Holst, Gustav / Brookes, Phillip

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Holst, Gustav / Brookes, Phillip

Suite No. 1 in E-flat Op. 28/1 (Version for military band & version for small orchestra, arranged by Phillip Brookes)

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Gustav Holst / Brookes, Phillip – Suite No. 1 in E-flat Op. 28/1

(Version for military band & version for small orchestra, arranged by Phillip Brookes)

(geb. 21.09. 1878 in Cheltenham – gest. 25. Mai 1934 in London)

Chaconne
Intermezzo
March

Gustavus Theodore von Holst wurde in Cheltenham geboren (er änderte seinen Namen während des Ersten Weltkriegs). Sein Urgroßvater war deutscher, russischer, schwedischer und lettischer Abstammung und emigrierte 1802 nach England. In der Familie gab es zahlreiche professionelle Musiker, und Holst selbst war Posaunist an der Carl Rosa Opera und dem Scottish Orchestra. Auch war er die meiste Zeit seines Lebens Musiklehrer an der St. Paul’s School für Mädchen in Hammersmith und als unbezahlter Lektor am Morley College in London.

Er schrieb diese Suite für Militär- (d.h. Blas)orchester, aber man weiss nicht, warum er dies tat oder ob sie bereits vor 1920 gespielt wurde. Es scheint, dass sie für das Orchester der Royal Military School of Music in Keller Hall, Twickenham, bestimmt war, was jedoch nicht verifiziert werden kann. Mit Sicherheit allerdings wurde sie direkt nach der Veröffentlichung 1922 von den Orchestern ins Repertoire übernommen, und es ist das erste weitläufig beachtete Werk für diese Besetzung, die bis dahin von sogenannten „seriösen“ Komponisten ignoriert worden war. Holst’s praktische Kenntnis des Musizierens in Theaterorchestern und anderen kleinen Besetzungen half ihm womöglich; seine lebenslange soziale Einstellung hat womöglich auch dazu beigetragen, zwei weitere Werke nicht nur für Blasorchester zu komponieren, sondern auch eines für Brass Band (A Moorside Suite), das richtige Vehikel für volkstümliches Musizieren in der Arbeiterschicht der Kohleminen und Fabriken des industrialisierten Englands. Es war, als ob Holst die Arbeiterschicht mit qualitativ hochwertiger Musik versorgen wollte.

Der erste Satz, Chaconne, ist eine Reihe von fünfzehn Variationen über einer Bassmelodie, die zu Anfang vorgestellt wird. Diese Melodie erscheint in verschiedenen Positionen, in Inversion, in Dur- und Moll-Tonarten und einem eindrucksvollen Klimax am Ende. Die Melodie stammt von Holst, jedoch hat sie eine Ähnlichkeit mit The Agincourt Song aus dem Jahr 1415. Holst war auch ein großer Bewunderer von Purcell, und dieser Satz ist eine Hommage des 20. Jahrhunderts an einen Meister des 17. Jahrhunderts. Er ist eines der frühesten Beispiele für die Inspirationssuche eines Komponisten bei den vorklassischen Ahnen und ein frühes Zeichen für die Erstarkung des Interesses an Purcell. Vielleicht ist es kein Zufall, dass Holst’s Schüler 1911 am Morley College die erste Aufführung von The Faerie Queen seit Purcell’s Zeit gaben.

Der Komponist lässt wissen, dass die Sätze ohne Pause nacheinander folgen sollen, obwohl keine attacca – Nennungen in der Partitur stehen. Der zweite Satz Intermezzo ist licht und schnell, mit einer kontrastierenden mittleren Passage, die eine ausgedehnte Melodie im Folk-Stil bringt. Eine Coda kombiniert diese Melodie mit einer früheren, zweiten Figur, während wir mit einem flüchtigen Blick in die Welt des Mercury aus The Planets zurückgelassen werden.

Der abschließende March ist fröhlich, mit einer „Open-Air“-Atmosphäre. Ein kontrastierendes Trio baut über einem der favorisierten Mittel Holst’s, dem „Walking- Bass“, eine diatonische Melodie auf. Diese weite Melodie ist ein Beispiel für Holst’s lange musikalische Bögen – die Melodie wird von den erwarteten 32 Takten auf 48 ausgedehnt. Nach einer rhythmischen Entwicklung, die in einen vom Schlagwerk geführten Höhepunkt mündet, kehrt das weite Thema in D wieder, dieses Mal jedoch als Kontrapunkt zum ersten Thema des Marsches. Hier sollten wir uns daran erinnern, dass Holst und Vaughan Williams lebenslang Freunde waren, die gegenseitig ihre Werke während der Komposition diskutierten. So ist es von besonderem Interesse, dass die Ouvertüre zu Vaughan Williams’ The Wasps, ebenfalls 1909 datiert, auf ähnliche Weise mit der Kombination zweier Hauptthemen endet.

Das Ende ist von Interesse, da es ein eindeutiger Vorläufer der letzten Takte von Jupiter aus The Planets ist. Bei beiden Werken steht ein wiederholtes rhythmisches Pattern gegen eine Fanfare im Blech, die keinen Zweifel am finalen Charakter lässt.

 

Für viele indes besteht die größte Überraschung der Suite darin, dass nahezu jedes benutzte Thema aus der eröffnenden Bassmelodie abgeleitet ist. Angefügt ist eine Aufstellung der wichtigen Punkte bez. der Ähnlichkeit – vier thematische Formen sind hervorgehoben (B und C überschneiden sich), die in jedem Hauptthema auftauchen. Wenn dies zu den kontrapunktischen Finessen, die Holst in der Suite benutzt, hinzugefügt wird, können wir wahrlich würdigen, dass dieses Werk von grossem Einfallsreichtum ist und dass es verdient hat, einem breiteren Publikum erschlossen zu werden.

Die First Suite in Es galt lange Zeit als ein bevorzugtes Werk für Blasorchester, doch existieren auch Orchesterfassungen von Gordon Jacob (großes Orchester) und Phillip Brookes (kleines Orchester).

Wie im Fall der Second Suite in F ist die Partitur nicht genau so, wie Holst sie notiert hat. In den fast vierzig Jahren zwischen der Komposition der Suite und der Veröffentlichung der ersten Partitur 1948, die hier vorliegt, hat sich die Standardbesetzung eines Blasorchesters – insbesondere in den USA – geändert und verlangt nach einer Hinzufügung neuer Stimmen. Außerdem sind einige Stimmen, die Holst eingesetzt hat, entfallen. Die größten Veränderungen waren die Hinzufügung der Stimmen für Flöte und Piccolo in C (Holst’s schrieb für Instrumente in Des), Kontrabass-Klarinette, Bariton- und Bass-Saxophon sowie Flügelhorn.

Übersetzung: Anke Westermann

Aufführungsmaterial: Die Blasorchester-Fassung kann bei Boosey & Hawkes erworben werden. Gordon Jacob’s Arrangement (Suite in Es genannt) ist Leihmaterial bei Boosey & Hawkes. Phillip Brookes’s Arrangement ist bei MPH (www.musikmph.de) erhältlich.
Nachdruck eines Exemplars aus der Philipp Brookes Collection, Roxas City, Philippinen.

 

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Partitur Nr.

Special Edition

The Phillip Brookes Collection

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Size

210 x 297 mm

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