Gounod, Charles

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Gounod, Charles

Roméo et Juliette (with French libretto)

Art.-Nr.: 2008 Kategorie:

95,00 

Charles Gounod
Roméo et Juliette (1865-67, rev. 1873 und 1888)

(geb. Paris, 17. Juni 1818 – gest. Saint-Cloud, 18. Oktober 1893)

Oper in einem Prolog und fünf Akten
Libretto nach Shakespeare von Jules Barbier und Michel Carré

Vorwort

In der Vorrede zu seinen Lettres intimes (S. vii-ix) erinnert sich Charles Gounod daran, wie er als 1839 21jähriger Musikstudent am Pariser Conservatoire gleich nach dem Kompositionsunterricht zum Konzertsaal eilte, um „sich in einer Ecke des Saales zu verstecken und diese seltsame, gewalttätige, leidenschaftliche Musik zu belauschen, die solch neue und exotische Dimensionen eröffnete“. Bei dieser Musik handelte es sich um die dramatische Symphonie Roméo et Juliette von Hector Berlioz, der auch die Proben leitete. Der Eindruck auf den jungen Gounod war unauslöschlich: Als er einige Zeit später Berlioz persönlich kennenlernte, versetzte er den älteren Kollegen in Erstaunen, indem er sich ans Klavier setzte und lange Strecken aus dem Finale des damals noch nicht aufgeführten oder veröffentlichten Werkes auswendig vorspielte. Es besteht kaum Zweifel daran, dass Gounod auch das große und zugleich tragische Beispiel Berlioz’ als Inspiration sowie als mahnendes Beispiel vor Augen hatte, als er 25 Jahre danach dazu kam, seine eigene Vertonung des Shakespeareschen Dramas in Angriff zu nehmen.

Kaum zwei Jahre nach seiner Begegnung mit Berlioz brachte Gounod während seines Studienaufenthalts an der Villa Medici in Rom bereits erste Entwürfe zu einer Opernvertonung von Romeo and Juliet nach dem für Bellini verfassten Libretto Felice Romanis ungeduldig hervor. Es war jedoch erst viel später, nämlich Ende 1864, dass der nunmehr 46jährige Komponist, der bereits den großen Opernerfolg Faust hinter sich hatte und bald in die Académie des Beaux Arts aufgenommen werden sollte, eine Opernfassung des Sujets wieder ernsthaft in Erwägung zog. Er wandte sich diesbezüglich an seine getreuen Librettisten Jules Barbier und Michel Carré, die im Frühjahr 1865 eine brauchbare Opernadaption bereits vorlegen konnten. Gounod fand am neuen Text sofort Gefallen, da er einen Großteil der literarischen Vorlage beibehielt, ohne das Drama zu Vermarktungszwecken grob zu verballhornen. Er verließ alsbald Paris und begab sich im April 1865 an die Côte d’Azur, wo er sich sofort an die Vertonungsarbeiten machte. Die Partitur entstand in einem atemberaubend schnellen Tempo, das selbst für diesen schreibgeschwindigen Künstler ungewöhnlich erscheint. Ein Großteil der Oper wurde innerhalb eines Monats zu Papier gebracht, worauf Gounod einen nervlichen Zusammenbruch erlitt, der den weiteren Fluss der Musik zum Erliegen brachte. Zwei Wochen später saß er jedoch wieder am Schreibtisch, und bereits im August 1866 konnte er die fertige Partitur dem Theaterleiter des Théâtre Lyrique, Léon Carvalho, zukommen lassen. Mit dem musikalischen Ergebnis war der Komponist vollends zufrieden: „Der erste Akt schließt brillant, der zweite Akt verläuft zärtlich-verträumt, der dritten kühn und bewegt mit den Duetten und der Verbannung Roméos, der vierte dramatisch und der fünfte tragisch. Es ist ein fein ausgewogener Aufbau.“ Nachdem er sozusagen alle Gefühlslagen musiktheatralisch abgedeckt hatte und sich zugleich von der Flickwerktechnik seines Vorgängers Berlioz dramaturgisch distanziert hatte, wartete Gounod freudig-aufgeregt auf die Uraufführung eines Werke, dessen unweigerlichen Erfolg er instinktiv vorausahnte.

Jedoch äußerte der erfahrene und von sich selbst überzeugte Bühnenmensch Carvalho sofort Änderungswünsche. Ursprünglich hatte Gounod für gesprochene Dialoge viel Raum vorgesehen, da er die Ansicht vertrat, Rezitativ wurde den Handlungsverlauf nur verlangsamen. Carvalho war jedoch anderer Meinung, und es wurden Rezitative pflichtgemäß dazu komponiert, zusammen mit ergänzendem Material zum 2. Bild des IV. Akts sowie einer später berühmten Walzer-Arie für Carvalhos Ehefrau Marie Caroline (“Je veux vivre dans le rêve“). Weitere Teile wurden gestrichen: eine Arie des Frère Laurent, ein Chor der Mönche zur Begleitung der Hochzeitsszene, die Szene der beiden Ordensbrüder am Anfang des V. Akts. Im Laufe der Probenarbeiten wurde Gounod um das Heil seines Werkes immer weniger zuversichtlich: Die Pariser Weltausstellung war bereits im Gange, und ein großer Staatsball mit anschließendem Empfang wurde zum gleichen Termin als die geplante Uraufführung angesetzt. Gounod bat inbrünstig um eine Verschiebung der Premiere. Umsonst: Carvalho erkannte scharfsinnig, dass sich die Opernbesucher nach einer gelungenen Uraufführung stracks in den Staatsball begeben und über nichts anderes reden würden, was die Oper über Nacht zu einer internationalen Ereignis erheben würde. Und genau das ist passiert, als die Premiere am 27. April 1867 termingerecht stattfand.

 

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