Godard, Benjamin

Godard, Benjamin

Concerto romantique, Op. 35 for violin and orchestra

Art.-Nr.: 1915 Kategorie:

19,00 

Preface

Benjamin Godard
(geb. Paris, 18. August 1849 – gest. Cannes, 10. Januar 1895)

Concerto Romantique op.35

Vorwort
Am 10. Dezember 1876 fand die Uraufführung des Concerto Romantique op. 35 von Benjamin Godard mit der Violinistin Marie Tayan statt, für die dieses Werk geschrieben und der es gewidmet war. Marie Tayan war zu dieser Zeit 21 Jahre alt, konzertierte aber schon mit 10 Jahren als Solistin. Sie hatte bereits ein Streichquartett gegründet und war eine gefragte Solokünstlerin, die vornehmlich für Werke von Komponistinnen eintrat. Sie spielte 1877 die Uraufführung von Gabriel Faurés Violinsonate Nr. 1 A-Dur und sollte die französische Erstaufführung von Tschaikowskys Violinkonzert aufführen – jedoch zog Tschaikowsky später seine Zusage zurück; Martin Pierre Marsick übernahm den Solopart an ihrer Statt. Obwohl das Concerto Romantique Godards Opus 35 war, war er 1876 erst 27 Jahre alt. Sowohl Godard als auch Tayan waren brillante und geschätzte Musiker und hatten eigentlich noch eine lange produktive Zeit bis ins 20. Jahrhundert hinein vor sich. Keiner der beiden jedoch erlebte das Jahr 1900. Tayan starb 1892 im Alter von 37 Jahren, Godard 1895 mit 45.

Die Revue et Gazette musicale de Paris vom 17. Dezember 1876 besprach die Uraufführung mit begeisterten Worten. Marie Tayan hatte das Werk bereits einige Wochen zuvor in einer privaten Aufführung im Salon von Henri Vieuxtemps gegeben, einem der größten Violinisten des 19. Jahrhunderts und Godards Lehrer, ehe die öffentliche Uraufführung als Teil von Jules Pasdeloups Concerts populaires (in dem Konzert wurde auch die französische Erstaufführung von Tschaikowskys Fantasie-Ouvertüre Roméo et Juliette dargeboten) stattfand. Die Revue berichtete, dass das neue Konzert „einen sehr positiven Eindruck gemacht“ habe [„elle a fait une impression très-favorable], dass das Intermezzo auf Drängen der Zuhörer wiederholt wurde und das Konzert „sehr französisch“ [„bien français“] sei wie auch eine offene und reizende Grundhaltung habe [„franche et aimable allure“]. Zudem wurde Marie Tayan gelobt: „Die Ausführung von Mlle. Tayan war perfekt; Genauigkeit, Stil, Schönheit und Klangfülle …“ [„L‘exécution de Mlle Tayan a été parfaite; justesse, style, beauté et puissance de son, …“].

Die Uraufführung des Concerto Romantique war auch aus einem anderen Grundes bemerkenswert. Laut eines Artikels im Magazin The Strad (Oktober 2013) benutzte Marie Tayan Stahlsaiten (A- und E-Saite) auf ihrer Collin-Mézin-Violine, offenbar einer der ersten Einsätze dieses Saitentyps in einem bedeutenden Konzert.

Weniger als zehn Jahre später, am 3. Februar 1884, führte Ovide Musin zusammen mit Theodore Thomas und dem New York Philharmonic Orchestra das Concerto Romantique in einem Konzert im Clubhaus der New Yorker Liederkranz Society auf. Während der belgische Violinist Ovide Musin (1854-1929) in der Kritik der New York Times (4. Februar 1884) für seinen „klaren Ton, seine elegante Art und seine leichte und genaue Ausführung“ gelobt wurde, erntete Godards Werk in deutlichen Worten einen Verriss: „Nur ist es sehr bedauerlich, dass er [Musin] sich am letzten Abend durch die Auswahl eines der protzigsten und kitschigsten Konzerte, das je einem weltstädtischen Auditorium zu Gehör gebracht wurde, von seiner schlechten Seite zeigen sollte. Benjamin Godards `Concerto Romantique` kann schwerlich mit Geduld ertragen werden. Es ist eine lange und formlose Komposition, eher durch Pausen als durch Charakter in vier Teile gegliedert. Die langsamen Sätze sind nichts als ein erfolgloses Gebastel an unerreichbaren Effekten, und das Scherzo, das – außerordentlich genug – auf Wunsch wiederholt werden musste, ist hinsichtlich des Themas und der generellen Behandlung sehr trivial. Beides ist gewöhnlich und dürftig.“

1920 schrieb Ovide Musin „My Memories“, in denen er seine Aufführung des Konzertes von Godard im Jahr 1884 beschreibt. Musin hatte das Concerto Romantique in London gespielt und plante es „als interessante Neuheit“ für das Konzert der Liederkranz Society. Musin weiter: „…etwas Französisches war in Thomas‘ Augen eine Abscheulichkeit“ und „seine Manierismen während des Dirigats dieses Werkes waren spöttisch, verächtlich, respektlos und beleidigend gegenüber dem Komponisten und dem Solisten. Seine Clownerien liessen ihn in meiner Wertschätzung sinken …“ Musin ordnete den Vorfall in den Kontext grundsätzlicher französisch-deutscher Konflikte in Sachen Ästhetik ein und erklärte sogar: „Ich bin durch jedes zivilisierte Land auf der Welt gereist und habe dort gelebt; Deutschland habe ich immer für das unkünstlerischste Land der Welt gehalten.“ Ein weiterer interessanter Aspekt der Kritik in der Times ist die widerwillige Erwähnung der Wiederholung eines Satzes auf vielfachen Wunsch… (von Bruce R. Schueneman
, Professor, Texas A&M University-Kingsville, 2017)

 

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Score Data

Edition

Repertoire Explorer

Genre

Violine & Orchester

Format

210 x 297 mm

Klavierauszug

vorhanden

Druck

Reprint

Seiten

52

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