Bruch, Max

Alle

Bruch, Max

Adagio appassionato for Violin and Orchestra in F minor Op. 57

Art.-Nr.: 1934 Kategorie:

19,00 

Bruch, Max

Adagio appassionato for Violin and Orchestra in F minor Op. 57

Vorwort
Trifft man in Bergisch Gladbach auf das 1991 entstandene Denkmal von Max Bruch und seiner Mäzenin Maria Zanders, so ist es geradezu rührend zu sehen, dass der Meister dort mit einer Violine in seinen Händen verewigt wurde – erweist sich dies doch als eine Referenz für Bruchs tiefe Zuneigung zu diesem Instrument, für das er eine beachtliche Zahl an Werken von zeitloser Schönheit hinterlassen hat. Obwohl der Komponist selbst nie Violine gespielt hat, geht aus den Erinnerungen seines Sohnes Ewald Bruch hervor, dass sein Vater das Instrument „über alles [liebte]“1. So soll er nach den Erinnerungen seines Sohnes wörtlich geäußert haben: „Man muß die Geige behandeln wie eine Geliebte. Man muß alles tun, um sie zufrieden und glücklich zu machen!“2 Die der Violine zugedachten Melodien sind bei Bruch stets von reicher Anmut und Kantabilität geprägt – Eigenschaften, die zu den charakteristischen Merkmalen seiner Tonsprache geworden sind.
Neben großen, mehrsätzigen Werken finden sich in seinem Œuvre eine Reihe einsätziger Konzertstücke, darunter das Adagio appassionato für Violine und Orchester in f-Moll op. 57, das um 1890 parallel zu seinem Violinkonzert Nr. 3 in d-Moll mit der benachbarten Opuszahl 58 entstanden ist. Die von Wilhelm Altmann in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts geäußerte Vermutung, dass es sich bei dem Adagio appassionato ursprünglich um einen Satz für das dritte Violinkonzert handele,3 wird in jüngerer Zeit als unwahrscheinlich angesehen.4 Insoweit beruhte Altmanns Vermutung möglicherweise auf der strukturellen Ähnlichkeit eines Motivs, welches im Adagio appassionato und im Kopfsatz des dritten Violinkonzerts eingegrenzt werden kann.5 Allerdings lassen sich darüber hinaus keine weiteren Ähnlichkeiten feststellen.

Obwohl es sich um ein nur einsätziges Werk handelt, weist dieses eine bemerkenswerte formale und harmonische Ausgestaltung auf, welche die kompositorischen Fähigkeiten des Meisters und die Originalität seiner Ideen unter Beweis stellt: Mit seiner Anlage als Sonatenhauptsatz folgt das Adagio appassionato einer repräsentativen Form, die in der Regel in den Kopfsätzen von Sinfonien, Sonaten oder Konzerten vorzufinden ist. Dass die Themen in der Exposition jeweils nacheinander von Orchester und Solist vorgestellt werden, verleiht dem Werk nicht nur sinfonische Züge, sondern führt zu einer weitgehenden Gleichberechtigung der beiden Klangkörper, wie man es aus dem sinfonischen Konzerttypus des 19. Jahrhunderts kennt. Die Eröffnung des Werkes, an die sich nach 16 Takten die Vorstellung der beiden gegensätzlichen Themen anschließt, ist von tragischem Charakter und wird von den auftaktigen Klagerufen der Solovioline geprägt. Den anschließend vorgestellten Themen kommt im weiteren Verlauf die Bedeutung einer Dramaturgie von Trauer und Trost zu. So wird im Durchführungsteil lediglich das schwermütige Hauptthema und die anfänglichen Klagerufe der Solovioline verarbeitet, was man als eine Art Trauerbewältigung verstehen kann. Das tröstliche Seitenthema bleibt hingegen unangetastet und kommt erst in der Reprise vollständig zur Entfaltung, wo ihm eine besondere Rolle zukommt: Denn anders, als man es erwarten würde, kehrt dort das anfängliche düstere f-Moll nach dem Einsatz des Dur-Seitenthemas nicht mehr zurück. Das Werk wird vielmehr in der Durtonika zu Ende geführt, wodurch das tröstliche Element des Seitenthemas in der Reprise eine höhere Gewichtung erhält. Diesem kommt zum Schluss die symbolische Rolle zu, die anfängliche Trauer und Tragik überwunden zu haben. Wie diese kurze analytische Betrachtung zeigt, folgt das Werk nicht nur bloßen formalen und harmonischen Regeln; vielmehr gelingt dem Komponisten mit dem Ausklang in Dur eine weitaus tiefgründigere musikalische Aussage.

Einen interessanten Prozess hat das Werk in Bezug auf das Verhältnis zwischen Bruch, dem befreundeten Violinisten Joseph Joachim und dem Verleger Fritz Simrock durchlaufen und weist in dieser Hinsicht vielleicht sogar einen intensiveren Bezug zum dritten Violinkonzert auf, als auf kompositorischer Ebene. Da zwischen Simrock und Joachim eine persönliche Antipathie bestand, beabsichtige Bruch, Simrock auszuweichen und das Adagio appassionato mit einer Widmung an Joseph Joachim bei Breitkopf & Härtel zu veröffentlichen.6 Allerdings beanspruchte Simrock das Werk aufgrund vertraglicher Absprachen für sich, sodass Bruch sich entschloss, auf die Widmung zu verzichten.7 Offensichtlich wollte der Komponist das Verhältnis zu seinem Verleger nicht unnötig belasten. Somit wurde das Adagio appassionato im Jahre 1891 bei Simrock ohne Widmung veröffentlicht. Um aber auf der anderen Seite den designierten Widmungsträger Joseph Joachim nicht zu brüskieren, trat Bruch mit seinem dritten Violinkonzert an ihn heran: „Ich möchte Sie […] bitten, die Dedication dieses Concertes anzunehmen, statt der Dedication des Adagio appassionato. Denn das Concert ist das größere und bedeutungsvollere Werk, es entsteht, wie das I. Concert, unter Ihrer wichtigen Mitwirkung, es ist ganz und gar für Sie gedacht und unter der Einwirkung Ihres Spiels entstanden, – es gehört Ihnen schon jetzt in höherm Sinne.“8 Durch geschickte Verhandlungen konnte Bruch später sogar erreichen, dass Simrock die Widmung an Joachim akzeptierte und auch das Violinkonzert Nr. 3 op. 58 in seinem Verlag veröffentlichte.–

Komplettes Vorwort lesen > HERE

Partitur Nr.

1934

Edition

Repertoire Explorer

Genre

Violine & Orchester

Seiten

50

Format

Druck

Reprint

Nach oben