Krenek, Ernst

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Krenek, Ernst

Thema und 13 Variationen op.69 for orchestra

Art.-Nr.: 3043 Kategorie:

26,00 

Ernst Krenek
(geb. Wien, 23. August 1900 — gest. Palm Springs, California, 22. Dezember 1991)

Thema und 13 Variationen, op. 69
(1931)

Vorwort
Die eigentlich merkwürdige Vernachlässigung von Ernst Kreneks Thema und 13 Variationen für Ochester op. 69 mag sich teilweise aus dem Zeitpunkt der Entstehung des Werk erklären und durch den Platz des Werks innerhalb seines Oeuvre. Die Komposition entstand 1931. Während dieser Schaffensperiode wurde Krenek zunehmend pessimistisch und betrachtete seine Zukunft als Komponist sehr zwiespältig. Er klagte über “geistige Isolation und eine fast handgreifliche physische Lähmung.“ Das lässt sich teilweise der Machtergreifung der Nazis in Deutschland zuschreiben, ebenso der ökonomischen Instabilität, von der Österreich damals geplagt war (Krenek hatte sich einige Jahre zuvor in Wien niedergelassen). Die politischen und wirtschaftlichen Umbrüche und die damit einhergehende Verunsicherung über die Zukunft des Landes trieben Krenek, der als ausgesprochenerer Traditionalist gegenüber sozialen Veränderungen eigentlich resistent war, in Depression und Rückzug.

Seine Langeweile und Angst wurden verschärft durch eine Art von ästhetischer Krise. Im Windschatten seiner erfolgreichen Opern im neoklassizistischen Klima der späten 20er Jahre fühlte er sich an einem Scheideweg. Krenek suchte einen Weg nach vorne, gefangen aber war er zwischen einer Rückkehr zur Atonalität und einem Hängen an der Tonalität. Unentschlossen wandte er sich einer ganz anderen Art der Selbstausdrucks zu, dem Schreiben und editorischen Arbeiten für die Frankfurter Zeitung, für die er bereits einige Buchbesprechungen und Leitartikel verfasst hatte.

Interessanterweise begann Kränke ernsthaft – als musikalischer Zeitvertreib – die Zwölftontechnik der Zweiten Wiener Schule zu studieren. Er war kein Mitglied des Kreises um Schönberg, und hatte somit keinen direkten Kontakt zu den Stammeltern der Methode. Auch sah er zu diesem Zeitpunkt die Dodekaphonie nicht unbedingt als musikalische Option für sein eigenes Schaffen. Das Studium der Partituren von Schoenberg, Berg und Webern war ihm eher eine Art intellektueller Ablenkung. Erst im Sommer 1932, mit seinen Arbeiten an seiner Oper Karl V. begann er, die Technik einzusetzen, .
So findet sich Thema und 13 Variationen an einem unbequemen Ort innerhalb seines Gesamtwerks wieder. Ein tonales Stück, das sich in die Linie seiner neoklassischen und von Schubert inspirierten Musik der späten 20er Jahre einreiht. Aber es ist auch eingebettet in das geistige Umfeld seiner Vorstöße in das Reich des Zwölftons. Wie viele der Werke des Komponisten ist op. 69 als ein zugängliches Werk konzipiert, sozalverträgliche Gebrauchsmusik, das aber von einem inneren Ort der Dunkelheit und emotionalen und physischen Hinfälligkeit entspringt. Das Stück beginnt sogar mit einer gewissen Mehrdeutigkeit: Die Celli spielen eine Chaconne mit bogenartiger Struktur in eindeutig bimodaler Klanglichkeit. Innerhalb der ersten vier Takte liebäugelt sie mit D-Dur, dann auch mit d-Moll (vielleicht sogar mit d-dorisch). Diese ziemlich schwermütige Melodie, die während des gesamten Werkes wiederkehrt, ist anlässlich ihres ersten Erscheinens in halbe Noten in die tiefen Streichern gesetzt. Als Gegengewicht erklingen lebhafte punktierte Rhythmen in den Bläsern.

In den 13 aufeinander folgenden Variationen hört man die Chaconne in einer Vielfalt von rhythmischen Verkleinerungen und verteilt auf das gesamte Orchester. Generell handelt es sich um eine sich langsam bewegendes Stimme, oft konterkariert von aktiveren, kontrastierenden Texturen in den anderen Stimmen. In der ersten Variation hat sich das Thema in die Tuba bewegt, als Viertelnoten im Staccato (gleichwohl immer noch zwei Akzente pro Takt, wie in der vorhergehenden Version in halben Noten). Gegen diese Linie setzen die Violinen fiebrige Sechzehntel, markiert mit agitato. Variation II erlebt die Chaconne wiederum in lang ausgehaltenen Noten – punktierte Viertel im 12/8 Takt – gegen die das Horn kaskadierende Sechszehntelfiguren setzt. In Variation IV erklingt die Chaconne als Hauptstimme, geteilt unter Oboe und Fagott, in VariationVII erscheint sie als Cantus Firmus. Variation IX ist ein Fugato, mit der Chaconne in ihrer Umkehrung. Variation XI ist die elfte und längste, zahlreiche Wechsel von Tempo und Struktur dominieren. Die vorletzte Variation – bezeichnet als misterioso – verbirgt das Thema in den Posaunen und Celli auf schwachen Zählzeiten, während die letzte Variation als springlebendiges Allegretto daherkommt. Mit einem tierce di picardie im letzten Takt endet das Stück in der Klangwelt von D-Dur.

Alexander Carpenter, 2017

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