorgestellt und erhält daraufhin verschiedene Gelegenheiten, gemeinsam mit dem Meister zu musizieren. Am Weihnachtstag 1870 gehört er zu den 13 Musikern, welche auf der Treppe von Wagners Tribschener Villa dessen Siegfried-Idyll uraufführen. Im darauffolgenden Jahr studiert er zusammen mit Kahl (erste Violine), Hans Richter (Viola) und Hermann Ruhoff (Cello) bei Wagner Beethoven-Quartette ein.

Nach einem Intermezzo als Dirigent in Lenzburg heiratet Rauchenecker 1873 seine zweite Frau Anna Kempin in Zürich und zieht weiter nach Winterthur, wo er zum Direktor des Musikkollegiums gewählt wird. Seine Tätigkeit in Winterthur muss rückblickend als sehr schaffensreich angesehen werden: Unter die 11 Jahre seines Wirkens (1873-1884) fällt die Gründung des Stadtorchesters (1875) sowie die Festigung des Musikkollegiums Winterthur als Institution in der Gesellschaft. Raucheneckers Engagement umfasst weiterhin die Leitung eines Männerchores sowie der Musikschule und die Stelle des Organisten an der Stadtkirche. In Winterthur wurden zwei weitere Kinder geboren und außerdem gründete er 1880 eine Musikalienhandlung. Fortan gehört er als Kapellmeister zu den eifrigsten Förderern Wagners in der Schweiz und veranstaltet in seiner Winterthurer Zeit mehrere Konzerte, die ausschliesslich den Werken des grossen Musikdramatikers gewidmet sind.

Im Oktober 1883 wird die hier vorliegende Symphonie f-Moll unter der Leitung des Komponisten in Berlin gespielt und man beschließt, Rauchenecker ab April 1884 für ein Jahr die Leitung der Berliner Philharmonie zu übertragen. Am Stern‘schen Konservatorium gibt er Klavierunterricht und leitet Ensembleübungen. Rauchenecker ist auf dem Höhepunkt seines künstlerischen Lebens angekommen.

Ein kurzer Zwischenstopp in Kassel führt Georg Rauchenecker 1885 dann für seine letzten 20 Lebensjahre nach Barmen und Elberfeld, wo er eine eigene Musikschule gründet, den Orchesterverein Barmen dirigiert und den Instrumentalverein Elberfeld leitet. Die Ernennung zum städtischen Kapellmeister erfolgt im Jahre 1902, drei Jahre später wird ihm der Titel „Königlicher Preussischer Musikdirektor“ verliehen. Georg Rauchenecker stirbt am 17. Juli 1906 in Elberfeld an den Folgen einer Lungenentzündung.

Die Symphonie f-Moll, welche hier erstmals in einer Neuedition erscheint, ist 1875/76 in Winterthur entstanden und wurde dort das erste Mal nachweislich am 23.2.1876 unter der Leitung des Komponisten mit dem neugegründeten Stadtorchester aufgeführt. In der Presse wurde das Werk wohlwollend aufgenommen: „Die Symphonie ist durchgehends von edlem Gehalte, einem richtigen Erfassen der neuen Schule und von meisterhafter Durchführung. … Die ganze Instrumentation und Anlage dieser Tonschöpfung verräth ein tiefes Verständnis und eine brillante Darstellungsgabe.“ (Vorwort zum Raucheneckerschen Streichquartett Nr. 6, Amadeus-Verlag, Winterthur, 2012)
Das Werk, die erste seiner insgesamt drei Sinfonien, legt Zeugnis ab über Raucheneckers Wurzeln in der deutschen Romantik: Weder die klassische Anordnung in vier Sätzen noch die Orchesterbesetzung mit den doppelt besetzten Holzbläsern und die Spieldauer gehen über das seit Schumann bekannte Modell hinaus. Als Besonderheit ist jedoch die solistische Verwendung des Englischhorns in der Einleitung des Finales herauszuheben.

Geheimnisvoll und düster löst sich das Hauptthema des ersten Satzes von dem Hintergrund des Orgelpunkts in den Hörnern. Eine lebhafte dramatische Steigerung führt zu einem ersten Höhepunkt und macht einer zweiten, mit dem ersten Thema stark verwandten Hornkantilene Platz. In der Schlussgruppe und der sich anschliessenden Durchführung werden beide Themen reichhaltig und kunstvoll kontrapunktisch miteinander kombiniert. Eine weit ausladende Coda beschliesst den Satz….

Frank Rauchenecker (2017, Lebensdaten)
Reto Schärli (2017, stilistische Einordnung)

 

Komplettes deutsches, spanisches und englisches Vorwort lesen > HIER

Score Data

Edition

Repertoire Explorer

Genre

Orchester

Format

210 x 297 mm

Druck

Reprint

Seiten

174

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