Kasberg Evensen, Bernt

Kasberg Evensen, Bernt

Vedo la Luce for Violin and Piano (score & violin part / first print)

18,00 

Preface

Bernt Kasberg Evensen
(geb. Tønsberg, 2. Februar 1944)

Vedo la Luce für Violine und Klavier
(1993)

Vorwort
Bernt Kasberg Evensen ist als Komponist im wesentlichen Autodidakt. Er ist weitgereist und lebte und arbeitete in seinem Leben in verschiedenen Ländern: in Mexico, Schottland, Deutschland und natürlich Norwegen.

Evensen hat sein Leben weitestgehend in den Dienst für andere Menschen und deren Wohlergehen (Familie, Freunde, Gefährten) und stets über das Interesse am eigenen Erfolg gestellt. Während seiner Jahre in Schottland vertiefte er seine Fähigkeit und Leidenschaft für die Arbeit mit Behinderten und psychiatrischen Patienten und seine enge Verbindung mit der Philosophie und Gemeinschaft von Camphill und der Anthroposophen, die bis heute besteht.
Evensen ist außerdem ein exzellenter Bariton und hat als Sänger eine bewegte Aufführungsgeschichte. Er ist der wohl einzige Sänger, der Franz Schuberts ‘Winterreise’ und Allan Petterssons ‘Barfotasånger’ (Barfußgesänge) Seite an Seite zur Aufführung brachte. Eine unlängst dokumentierte, sehr bewegnde Aufführung des letzteren Zyklus (vom November 2014) kann auf YouTube nachgehört werden. All dessen ungeachtet wusste er schon in früher Jugend, dass Komposition seine eigentliche Berufung ist. Die Datenbank des Norwegischen Musikinformations-Zentrums listet mehr als 100 Werke Evensens in vielen Genres auf: Symphonische Werke, Kammer- und Vokalmusik, Bühnenwerke, Musik für Kinder…

Viele Jahre arbeitete Evensen eng mit der Schülerkonzerte-Abteilung des Norwegischen Konzertinstituts (Rikskonsertene) zusammen. Dies veranlasste ihn, mehrere Märchen zu vertonen, die er an verschiedenen Schulen in ganz Norwegen zwischen 1976 und 1988 zur Aufführung brachte.

Seine Musik für den Konzertsaal beinhaltet einige der faszinierendsten Beiträge norwegischer Musik überhaupt. Er hat ein klares Bewusstsein über die den Intervallen innewohnende Spannung, Obwohl seine Musik harmonisch und kontrapunktisch oft komplex ist, findet sich darunter selten ein Werk, wo er nicht einige Unisono-Passagen schreibt, in welchen die Intervalle unverschleiert hervortreten und ein dramatisches Spiel von Spannung und Entspannung entfachen. Seit den 1980er Jahren experimentierte Evensen mit Skalen, die von den Schriften der Theosophin Anny von Lange angeregt wurden. Auch verwendet er – in freier, persönlicher Weise – die Zwölftontechnik. Ravel ist von jeher ein Lieblingskomponist Evensens, und er hat die Essenz dieses Einflusses seiner Musik einverleibt, ohne je zu einem unselbständigen Nachahmer zu werden.

Vedo la Luce entstand 1993 für den Geiger Ørnulf Boye Hansen (geb. 1933) zur Feier seines vierzigjährigen Jubiläums als professioneller Musiker. Über den Titel (Ich sehe das Licht) bemerkte der Komponist, dass “man es nicht missverstehen darf, sondern nehmen sollte als das, was es ist: die Überzeugung, dass auf der anderen Seite Licht ist”. Evensen weist auch darauf hin, dass “Ich sehe das Licht” (im Original “jag ser ljuset”) die letzten Worte in Astrid Lindgrens Kindererzählung “Bröderna Lejonhjärta” (Brüder Löwenherz) sind. Evensen ist bekannt für die Komplexität seiner Tonsprache, die oft von Dissonanzen und komplexem Kontrapunkt geprägt ist. Vedo la Luce bildet in dieser Hinsicht eine Ausnahme mit seiner fast asketischen Schönheit, Ruhe und Sparsamkeit der Textur. Obwohl sich auch Unruhe in der Musik bemerkbar macht (in den Takten 67-79 und besonders 93-101), ist die Gesamtwirkung ruhig, meditativ und entgegenkommend.

Ach wenn – außer der Bezeichnung ‘poco ped.’ in Takt 11 – keine Pedalisierungsangaben in der Partitur vorkommen, ist es doch die Absicht des Komponisten, dass der Pianist durch das ganze Stück hindurch diskreten Gebrauch vom Pedal macht. Der Komponist wünscht insbesondere, dass das Pedal bei jeder Wiederholung der arpeggierten Harmonien, die erstmals in Takt 21 vorkommen, eingesetzt wird.
Der vorliegende Erstdruck ist eine textgetreue Umsetzung von Evensens äußerst sorgfältig verfertigtem Manuskript, mit nur sehr wenigen, gelegentlich vorsichtshalber hinzugefügten Vorzeichen, die keiner Erwähnung bedürfen.

Das Werk wurde 1993 in der Gamle Logen in Oslo von Ørnulf Boye Hansen und Knut Johannesen am Hammerklavier uraufgeführt. Das Konzert wurde im Norwegischen Rundfunk übertragen.

Vedo la Luce kann auch mit einem modernen Klavier bzw. Flügel gespielt werden, wie in der via YouTube verfügbaren Aufführung der Pianistin Martha Berit Belt und des Verfassers dieser Einführung während eines viertägigen Festivals im November 2014, das von der Grieg Academy in Bergen anlässlich des 70. Geburtstags von Evensen veranstaltet wurde.

Ricardo Odriozola, 10. September 2017

Score Data

Sonderedition

Amethyst Edition

Genre

Kammermusik

Format

225 x 320 mm

Anmerkungen

Set Partitur (Klavier) & Geigenstimme

Druck

Erstdruck

Seiten

26

Go to Top