Odriozola, Ricardo

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Odriozola, Ricardo

String Quartet No. 2 (score and parts, first print)

44,00 

Ricardo Odriozola
(geb. Bilbao, 28. September 1965)

Streichquartett Nr. 2
(2009/rev. 2013 & 2014)

I Entrata (p. 1)
II Scherzo serioso (p. 14)
III Elegia ricercata (p. 24)
IV Uscita (p. 35)

Der Baske Ricardo Odriozola begann neunjährig mit dem Geigenspiel und schloss 1982 sein Violinstudium am Konservatorium von Bilbao ab. Daraufhin ging er für ein Jahr als Austauschstudent nach Arlington nahe Boston, wo er seinen Hochschulabschluss machte und als Konzertmeister im Greater Boston Youth Symphony Orchestra spielte. 1987 erwarb er den Konzertreife-Bachelor der Eastman School of Rochester (NY). Im selben Jahr noch übersiedelte er ins norwegische Bergen und begann, am dortigen Musik-Konservatorium (der heutigen Grieg Akademie) zu unterrichten, wo er heute als Associate Professor für Violine und Kammermusik wirkt.
Seine erste Kompositionen schrieb Odriozola im Alter von zehn Jahren. Als sein frühestes gültiges Werk erachtet der Komponist ein Klaviersextett von 1984. Seit jener Zeit vollendete er mehr als vierzig Werke (Kammermusik, Solowerke, Lieder und Orchestermusik) und machte viele Arrangements von Werken anderer Komponisten. Mehrere seiner Kompositionen wurden auf CD veröffentlicht. Im Januar 2015 erschien die erste CD, die ausschließlich seiner Musik gewidmet ist: ‚Views from my Horse’ (www.amethyst-records.com).
Ricardo Odriozola hat zwar nie regulären Kompositionsunterricht genommen, doch erhielt er Orientierung und Inspiration von vielen angesehenen Komponisten, insbesondere (aber nicht nur) aus West-Norwegen, und schulte seine Technik im Studium von mehreren hundert Partituren und beim Hören von Konzerten und Aufnahmen. Bei all’ dem ist Ricardo Odriozolas Musik vor allem geprägt durch seine vielseitigen Erfahrungen als aufführender Musiker. Er strebt immer danach, dass sowohl seine Werke den Musikern keine unnötigen Schwierigkeiten aufbürden als auch seine Musik unmittelbar mit dem Hörer kommuniziert, ohne die Hilfe intellektueller Vermittlung zu benötigen.

Über sein Zweites Streichquartett schreibt der Komponist: „Mein Zweites Streichquartett entstand im Januar und Februar 2009, innerhalb von 28 Tagen in einem Wirbelsturm der Inspiration. Ich begann mit dem Plan einer einsätzigen Gesamtform, doch stellate sich bald heraus, dass die Musik sich in einzelne Sätze unterteilen wollte.
Den Hintergrund des Stücks bildete der kurz zuvor eingetretene Tod der großen norwegischen Malerin Inger Bergitte Sæverud (1938-2008), die plötzlich im Juni 2008 gestorben war und uns als ihren Freundeskreis, ganz besonders ihren Mann, den großen Komponisten Ketil Hvoslef, im Schock über den Verlust zurückließ.
Inger Bergitte war eine besondere Frau. Davon abgesehen, dass sie ein einzigartiges und höchst inspiriertes Œuvre schuf, war sie allen, die sie kannten, eine geliebte Freundin. In ihrer Gegenwart zu sein war immer eine die Lebensfreude befeuernde Erfahrung, die eine vertiefende Reflektion in einem von Humor und Lebensbejahung geprägten Feld hervorrief. Ein Musikstück im Gedenken an sie zu schreiben, erschien mir daher unausweichlich, und selten habe ein Stück mit einer solchen Geschwindigkeit komponiert wie dieses: jeden Tag fast eine klingende Minute in Partitur.
Obwohl das Werk letztlich vier einzelne Sätze aufweist, wandert das Basismaterial, welches in den ersten zwei Sätzen vorgestellt wird, frei durch das gesamte Werk. Es gibt verschiedene Bezugnahmen auf Inger Bergittes Namen: sowohl als Morse-Code als auch mittels der Tonbuchstaben, also einer Technik, die ich gelegentlich benutze. Außerdem finden sich im dritten Satz einige einigermaßen verschleierte Zahlenspiele bezüglich der Zahl 69, also des Alters, in welchem Inger Bergitte starb. Überdies sind persönliche Anspielungen an das letzte Mal, als ich ihr begegnete – anlässlich der Uraufführung von Ketil Hvoslefs Bibelske Bilder – über das Werk verstreut.
Der erste Satz, ‘Entrata’, ist in seiner ganzen Entwicklung eine Art Ouvertüre, ein Eingangsportal zum restlichen Werk.
Der zweite Satz, ‘Scherzo serioso’ (ernsthaftes Vergnügen!) ist ein Versuch, Inger Bergittes Lebendigkeit und Humor zu porträtieren, ebenso wie ihre tiefe, ernsthafte Menschlichkeit.
Der dritte Satz, ‘Elegia ricercata’, ist eine Passacaglia mit einer Einleitung und einem Nachspiel, wobei in der zweiten Hälfte auch frei gestaltete Musik vorkommt.
Das Finale, ‘Uscita’ (Ausgang) bewegt sich unaufhaltsam sein – möglicherweise – unerwartetes Ende zu. Ich fand den ursprünglichen Schluss unangemessen und schrieb 2014 einen neuen, passenderen.
Das Quartett konnte ich nur meinem geliebten Freund Ketil Hvoslef widmen, als eine Art von besten Wünschen in jener schweren Zeit. Auch wenn die Musik sich gelegentlich auf eine Art benimmt, die an das Benehmen der Musik Hvoslefs gemahnt, habe ich doch nicht beabsichtigt, Hvoslefs Stil nachzuahmen.
Zur Uraufführung gelangte mein Zweites Streichquartett am 3. Mai 2014 in der Städtischen Bibliothek Bergen in einem Konzert, dass von Avgarde veranstaltet wurde – jener seit 2066 existierenden Bergener Konzertserie. Die Musiker waren Māra Šmiukše, Uzeyr Makhmudbaily, Zhala Aliyeva und ich selbst.”

Ricardo Odriozola, 31. März 2017.

Partitur Nr.

1965

Sonderedition

Genre

Kammermusik

Format

Anmerkungen

Druck

Erstdruck

Seiten

158

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