Albert, Eugen d´

Alle

Albert, Eugen d´

Die toten Augen

Art.-Nr.: 41 Kategorie:

75,00 

Eugen d’Albert

Die toten Augen (1912/13)

(geb. Glasgow, 10. April 1864 – gest. Riga, 3. März 1932)

Bühnendichtung in einem Prolog und einem Akt
nach einem Libretto von Hanns Heinz Ewers und Marc Henry

Vorwort
Am 27. Mai 1882 erschien ein junger britischer Pianist erstmals in der Weimarer Meisterklasse von Franz Liszt. Die Erwartungen waren hoch: Der erst Achtzehnjährige hatte bereits einen öffentlichen Auftritt mit dem bekannten Dirigenten Hans Richter und zwei oder drei Jahre vorher sein Komponistendebüt in der Londoner St. James’s Hall. Die Wirkung seines Auftritts auf Liszt war überwältigend – der Weimarer Pianistenpapst kürte den jungen Mann zum «zweiten Tausig» und stellte ihn damit neben den größten seiner zahlreichen Schüler. Er ergötzte sich an den virtuosen Kadenzen, die der junge, hitzköpfige (Fast)-Autodidakt der Zweiten Ungarischen Rhapsodie hinzufügte und nannte ihn scherzhaft, aber liebevoll «Albertus Magnus». Ein Solodebüt wurde rasch für den 29. September angesetzt, wobei der junge Meister seine Aufgabe mit soviel Glanz erfüllte, das er stracks in den Stand des Weimarer Hofpianisten erhoben wurde. Die Musikwelt hatte soeben das Erscheinen eines des größten Pianisten der Musikgeschichte erlebt.

Dieser junger Mann namens Eugen d’Albert war eine bemerkenswert weltmännische Erscheinung: Seine Eltern wohnten zwar in England, sprachen jedoch Deutsch; der Vater, ein Londoner Ballettmeister, war mütterlicherseits französischer Abstammung, entstammte jedoch einer alten italienischen Musikerfamilie (einer seiner Vorfahren war der Erfinder des unverwüstlichen «Alberti-Basses»). Später sollte Eugen selbest die Schweizer Staatsangehörigkeit erwerben und zum Direktor der Berliner Musikhochschule ernannt werden, während er gleichzeitig seine internationale Pianistenlaufbahn über einen Zeitraum von nicht weniger als fünfzig Jahren verfolgte. Zu Lebzeiten galten die Werkinterpretationen d’Alberts als maßgebend. Unermüdlich brachte er nebenher auch Klavierbearbeitungen der Bach´schen Orgelwerke heraus, gab eine Ausgabe der Klavierwerke Liszts und eine Gesamtausgabe des Wohltemperierten Klaviers heraus und schuf ein grosses kompositorisches Oeuvre, das alle Gattungen (außer Kammermusik) umfaßte und sich von schlichten Klavierstücken und Liedern bis zu Symphonien, Instrumentalkonzerten und Chorkantaten erstreckte. Zeitlebens galt jedoch sein Hauptinteresse – weit über seine Rolle als führender Konzertpianist hinaus – dem Musiktheater und den einundzwanzig Opern, die er zwischen 1893 und 1932 komponierte.

D’Albert war ein eklektischer Komponist, dem seine Arbeit leicht von der Hand ging und der sich nicht sonderlich schwer tat, je nach Bedarf die allerneuesten Stile der Tonkunst zu kopieren. Huldigten seine frühen Opern der Musiksprache Wagners und seines Freundes Humperdinck, so fühlte er sich wetterwendisch bald dem Verismo Mascagnis und Leoncavallos, den haarsträubenden Dissonanzanhäufungen des gleichaltrigen Richard Strauss, den zarten Orchesterfärbungen Debussys, der leichtfüßigen, italienisch anmutenden Komödien eines Ermanno Wolf-Ferrari und schließlich – in der Schwarzen Orchidee (1929) – den jazzdurchtränkten Idiomen der Neuen Sachlichkeit verpflichtet. Daraus erwuchs ein äußerst vielseitiges und immer zeitgemäßiges Bühnenwerk, das ihn für den Großteil seiner Karriere an die Spitze der deutschsprachigen Musikbühne katapultierte. Allen anderen voran die Oper Tiefland (1903), ein überlegenes, wenn auch blutrünstiges Gegenstück zu Cavaleria rusticana, das sich jahrzehntelang im Spielplan behaupten konnte und zu einer der meist aufgeführten deutschen Opern des zwanzigsten Jahrhunderts wurde. Machte Tiefland den Komponisten zum Inbegriff des deutschen Verismo, so frönten seine leichten Einakter Die Abreise (1898) und Flauto solo (1905) einem komödiantischen Konversationston, der sie zu den erfolgreichsten ihrer Art zählen ließ. Die wohl ambitioniertesten Opernversuche d’Alberts waren jedoch Der Golem (1926), eine anspruchsvolle Vertonung der berühmten jüdischen Legende, deren Wirkungsgeschichte in Deutschland jedoch durch die politischen Ereignisse ein abruptes Ende fand, und die vorliegende «Bühnendichtung» Die toten Augen (1916).

Die toten Augen beruhen auf einem französischen Drama aus dem Jahr 1897 mit dem Titel Les yeux morts. Der Autor Marc Henry – so der Künstlername von Achille Georges d’Ailly-Vaucheret – machte als Schauspieler, Stückeschreiber und Konferencier bei dem berühmten Münchner Kabarett Die Elf Scharfrichter Furore und war auch mit dem französischen Halbweltdichter Guillaume Apollinaire eng verbunden. Das ursprüngliche Theaterstück Henrys ist im Grundton und Milieu dem Drama Salomé von Oscar Wilde stark nachempfunden, das 1894 – drei Jahre vorher – bei seiner französischen Uraufführung mit Sarah Bernhard eine Sensation hervorrief. Für das deutsche Libretto suchte sich Henry die Zusammenarbeit mit Hanns Heinz Ewers (1871-1943), einem äußerst produktiven und beliebten Autor leichter und oft anrüchiger «Schundliteratur», die in die Geschichte eingegangen ist als einer der wichtigsten frühen Drehbuchautoren (Der Student von Prag, 1913) und zugleich als unverbesserlicher Abenteuerer großen Stils, dessen bewegtes Leben wohl 1918/19 in der Internierung in Georgia/USA als Geheimagent und möglicher Attentäter kulminierte. Zur Zeit seiner Arbeit an den Toten Augen war Ewers auf dem Gipfel seiner Karriere angelangt, eine Berühmtheit, die vor allem auf seinen vielgelesenen Erzählungen und Romane mit starkem Hang zum Reißerischen, Sadistischen und Erotischen berühmt – drei Eigenschaften, die auch im neuen Libretto für d’Albert deutlich zum Tragen kommen…

Read full English preface / komplettes Vorwort lesen  > HERE

Partitur Nr.

Edition

Format

Druck

Genre

Seiten

Nach oben