Bruch, Max

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Bruch, Max

In Memoriam, Adagio in C-sharp minor for violin and orchestra, op. 65

Art.-Nr.: 1833 Kategorie:

16,00 

Max Christian Friedrich Bruch

(geb. Köln, 6. Januar 1838 – gest. Berlin, 2. Oktober 1920)

In Memoriam
Adagio cis-moll op. 65 für Violine und Orchester (1892/93)

Vorwort
Max Bruch und die Geige – was für eine Erfolgsgeschichte, natürlich im Zusammenspiel mit Joseph Joachim (1831-1907), dem großen, stilprägenden deutschen Geiger der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Bruch hat in keiner anderen Gattung einen so wesentlichen Beitrag geleistet wie für Violine und Orchester, wobei die Ironie an der Geschichte ist, dass ihm das erfolgreichste Werk gleich zu Beginn von der Hand ging – das einzige, welches es in den Kanon der Repertoirewerke geschafft hat: das Erste Violinkonzert in g-moll op. 26 von 1865-67, das jeder Geiger kennt und jeder Violinsolist im Repertoire führt. Bruch versuchte natürlich, an diesen Erfolg anzuknüpfen, doch einzig mit der Schottischen Fantasie sollte ihm noch einmal etwas ähnlich Populäres gelingen. Nach dem g-moll-Konzert entstanden für Violine und Orchester die Romanze in a-moll op. 42, das Zweite Violinkonzert in d-moll op. 44 (1877), die Schottische Fantasie op. 46 (1879-80), das Adagio appassionato-Konzertstück op. 57, das Dritte Violinkonzert in d-moll op. 58 (1891), die Schwedischen Tänze op. 63, ‚In memoriam’ op. 65, die große viersätzige Serenade in a-moll op. 75 (sein umfangreichstes Werk für Solist und Orchester von 1899-1900) und das Conzertstück in fis-moll op. 84 (1910).

Als Einzelsatz am größten angelegt ist ‚In memoriam’, eine große Instrumental-Gesangsszene, deren handschriftliche Partitur er am 9. Januar 1893 aus Berlin an Joseph Joachim sandte, beigefügt die „erste provisorische Solostimme des Stücks“, um „alles darin zu ändern, was Ihnen nicht geigenmäßig erscheint“. Noch scheint der Titel da nicht endgültig festgestanden zu haben, denn Bruch fügte hinzu: „Vielleicht fällt Ihnen irgendeine charakteristische Apposition zu dem etwas nüchternen Titel ‚Adagio’ ein?

Das Stück ist eigentlich ein Klagegesang, eine Art von instrumentaler ‚Nänie’; ich könnte aber nicht sagen, dass ich es zur Erinnerung an bestimmte Persönlichkeiten oder Vorgänge geschrieben habe. Wenn ich sage: In memoriam 1888 – so erweckt dieser Titel die Erinnerung an die beiden todten deutschen Kaiser; diese müssten aber durch Vocal-Stücke für große Massen geehrt werden, – ein Geigenstück scheint mir dazu nicht geeignet, auch ist der Moment vorüber.“

Als der Verleger Simrock den Wunsch äußerte, dem neuen langsamen Satz weitere Sätze hinzuzufügen, antwortete Bruch bestimmt: „Das Stück ‚In Memoriam’ ist in sich so rund und abgeschlossen, dass nichts folgen kann. Wäre es ursprünglich meine Absicht gewesen, ein kleines Konzert (oder Konzertstück) bestehend aus Adagio und Finale zu schreiben, so hätte ich das Adagio gleich von vorne herein darauf angelegt; diese Absicht hatte ich aber nicht, und ich würde nunmehr ein aus dem Geist geborenes Stück höchst wahrscheinlich verballhornisieren, wenn ich aus geschäftlichen Rücksichten (die ich im übrigen ganz gut begreife) einen Zusatz machte, zu dem ein innerer Antrieb nicht vorhanden ist. Ich habe ja das alles zuerst allein, und dann im Januar dieses Jahres mit Joachim reiflich erwogen, und Joachim dachte darüber nicht anders wie ich. Nun wissen wir ja, was an Joachim nicht gut ist – immerhin aber bleibt er ein großer Musiker, und in höheren Kunstdingen hat er entschieden viel mehr Urteil als Sarasate, so hoch dieser auch als Sologeiger steht.“

Groß besetzt einschließlich Englischhorn und Kontrafagott, zeigt dieses Adagio in der Tat Bruch von seiner innigsten und ergreifendsten Seite. Zugleich ist es gut möglich, dass die Hinzufügung eines schnellen Satzes dafür gesorgt hätte, dass das Werk weit populärer geworden wäre. So ist es zwar vielleicht sein großartigstes Stück Instrumentalmusik überhaupt, führt jedoch zwangsläufig ein Schattendasein, da es sich überhaupt nicht dafür eignet, die geigerische Klasse des Solisten zu demonstrieren bzw. das Publikum in Erregung zu versetzen.

Es ist wahrscheinlich, das Joseph Joachim bald nach der Fertigstellung die Uraufführung von ‚In Memoriam’ in Berlin gespielt hat, doch ist uns kein Datum bekannt. Im Druck erschien die Partitur von ‚In Memoriam’ noch im Jahre 1893 bei Simrock in Berlin, und vorliegende Ausgabe ist ein unveränderter Nachdruck des Erstdrucks.

Christoph Schlüren, Mai 2016

Aufführungsmaterial ist erhältlich vom Verlag Boosey & Hawkes, Berlin.

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