Dojmy z venkova (Impressions from the Country) Suite Op. 54

Fibich, Zdeněk
25,00 €
Preface
Fibich, Zdeněk – Dojmy z venkova, Suite Op. 54
(«Eindrücke vom Lande») Suite für symphonisches Orchester, op. 54 (1897/98)
Vorwort
Während seines kurzen Lebens und noch eine kurze Zeit danach zählte der vielseitige und außerordentlich produktive Zdenek Fibich neben Smetana und Dvorák zum Dreigestirn der tschechischen Nationalkomponisten. Daß er schließlich doch diesen Rang an den etwas jüngeren Zeitgenossen Janácek abtreten mußte, darf nicht über die handwerkliche Meisterschaft und die mitunter auflodernde Gefühlsgewalt seiner Musik hinwegtäuschen. Fibich wuchs in einer gebildeten zweisprachigen Familie auf und verbrachte seine Schulzeit in Wien und Prag. Als er mit 15 Jahren nach Leipzig zog, um seine musikalische Ausbildung (1865-67) fortzusetzen, hatte er bereits 50 Kompositionen vollendet. Nach weiteren Studienjahren in Paris und Mannheim kehrte er 1870 nach Prag zurück, wo es ihm schnell gelang, eine freiberufliche Existenz als Komponist und Privatlehrer aufzubauen. Obwohl er in beinahe allen Gattungen ein umfangreiches Oeuvre schuf, ist Fibich heute wohl am bekanntesten als Meister des Konzertmelodrams, bei dem ein vom Orchester begleiteter Sprecher einen literarischen Text vorträgt, sowie als Schöpfer der Nálady, dojmy a upomínky («Stimmungen, Eindrücke und Erinnerungen» 1892-98), eines Zyklus von nicht weniger als 376 Klavierstücken – eine Art erotisches Tagebuch der großen Liebe seiner späteren Jahre – und der die beliebte und unverwüstliche Miniatur Poème als Stück Nr. 139 enthält.
Das Orchesterwerk Dojmy z venkova («Eindrücke vom Lande») ist Fibichs einzige Orchestersuite und zugleich eine seiner persönlichsten musikalischen Äußerungen, die eine nahe Verwandtschaft zur Grundstimmung des oben erwähnten Klavierzyklus Nálady, dojmy a upomínky aufweist. Das Werk gliedert sich in fünf Teile, deren Überschriften sich sinngemäß als «Mondnacht», «Gevattertanz», «Aufwärts», «Plauderstündchen» und «Tanz im Grünen» übersetzen lassen. Den Anfangssatz hat man treffend als «programmatische Fuge» über ein weit ausholendes, eine große Dezime umspannendes diatonisches Fugenthema bezeichnet. Angelegt wird der weiträumige Satz in einer schlichten Liedform, bei der im kontrastierenden Mittelteil das Kontrasubjekt stärker zur Geltung kommt. Beim zweiten Satz handelt es sich um eine Tanzmusik, die dem dreiertaktigen österreichischen «Ländler» so sehr ähnelt, daß der Satz mitunter auch als solches benannt wird. Tatsächlich jedoch lehnt sich der zweite Satz in Instrumentierung, Harmonik und Rhythmik an ländliche tschechische Tanzformen an. Wegen des exponierten Einsatzes des Waldhorns, der ein Gefühl räumlicher Entfernung und des «al fresco» hervorzurufen soll, hat man den dritten Satz zu Recht als «durchkomponierte Fanfare» beschrieben. Darüber hinaus stellt er die musikalische Schilderung einer Gipfelbesteigung dar, die schließlich pianissimo in einem Panoramablick über die umliegende Bergwelt endet. Der vierte Satz entpuppt sich als Aneinanderreihung von fünf verschiedenen Bagatellen, die ungefähr in einer Rondoform angelegt werden, um immer wieder zum Anfangsthema zurückzukehren zu können. Letzteres entstammt einem Klavierstück, das ursprünglich 1897 unter dem Titel Dolce far niente («Süßes Nichtstun») veröffentlicht wurde – einem Titel, der in den neuen Zusammenhang der Orchestersuite ausgezeichnet paßt. Immer wieder platzen die Orchesterinstrumente – eine zirpende Flöte, eine schwatzhafte Klarinette, ein «gelahrter» Fagott – humorvoll in das musikalische Geschehen ein, um den Eindruck einer entspannten Unterhaltung unter Freunden aufkommen zu lassen. Der Schlußsatz ist wiederum eine Tanzmusik, diesmal jedoch mit Anklängen einer musikalisch-nationalistischen Apotheose à la Smetana. Erneut fließt ein Thema aus einer früheren Komposition Fibichs ins Satzgefüge ein, und zwar aus dem Streichquartett A-Dur (1874), wo es anstelle des üblichen Scherzosatzes als Polka erscheint. Es ist wohl wegen dieser kammermusikalischen Ursprünge, daß die kompositorische Faktur ihre Durchsichtigkeit erhält.
Die Orchestersuite Dojmy z venkova wurde am 7. März 1899 von den Tschechischen Philharmonikern unter der Leitung des Komponisten in Prag uraufgeführt. Trotz der freundlichen Aufnahme durch das Publikum gelang der Durchbruch erst zehn Jahre nach Fibichs Tod, als das Werk am 12. Dezember 1910 von seinem ehemaligen Schüler Otakar Ostrcil und dem gleichen Orchester aufgeführt wurde. Seitdem erfreut sich die Suite in den Konzertsälen und Rundfunkprogrammen ihre Heimat einer gewissen Beliebtheit und wird vielerorts als Pendant zur Slowakischen Suite op. 32 von Vitezslav Novák betrachtet. Eine vierhändige Bearbeitung von F. Heyduk wurde von der Foerster-Gesellschaft in Prag ohne Erscheinungsjahr veröffentlicht, die Partitur erschien jedoch erst 1962 in einer Ausgabe des Staatlichen Musikverlags in Prag.
Bradford Robinson, 2006
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Score Data
Edition | Repertoire Explorer |
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Genre | Orchester |
Seiten | 116 |
Format | 160 x 240 mm |
Druck | Reprint |