Foerster, Josef Bohuslav

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Foerster, Josef Bohuslav

Symphony No. 4 in C minor Op. 54 “Osternacht” (Easter Eve)

Art.-Nr.: 223 Kategorie:

31,00 

Preface

Josef Bohuslav Foerster – IV. Symphonie c-moll op. 54 (1904-05)

(geb. Prag, 30. Dezember 1859 – gest. Novy Vestec [nahe Stará Boleslav], 29. Mai 1951)

I Molto sostenuto – Allegro p. 3
II Allegro deciso – Allegro moderato – Tempo I, di scherzo Allegro vivace p. 39
III Andante sostenuto p. 72
IV Lento lugubre – Animato – Allegro moderato – Allegro p. 90

Vorwort
Josef Bohuslav Foerster war, zusammen mit seinen jüngeren Kollegen Vítezslav Novák, Josef Suk und Otakar Ostrcil, nach Leos Janácek der führende tschechische Komponist seiner Generation. 1888 heiratete er die berühmte Opernsängerin Berta Lauterer. Als sie 1893 in Hamburg engagiert wurde, folgte er ihr dorthin. 1903 holte Gustav Mahler sie an die Wiener Hofoper. Foerster kam nach und erfreute sich bald reger Förderung durch Mahler. (Mahler zu Foerster: “Werde ich selbständiger Konzertdirigent, so will ich alle ihre Symphonien aufführen.”) 1918 kehrte Foerster nach Prag zurück, wo er vor allem als hochangesehener Lehrer weiterwirkte. Als Komponist bediente er ausgiebig alle Genres. Unter seinen ca. 190 Werken finden sich fünf Symphonien (1888, 1893, 1895, 1905, 1929), unter denen die Vierte mit Abstand am populärsten wurde und allgemein als der Höhepunkt seines Schaffens gilt.
Foerster komponierte seine Vierte Symphonie in c-moll op. 54 1904-05 und gab ihr den Titel
Die große Nacht bei, der in der gedruckten Partitur nicht vermerkt ist. 1955 erschien in deutscher Übersetzung Foersters Autobiographie Der Pilger in komprimierter Form, herausgegeben von seinem Freund Frantisek Pala und basierend auf der zweibändigen tschechischen Originalausgabe: Poutník (Der Pilger; Prag 1942) und Poutník v cizine (Der Pilger im Ausland; Prag 1947). In dieser umfassenden Rückschau erzählt der Komponist:
“Es war noch in Hamburg, im Jahre 1904, als ich — von der Stimmung der heiligen Woche ergriffen — am Karfreitag meine Vierte Symphonie zu schreiben begann. Ich hatte keine genaue Vorstellung von der Anlage des Ganzen und war anfangs unschlüssig, ob ich das Werk nicht mit einer Karfreitag-Meditation abschließen sollte.
Wie schon die ersten Takte beweisen, wollte ich das Werk in reicher polyphoner Führung anlegen. Der erste Satz ging sehr schnell vonstatten, sein tragischer Charakter und das verhältnismäßig langsame Tempo riefen geradezu nach einem starken Kontrast. Mir fielen meine Kinderjahre ein, namentlich die Osterferien, die ich einmal beim Großvater in Osenice verleben durfte.
Die erwünschte Stimmung war damit gegeben. Im ersten Satz die Ostertage, wie der Erwachsene sie erlebt, im zweiten die Osterfeiertage, mit den Augen eines Kindes gesehen. Dort der schmerzensreiche Weg in den Spuren des sein Kreuz tragenden Erlösers, hier das erste Grün, Anemonen und Himmelschlüssel, Lenzlüfte und Hirtenlied. Der anschließende langsame Satz eine Lobpreisung der Einsamkeit und ihres Zaubers, ein Gebet mit zwei Themen, die vor dem Schluß in eins verfließen. Der letzte Satz, eine Fuge mit drei Themen, deren zweites dem Gregorianischen Choral entnommen ist, erwuchs zur Feier des auferstandenen Heilands; der Satz mündet in einen jauchzenden Hymnus, der dreimal von unserem Heimatlied: Am dritten Tag ist der Schöpfer erstanden unterbrochen wird.
Ein Jahr später, als ich nach Wien kam, um dort die Ferien zu verbringen, brachte ich die fertige Skizze mit. Den ersten Teil der Ferien hatte ich, von einer Krankheit meiner Frau dazu bewogen, in dem malerischen Tal am Flüßchen Kamp in der Nähe von Wien verbracht. Wir wohnten abseits, fern von allem Treiben, in dem inmitten von Wäldern gelegenen stillen Hause des Wiener Tschechen Herrn Karásek. In östlicher Richtung grüßte den Wanderer eine von wunderschönen Lindenbäumen umsäumte alte Pilgerkirche, Vierlinden — im Osten reckte die malerische Rosenburg ihre altersgrauen Türme und Zinnen. […] Ich schrieb Tag für Tag bei herrlichem Sommerwetter im Garten an meiner Partitur. Als die Symphonie fertig war, meldete ich sie bei meinem Freund Oskar Nedbal für die Konzertprogramme der Tschechischen Philharmonie in der nächsten Saison an.”
(Foerster über Nedbal: “Es war ein Schauspiel, ihn in den Proben zu sehen und zu verfolgen, mit welcher Seligkeit er jeden Takt ausarbeitete, wieviel neue, hinreißende Einzelheiten ihm einfielen, wenn er die schwelgenden Farben des Orchesters und den unerschöpflichen Reichtum ihrer Verbindungen in sich aufnahm, in denen die geheimnisvollen Wirkungen der Kombinationstöne eine wesentliche Rolle spielten.”)

Die Uraufführung von Josef Bohuslav Foersters Vierter Symphonie in c-moll op. 54 fand am 22. November 1905 in Prag statt. Oskar Nedbal (1874-1930) leitete die Tschechische Philharmonie. Seither hat sich dieses tief empfundene Werk als Teil des ehernen Repertoires tschechischer Symphonik bewährt, jedoch außerhalb Tschechiens bis heute nicht Fuß fassen können. Die Partitur erschien 1924 bei der Universal Edition im Druck. Am 17. Januar 1948 leitete Rafael Kubelík die Tschechische Philharmonie in der unübertroffenen Ersteinspielung des Werkes für Supraphon.
Christoph Schlüren

Aufführungsmaterial ist vom Originalverlag Universal Edition, Wien (www.universaledition.com) zu beziehen.

Nachdruck mit freundlicher Genehmigung der Universal Edition AG, Wien, 2003.

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Score Data

Edition

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Genre

Orchester

Seiten

152

Format

160 x 240 mm

Druck

Reprint

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