Sonate in c, opus 3 für piano solo
Callaerts, Joseph
14,00 €
Preface
Joseph Callaerts – Sonate in c, Op. 3 (undatiert)
(Antwerpen, 11. August 1830 – Antwerpen, 3. März 1901)
Das reiche musikalische Leben des Antwerpeners Joseph Callaerts drehte sich hauptsächlich um die Orgel. Als respektierter Komponist, Interpret und Improvisator besaß er auch eine große Reputation als Pädagoge. Man ehrte ihn mit verschiedenen Auszeichnungen, er bekam wichtige Kompositionsaufträge und wurde als Juror zu Wettbewerben herangezogen und eingeladen, neue Orgeln einzuspielen. Callaerts führte ein aktives internationales Konzertleben. 1892 wurde ihm die Plakette eines Ritters im Leopoldsorden verliehen. Seine Kompositionen wurden schon zu Lebzeiten überall gewürdigt und finden auch heute noch Freunde, obwohl sie nach den ersten Jahrzehnten des zwanzigsten Jahrhunderts auch etwas in Vergessenheit geraten sind.
Callaerts begann seine Ausbildung als Chorknabe an der Antwerpener Liebfrauenkathedrale unter dem Dirigenten Guillaume J. J. Kennis und dem Gesangspädagogen Corneel Schermers. Danach ging er bei dem Komponisten und Violinisten Henri Simon und bei dem Komponisten, Pianisten, Pädagogen und Autoren Edouard Grégoir in die Lehre. 1850 wurde Callaerts Organist am Jesuitenkolleg in Antwerpen. Noch während seines Studiums bei Jacques-Nicolas Lemmens am Königlichen Konservatorium in Brüssel, wo er 1886 einen Ersten Preis für Orgel gewann, bekam er 1855 die Stelle als Titularorganist an der Kathedrale von Antwerpen. 1863 wurde er auch Glockenspieler der Stadt, ab 1867 wirkte er als Orgellehrer und später auch als Dozent für Praktische Harmonielehre an der Antwerpener Musikschule (Schule von Peter Benoit). Jan Blockx, Emile Wambach, Willem De Latin und Lodewijk Mortelmans gehörten zu seinen bekanntesten Orgelschülern.
Neben einer langen Liste an Orgelwerken, unter denen sich auch ein Concerto befindet, schrieb Callaerts Klavier- und Kammermusik, Chorwerke und Kantaten, Lieder, Orchesterwerke, eine Opéra comique, eine große Menge liturgischer Musik wie Motetten, Litaneien und Messen und ein Werk für Harmonieorchester und Fanfare. Als Komponist gilt er als Vertreter der klassischen Strömung. Im Gegensatz zu seinem Zeitgenossen Peter Benoit experimentierte Callaerts nicht mit neuartigen Formen und hegte keine Ambitionen, mit seiner Musik irgendeine politische oder soziale Botschaft zu vermitteln.
Sonate in c, Op. 3 (undatiert)
Von Callaerts ist nur eine einzige Klaviersonate bekannt, ein Frühwerk, das überwiegend klassisch anmutet. Die Sonate wurde bei Heugel in Paris herausgegeben. Mit ihrer vierteiligen Struktur entspricht sie vollauf der Tradition: Allegro (c), Andante (As), Menuetto & Trio (Es-As), Finale (c).
Durch starke Kontraste will das klassizistische Eingangsthema des Allegros eine originelle Wirkung erzielen: zwei Takte in pianissimo, dann zwei Takte in fortissimo. Eine gesangliche Linie leitet zum zweiten Teil der Themagruppe mit seinen punktierten Rhythmen in der Art der französischen Ouvertüre, Läufen und sforzandi, alles fortissimo. Die zweite Themagruppe, in der Paralleltonart Es, dolce im Charakter, ist elegant und leicht wie bei Mendelssohn. Eine kurze Codetta schließt die Exposition. Die Durchführung (cantando) setzt mit Melodie in As ein, deren Kopf an das Eingangsthema in c erinnert, jedoch vorherrschend gesanglich-erzählend ist. Nach der Durchführung und ihrer Wiederholung wird der zweite Teil des Eingangsthemas in variierter Form wiederholt, nun aber in As. Eine Wiederaufnahme des zweiten Themas in c und eine Coda runden diesen Satz in fortissimo ab.
Der zweite Satz ist ein ruhig dahinfließendes Andante in der Atmosphäre eines langsamen Salontanzes. Der Mittelteil entwickelt sich aus denselben rhythmischen und melodischen Elementen, ist jedoch unruhiger mittels dynamischer Kontraste, einer getriebenen Rhythmik und einer Fülle von Modulationen. Die Reprise des A-Teils ist rhythmisch auch lebendiger als im Beginn durch Begleitungsnoten in Staccato und dahinplätschernden Akkordfüllungen.
Der dritte Satz (Allegro) ist ein Menuett mit Trio. Das Menuett passt in den klassizistischen Rahmen, mit der Ausnahme, dass die erste Phrase aus vier plus fünf Takte zusammengestellt ist. Das Trio mit seinem walzerartigen Charakter passt stilistisch in die Salonkultur. Auch hier besteht das Thema aus einer unpaarigen Anzahl Takte, nämlich dreizehn. Die Wiederholung des Menuetts bringt das Ganze ins Gleichgewicht durch die geschmackvolle Verbindung von klassischen und leichteren Idiomen.
Das Finale (Allegro vivo) ist wiederum klassizistisch und polythematisch, seine Themen sind oft auf einander bezogen. Es gibt keine echte Durchführung, obwohl der Abschnitt nach dem wiederholten Teil (der als viertes Thema betrachtet werden kann) diese Rolle anscheinend übernimmt. Hier folgt eine deutliche Rekapitulation der vier Themen, jedoch in einer etwas geänderten Reihenfolge. Die tonale Entwicklung ist wenig abenteuerlich und beschränkt sich beinahe ausschließlich auf die Haupt- und Paralleltonart.
Liselotte Sels, Übersetzung Michael Scheck
Nachdruck einer Kopie aus der Bibliothek des Königlich Flämischen Konservatoriums von Antwerpen (KVC 123.990). Diese Partitur wurde in Zusammenarbeit mit dem Studienzentrum für flämische Musik (www.svm.be) und Labo XIX&XX, einer Untersuchsgruppe der Bibliothek des Königlichen Konservatoriums Antwerpen, herausgegeben. Diese Ausgabe ist ein Teil des Untersuchsprojekts ‘„Flämische Flügel“: ungehörte Klaviermusik auf zeitgenössischen Instrumenten.‘
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Score Data
Sonderedition | The Flemish Music Collection |
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Genre | Solo Instrument |
Format | 225 x 320 mm |
Druck | Reprint |
Seiten | 24 |