Rabl, Walter

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Rabl, Walter

Symphonie d- moll op. 8

Art.-Nr.: 4062 Kategorie:

36,00 

Preface

Walter Rabl – Symphonie d-Moll für großes Orchester op. 8

(geb. Wien, 30. November 1873 – gest. Klopein am Kärnter Klopeiner See 11. Juli 1940)

Mässig bewegt p.4
Nicht zu langsam p.57
Rasch und sehr leicht p.79
Sehr langsam p.108

Vorwort
Beinahe nichts mehr ist bekannt über Leben und Werk des in Wien geborenen Komponisten Walter Rabl. Eine einzige CD mit Kammermusikwerken gewährt Einblicke in das Schaffen Rabls1 und das Vorwort eines Nachdrucks seiner Kammermusikwerke von John F. und Virginia F. Strauss2 bietet Informationen über den Komponisten. Auch aus Zeitquellen erfahren wir nur wenig über Walter Rabl: Artur Eccarius-Sieber nahm ihn auf in seine „Monographien Moderner Musiker: 20 Biographien zeitgenössischer Tonsetzer“ von 1907; Zeitungspublikationen und erhaltene Briefkorrespondenzen fassen lediglich die zwei Momente aus Rabls Leben ins Auge, die seine Schaffensphase begrenzen.

Die meisten Berichte drehen sich um Rabls op. 1, das Quartett für Klarinette, Violine, Cello und Klavier. Dieses Werk schrieb er 1896 für den vierten Wettbewerb des Wiener Tonkünstlervereins, in dem Johannes Brahms (1833-1897) seit 1886, einem Jahr nach der Gründung, als Ehrenpräsident wirkte. Gegründet als Gegenströmung zur neudeutschen Bewegung um Wagner und Bruckner, vertrat der Tonkünstlerverein eine konservative Haltung. Die Jury bestand aus Brahms, Eusebius Mandyczewski (1857-1929) und Richard von Perger (1854-1911) und forderte ein Kammermusikwerk mit mindestens einem Blasinstrument. Brahms fällte seine Entscheidung recht schnell, wie er dem Verleger Fritz Simrock (1837-1901) am 3. Dezember 1896 mitteilte: „Das Beste ist jedenfalls ein Pianofortequartett mit Klarinette. Es soll von Rabl, einem Schüler Nawratils, sein. Ich kenne den jungen Mann und seine Sachen wenig, da er mir persönlich nicht sympathisch war. Natürlich behalte ich ihn und sein Stück jetzt im Auge.“3 Zwei Wochen später, am 17. Dezember, war das Interesse weiter gewachsen: „Über unseren Preiskomponisten Walter Rabl werde ich immer Erfreulicheres melden. Ein ganzer Stoß Sachen von ihm liegt bei mir. Er selbst kommt der Tage zum Fest, ist im Begriff, in Prag seinen Doktor zu machen. Die Abstimmung ist am 22sten; ich glaube, daß er den ersten Preis kriegt – das ist aber ganz Nebensache. Alles wird bestens besorgt von Deinem J. B.“4 „Nebenbei hat Herr Rabl also auch den ersten Preis gekriegt“,5 lautet die abschließende Nachricht von Brahms an Simrock, die er ihm am 23. Dezember schickte. Den zweiten Preis erhielt Joseph Miroslav Weber (1854–1906), der dritte Preis ging an Alexander Zemlinsky (1871–1942) für sein Trio op. 3 für Klarinette, Cello und Klavier in d-Moll, das sich bis heute im Kammermusikrepertoire gehalten hat. Während der aus Prag stammende Weber scheinbar keinen bleibenden Eindruck hinterließ und sein Wettbewerbswerk heute als verloren gilt, empfahl Brahms die anderen beiden Preisträger an Fritz Simrock und änderte zugleich seine Meinung über die Persönlichkeit Rabls: „Du hast ja ein unglaubliches Verlangen nach Novitäten! Das Quartett von Rabl und das Trio von Zemlinsky gehören Dir. Bei beiden kann ich eben auch den Menschen und das Talent empfehlen. Wenn Rabl zögert, Dir das Quartett zu schicken, so ist das wohl meine Schuld, er meint warten zu sollen, bis er Gleichwertiges beilegen oder gleich folgen lassen kann.“6 Der Erfolg stellte sich schnell ein, bereits 1897 verlegte Simrock das Quartett als op. 1 ebenso wie Fantasiestücke für Trio op. 2 und Liederzyklen op. 3 und 4. Zwei Jahre später folgten Vier Lieder op. 5, die Sonate für Pianoforte und Violine op. 6, Drei Lieder op. 7 und die Symphonie für grosses Orchester op. 8. Das Quartett erschien mit einer Widmung an Brahms, dem er nicht nur persönlich verpflichtet war, sondern sich auch musikalisch an dessen Stil anlehnte; Brahms bekam die Widmung nicht mehr zu Gesicht, er starb bereits am 3. April 1897.

Über Rabls Leben vor dem Wettbewerb gibt es wenig Information. Geboren ist er in Wien am 30. November 1873 als Sohn des Regierungsrats Dr. med. Johannes Rabl und Rosine Bernard. Seinen Schulabschluss machte Walter Rabl am Königlichen Staatsgymnasium in Salzburg 1892. Darauf studierte er Jura, ließ sich nebenher allerdings auch in Komposition und Musiktheorie von Joseph Friedrich Hummel (1841–1919) ausbilden, der zu dieser Zeit das Mozarteum leitete. Neben weiteren Studien in Wien bei Karel Navrátil (1867–1936) schrieb er an der Deutschen Universität von Prag seine Doktorarbeit bei Guido Adler (1855–1941), einem der bedeutendsten Musikwissenschaftler aus der Gründerzeit des Fachs im deutschsprachigen Raum. Erste musikalische Leitbilder waren Gustav Mahler und Richard Strauss, erst später wandte er sich der Brahms’schen Tradition zu.

Angeregt durch die Erfolge seines Quartetts in Folge des Wettbewerbs, verschrieb sich Rabl gänzlich der Musik, schloss seine Promotion ab und begann, an der Prager Oper zu arbeiten, wechselte allerdings schnell an die Königliche Oper Dresden als Korrepetitor. Während seiner Zeit in Dresden komponierte Rabl bis 1902 eine Reihe Lieder und verlegte sie in sechs Bänden bei D. Rahter in Leipzig.
Die Lieder dieser Bände 9-15 scheinen nicht oder kaum in der Presse besprochen zu sein, und interessanterweise findet sich auch über die zuvor erschienene Symphonie op. 8 kein heute verfügbarer Pressebericht. Nicht einmal eine Uraufführung lässt sich ermitteln. Anders erging es Rabls einziger Oper, Liane, die er 1903 komponierte und die sein letztes Werk werden sollte – sie ist nach dem Quartett das einzige Werk, das für längere Zeit erfolgreich rezipiert wurde. Uraufgeführt wurde Liane 1903 in Straßburg, wo sie von der Kritik für ihre Orchestration und die Wagner’sche Modernität gelobt wurde.

Doch warum hörte Rabl nach dem Erfolg dieser Oper auf, zu komponieren? Vielleicht sah er seine Berufung in der Lehre oder der Arbeit am Dirigentenpult statt der kompositorischen Produktion. Anderseits fällt auf, dass beinahe alle Rezensionen über sein letztes Werk den Einfluss Wagners als Leitbild bemerken, was den Komponisten sichtlich störte. Nicht nur, dass er sich eher in der Schiene von Brahms beheimatet sah, sondern allgemein wollte er nicht auf einen anderen Komponisten reduziert werden, sondern „Eigenes“ schaffen. Walter Rabls Sohn Kurt beantwortete die Frage nach dem Ende der Komponistenkarriere seines Vaters wie folgt: „Sein letztes Werk […] wurde von der Kritik nach der Uraufführung […] seiner Ansicht nach mit Recht dahin gekennzeichnet, daß stilistische Anklänge an Wagner unverkennbar seien. Er zog daraus in (übertriebener?) Selbstkritik den Schluß, daß ihm die kompositorischen Schöpferkräfte fehlten und es daher richtig sei, auf weitere Versuche in diesem Feld zu verzichten. Vielleicht lag es auch daran, daß er das Gefühl hatte, der Brahms’schen Tradition untreu geworden und ins Lager der damals allzu zahlreichen Wagner-Epigonen übergegangen zu sein.“7

1903 bis 1906 arbeitet Rabl als Kapellmeister in Düsseldorf, danach tourte er bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs als Operndirigent durch Deutschland und begann auch in Spanien mit der Aufführung deutscher Opern aktiv zu werden. In Magdeburg wurde Rabl 1915 zum ersten Stadtkapellmeister berufen und blieb dort bis 1924, als er aufgrund seiner zu konservativen Gesinnung ersetzt wurde. Danach zog er sich bis auf wenige Auftritte in Amerika und später kurzzeitig wieder in Magdeburg vom Dirigierpult zurück. Bis zu seinem Tod am 11. Juli 1940 in Klopein blieb Rabl in Magdeburg und wirkte als Klavier- und Theorielehrer.

Oliver Fränzke, 2018

1 Klarinettenquartett op. 1, Fantasiestücke für Klaviertrio op. 2, Violinsonate op. 6; Fuchs, Laurenceau, Fenyö, Triendl; cpo 777 849-2
2 John F. und Virginia F. Strauss: Walter Rabl. Complete Instrumental Chamber Works; Recent Researches in the music of the nineteenth and early twentieth centuries Volume 24; A-R Editions, Inc. Madison 1996.
3 Kalbeck, Max: Johannes Brahms. Briefe an Fritz Simrock, vol. 4; Hans Schneider, Tutzing 1974. Brief 929.
4 Ebenda. Brief 930.
5 Ebenda. Brief 932.
6 Ebenda. Brief 933.
7 Rabl, Kurt, Brief vom 13. Mai 1986 an John F. und Virginia F. Strauss. Zitiert nach deren: Walter Rabl. Complete Instrumental Chamber Works; Recent Researches in the music oft he nineteenth and early twentieth centuries Volume 24; A-R Editions, Inc. Madison 1996. S. xiv.

Aufführungsmaterial ist von Boosey & Hawkes (www.boosey.com), Berlin, zu beziehen.

Score Data

Edition

Repertoire Explorer

Genre

Orchester

Format

210 x 297 mm

Druck

Reprint

Seiten

162

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