Pierné, Gabriel

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Pierné, Gabriel

Fantaisie Basque sur des thèmes populaires Basques Espagnols for violin and orchestra (Piano Reduction/Solo)

Art.-Nr.: 1613b Kategorien: ,

12,00 

Pierné, Gabriel

Fantaisie Basque sur des thèmes populaires Basques Espagnols for violin and orchestra (Piano Reduction/Solo)

(1927)
Spieldauer: etwa 12 Minuten

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Gabriel Pierné wurde am 16. August 1863 in Metz geboren. Sein Vater Jean-Baptiste war ein begabter Sänger, der am Pariser Konservatorium studiert hatte und unter anderem am renommierten Théâtre-Italien auftrat. Nachdem der junge Pierné bereits früh durch seine Mutter an das Klavierspiel herangeführt worden war, besuchte er im Alter von fünf Jah- ren erstmals den Solfège- und Klavierunterricht. Als Lothringen in der Folge des deutsch-französischen Krieges von Deutschland annektiert wurde, siedelte die Familie nach Paris über und eröffnete im Quartier Latin eine Musikschule.
1872 wurde Pierné in die Solfège-Klasse des Pariser Konservatoriums aufgenommen; in den folgenden Jahren studierte er (gemeinsam mit Claude Debussy) bei Antoine François Marmontel, Jules Massenet, Émile Durand und César Franck. Nach einem fast dreijährigen Studienaufenthalt in Rom – Pierné hatte im Jahr 1882 den Prix de Rome für seine scéne lyrique Edith gewonnen – kehrte er wieder nach Paris zurück, um in der Musikschule seiner Eltern zu unterrichten. Nachdem der junge Komponist bereits im Jahr 1903 den Posten des stellvertretenden Chefdirigenten der bekannten Colonne-Konzerte angetreten hatte, übernahm er nach dem Tod Édouard Colonnes im Jahr 1910 die Gesamtleitung der Konzertreihe. In dieser Funktion leitete er Uraufführungen von bedeutenden Werken zeitgenössischer Komponisten wie etwa Debussy, Ravel, Stravinsky, Roussel oder d’Indy. In den Sommerpausen widmete sich Pierné ausschließlich der Komposition neuer Werke. So entstand ein umfangreiches Œuvre, das sowohl Vokal- und Instrumentalmusik als auch verschiedenste Bühnenwerke umfasst. Besonders erfolgreich war sein im Jahr 1904 komponiertes und mit dem Grand Prix de la Ville de Paris ausgezeichnetes Oratorium La Croisade des enfants, das in den Folgejahren mehr als 200 Auffüh- rungen in und außerhalb Frankreichs erlebte. Weitere bedeutende Werke Piernés sind die Opern Vendée (1897), La Fille de Tabarin (1901) sowie Fragonard (1934), das poème symphonique L’an mil (1897), die Ballette Cydalise et le chèvre- pied (1923) und Impressions de music-hall (1927). Gabriel Pierné war Kommandant der Ehrenlegion und seit 1924 als Nachfolger von Théodore Dubois Mitglied in der französischen Académie des beaux-arts. Er starb am 17. Juli 1937 in Ploujean – im gleichen Jahr wie Maurice Ravel, Albert Roussel, Louis Vierne und Charles-Marie Widor.
Einen ersten Vorstoß zur Erforschung der baskischen Musik unternahm Charles Bordes in den 1880er Jahren: Der Kom- militone Piernés am Pariser Konservatorium und Mitbegründer der Pariser Schola Cantorum sammelte im Auftrag der französischen Regierung baskische Volksliedmelodien und veröffentlichte sie 1887 in der Sammlung Archives de la tradition basque. Pierné extrahierte aus dieser Publikation das melodische Material für seine im Jahr 1908 entstandene Bühnenmusik zu Pierre Lotis Ramuntcho. In der Ouvertüre des Werkes taucht erstmals der Zortzico auf, ein lebhafter Tanz im 5/8-Takt, dessen punktierter Rhythmus nicht nur im 1919 komponierten Quintette Verwendung findet, sondern auch in der Fantaisie basque sur des thèmes populaires basques espagnols anzutreffen ist. Dieses Konzertstück Piernés für Violine und Orchester, das die Opusnummer 49 trägt, entstand in den Sommermonaten des Jahres 1927 und ist dem Violinisten Jacques Thibaud gewidmet. Die Uraufführung des Werkes fand am 11. Dezember desselben Jahres im Théâtre du Châtelet statt. Pierné dirigierte dabei das Orchester der Concerts Colonne, den Violinpart übernahm der Widmungs- träger Jacques Thibaud.
Die Partitur beruht auf sieben populären Melodien, die Pierné dem 1922 erschienenen Cancionero Vasco entnommen hat, einer Sammlung baskischer Lieder und Tänze, herausgegeben vom spanischen Priester, Musikwissenschaftler und Komponisten José Antonio de Donostia (1886–1956). Das Werk beginnt mit einer verhaltenen, rhythmisch komplexen Einleitung des Orchesters in d-Moll (Assez vif, 2/4-Takt), in der der punktierte Rhythmus des Zortzico durch ein Pauken- solo bereits angedeutet wird (Takt 3). Nachdem einzelne Motivfetzen des Belatsarena-Themas in den Takten 25 bis 28 und 44 bis 47 von der Solovioline vorgestellt werden, entfaltet sich schließlich das melancholische Thema ab Takt 48 in vollständiger Gestalt (Ziffer 5, quasi recitativo). Besonders bedeutsam ist ein Abschnitt, der in Takt 71 beginnt (Ziffer 8): Hier steigert Pierné durch die Verwendung von Pizzicati in den Streichern den dramatischen Ausdruck des Themas und erzielt dadurch ein typisch baskisch-spanisches Klangkolorit. Nach der Wiederkehr des Zortzico-Rhythmus in Takt 86 (Pauken) erklingt auch der Anfang des Belatsarena-Themas erneut, diesmal vorgetragen durch ein Solo der Flöte (Ziffer
10). Der erste Teil der Liedmelodie Amaiur erscheint in Takt 92 und wird zunächst in einem Moll-Kontext von der Solo- violine exponiert. Das Orchester spinnt die Melodie ab Takt 100 schließlich in der Originaltonart G-Dur fort (Ziffer 12). Nach einer Reminiszens des Anfangsthemas in den Takten 120 bis 130 (abwechselnd durch Orchester und Solovioline) nimmt das musikalische Geschehen zusehends an Fahrt auf: Der Zortzico, der in Takt 148 einen neuen Abschnitt der Komposition einleitet (Ziffer 17), bietet dem Solisten mehr Möglichkeiten des virtuosen Ausdrucks und wird zweimal in seiner Originaltonart D-Dur vorgestellt (das zweite Mal unter ausschließlicher Verwendung von Flageoletttönen). In Takt
199 findet ein plötzlicher Stimmungsumschwung statt (Ziffer 21, Vif): Die Geschwindigkeit des Stückes wird erhöht und eine neue baskische Melodie wird von den Trompeten eingeführt (Araiotz). Die Solovioline bekommt in den folgenden Takten die Möglichkeit, sich durch Doppelgriffe, Flageoletttöne, Glissandi und schnelle Läufe virtuos zu entfalten und exponiert schließlich gemeinsam mit dem Orchester zwei neue Tanzmotive: Aranaz (ab Takt 259) und Inguruko Dantza (Takt 268, Ziffer 27). Nach der Einführung eines freudvollen Inguruko-Themas (ab Takt 371, Ziffer 38) greift Pierné zunächst auf das musikalische Material der Eröffnungstakte und die Belatsarena-Melodie zurück (Takt 434, Ziffer 44, Lent). Die abschließende Coda beginnt in Takt 448 (Ziffer 46, Très vif) und beinhaltet vor allem noch einmal das glanzvoll gesteigerte, sowohl vom Orchester als auch von der Solovioline vorgetragene Inguruko-Thema.
Eine erste CD-Einspielung mit dem Solisten Philippe Koch und dem Orchestre Philharmonique du Luxembourg unter der
Leitung von Bramwell Tovey ist 2006 beim Label Timpani erschienen.

Konstantin Galluhn, 2015

Aufführungsmaterial ist über die Éditions Musicales Durand-Salabert-Eschig erhältlich.

Partitur Nr.

Edition

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Anmerkungen

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