La Boîte à Joujoux for orchestra
Debussy, Claude / orch. Caplet, André
34,00 €
Preface
Debussy, Claude / orch. Caplet, André – La Boîte à Joujoux for orchestra
Vorwort
Nach der Vollendung seines Balletts Jeux, poème dansé (1913) machte sich Debussy gleich an die Arbeit, ein weiteres musikalisches Schauspiel zu komponieren, für das er auf sein einzigartiges Verständnis von Kinderspielzeug und Musik für Kinder zurückgriff, das er während seiner vorgehenden Arbeiten entwickelt hatte. Mit seinem Klavieralbum Children’s Corner (1908), das von Durand veröffentlicht wurde und seiner Tochter Claude-Emma (geboren 1905), genannt Chou Chou gewidmet war, begann Debussy mit der musikalischen Bebilderung der illustrierten Kindergeschichte La Boîte à Joujoux (Die Spielzeugschachtel) des bekannten Kinderautoren André Hellé (1871–1945). Der Komponist selbst gibt einen kurzen Abriss von Hellés Geschichte: “Ein Pappsoldat verliebt sich in eine Puppe; er versucht, ihr seine Liebe zu beweisen, aber sie betrügt ihn mit Polichinelle. Der Soldat hört von ihrer Affäre, und schreckliche Dinge nehmen ihren Lauf: eine Schlacht entbrennt zwischen dem hölzernen Soldaten und Polichinelle. Kurz zusammengefasst, es wird der Verliebte während des Kampfes schwer verwundet. Die Puppe pflegt ihn … und zusammen leben sie glücklich bis an ihr Ende.” (Debussy, in einem Interview in Comoedia vom 1. Februar 1914, wiederveröffentlicht in Lesure, 1977, 307–308).
Die Geschichte ist die einer Dreiecksbeziehung. Ein Spielzeugsoldat hat sich in eine Tanzpuppe verliebt, die sich wiederum in Polichinelle (einen traditionellen französischen Charakter ähnlich einem Clown, oft Pulcinella genannt) verguckt hat. Ein Krieg bricht aus zwischen dem Soldaten und Polichinelle. Unglücklicherweise wird der Soldat verletzt, und als die Puppe sich um ihn kümmert, verliebt sie sich ebenfalls und verwandelt so das Geschick des Soldaten in ein Happy End. Soldat und Puppe heiraten. Helle betont die Tiefe dieser Charaktere, indem er anmerkt, dass die Spielzeugschachtel stellvertretend für “wirkliche Städte, in denen Spielzeugfiguren zusammenleben wie richtige Menschen.” steht (Thompson, 1940, 358).
Im gleichen Interview mit Maurice Montabré aus dem Jahr 18914 spricht Debussy über die Inszenierung dieses Werks: “Wir überlegen eine Inszenierung der La Boîte à joujoux an der Opéra-Comique. Hellé, der perfekteste Designer für dieses Werk, hat die Inszenierung und das Bühnenbild konzipiert, und dank des Enthusiasmus von M. Gheusi ist das Projekt nun auf den Weg gebracht. Aber es wird sehr schwierig zu bewältigen sein. Die Opéra Comique ist nur ein Theater, und für dieses Werk müssen Besetzung und Aufführungsbedingungen genau passen. Sie verstehen, was das bedeutet? (…) ein Stück, das Kindern Spass machen soll, mehr nicht.” (Ibid., 311)
Debussys Pochen auf ein Kinderpublikum und seine Erwähnung von “Einfachheit” steht im krassen Gegensatz zur Komplexität des Werks und den Details der Partitur, denen man anmerkt, dass er diesem Werk ebenso viel seiner Kunstfertigkeit gewidmet hat wie der Oper Pelléas (1902). Obwohl La Boîte à Joujoux nicht zu Lebzeiten des Komponisten aufgeführt wurde, hinterliess er detailierte Anweisungen, wie das Stück zu inszenieren sei. Er bestand darauf, dass die “natürliche Einfachheit” des Balletts durch Charaktere mit “eckigen Bewegungen” und “burlesker Erscheinung” (Ibid., 312) gewahrt werde, und hatte gleichzeitig deutliche Einwände gegen die Opéra Comique als Aufführungsort.
Ernest Newman verglich in seinem Exposé über Debussys Stil La Boîte mit dessen Oper Pelléas, indem er auf die atmosphärische Ähnlichkeit zwischen dem Spielzeugladen und den Wäldern in Pelléas verweist. Sein bemerkenswerter Vergleich widerspricht ohne Zweifel Debussys Absichten, der über Gheusis theatralische Pläne in einem Brief an Durand spottete, indem er sie mit Pelléas vergleicht: “”Kann ich mir sicher sein, dass Sie sich über M. Gheuzis grosszügigen, aber merkwürdigen Ideen zu La Boîte à Joujoux bewusst sind? Sie sind charakteristisch für unsere Zeit, in der es üblich ist, viel Lärm um überhaupt nichts zu machen!” (Debussy, Briefe an Durand, 16. Januar 1914, in Debussy Letters, ed. Francois Lesure und Roger Nichols, London: Faber and Faber, 1987, 285). …
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Score Data
Edition | Repertoire Explorer |
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Genre | Ballett |
Seiten | 160 |
Format | 210 x 297 mm |
Druck | Reprint |