Ave Maria, op. 50 for soprano, solo violin, solo cello, organ, harp or string quartet (score and parts)
Wilford, Arthur
20,00 €
Preface
Arthur Wilford – Ave Maria, op. 50
(Temse, 8. März 1851 – Sint-Joost-ten-Node, 23. Dezember 1926)
für Sopran, Solovioline, Solocello, Orgel, Harfe oder Streichquartett (1896?)
Arthur Wilford – sein Name verrät seine englische Herkunft – studierte am Conservatoire royal de Bruxelles, wo ihm im Jahre 1872 ein Erster Preis (Diplom) für Klavier in der Klasse von Louis Brassin (1840-1884) zuerkannt wurde. Danach begab er sich nach Leipzig, wo er am Konservatorium zwei Jahre lang bei dem Musiktheoretiker Ernst Richter (1808-1879) und bei Carl Reinecke (1824-1910) Unterricht nahm. Wilford bewunderte Reinecke sehr, bei dem er Klavier und Komposition studierte. Die Wertschätzung war zweifellos gegenseitig, denn Reinecke widmete seinem Schüler zwei Klavierbearbeitungen von Liedern, von Mendelssohn und Rubinstein. Nach seinem Abschied von Leipzig machte Wilford sich einen Namen als Konzertpianist. Von 1874 bis 1876 war er häufig in London, wo er auch oft als Solist und Kammermusiker auftrat. Zwischendurch, im Jahre 1875, gründete er in Brüssel die Société Schubert, eine eigene Konzertreihe mit besonderer Vorliebe für Schubert. Für das Eröffnungskonzert verpflichtete er unter anderem den jungen Eugène Ysaÿe (1858-1931) und den berühmten Harfenspieler und Komponisten Charles Oberthür (1819-1895). Selbst spielte er bei dieser Gelegenheit Werke von Schumann und die beiden ihm gewidmeten Bearbeitungen von Reinicke. Wilford verzog 1877 nach Dresden, wo er bis 1889 im örtlichen Musikleben tätig war und unter anderem seine Oper Mahaferid komponierte.
Nach einer Studienreise durch Italien kehrte Wilford nach Belgien zurück und ließ sich in Antwerpen nieder. Dort befreundete er sich mit Peter Benoit (1834-1901), dem Vorkämpfer der flämischen Musikbewegung. Er unterstützte Benoits Pläne zur Entwicklung des lyrischen Dramas (mit gesprochenem Text) zu einer lebensfähigen Alternative zur klassischen Oper. Auch nutzte er seine internationalen Verbindungen, um Benoits Oratorien in Deutschland aufzuführen und machte Klavierauszüge von einigen seiner Werke. Für die tonangebende Brüsseler Musikzeitschrift Le Guide musical betätigte er sich als Korrespondent für das Antwerpener Musikleben, in dem er selbst eine sehr aktive Rolle spielte: er richtete zahlreiche Kammermusikkonzerte ein, in denen er neben eigenen Kompositionen Werke flämischer und internationaler Zeitgenossen aufführte.
Im Jahre 1897 verließ er Antwerpen und zog um nach Elsene. Dort gründete er Le Quatuor vocal et instrumental und auch den Verlag Het Vlaamse lied, in dem er jährlich zwölf Lieder herausgab, insgesamt mehr als zweihundert. Im Jahre 1904 baute er die Flämische Musikschule auf, die erste Brüsseler Musikschule, an der nach dem Vorbild von Benoits Königlich Flämischen Konservatoriums Musikunterricht in niederländischer Sprache gegeben wurde. Wie so viele Belgier suchte Wilford im Ersten Weltkrieg Zuflucht im Ausland: Zwischen 1914 und 1919 wohnte er in Sheffield, wo er sei Vlaams requiem und eine Anzahl Kammermusikwerke komponierte. Nach seiner Rückkehr eröffnete er 1923 seine Musikschule wieder.
Wilford hinterließ ein umfangreiches und vielfältiges Lebenswerk, das idiomatisch zwischen Mendelssohn, Schumann und Brahms steht. Seine Schöpfungen sind charmant, melodiös und harmonisch reichhaltig. Nur ein kleiner Teil seiner Kompositionen wurde herausgegeben, und die großen Werke, wie etwa seine Opern, wurden vermutlich niemals aufgeführt. Nach seinem Tod geriet sein Schaffen großenteils in Vergessenheit, bis der Komponist und Dirigent Vic Nees (1936-2013) in den Jahren1970/1980 das Leben und Werk Wilfords durch Artikel und Aufnahmen wiederlebte
Dieses Ave Maria hat Wilford vermutlich irgendwann Anfang 1896 komponiert. Nach Aufführungen in der Liebfrauenkathedrale in Antwerpen (August 1896) unter der Leitung von Kapellmeister Edward Keurvels (1853-1916) und in der Stiftskirche St. Michael und St. Gudula (November 1896) unter der Leitung von Kapellmeister Joseph Fischer (1819-1897) veröffentlichte Wilford das Werk bei Katto in Brüssel sowie bei Colombier in Paris. Die Aufführungen in den beiden bedeutendsten Kirchen Belgiens erwähnt er auf dem Titelblatt als Verkaufsargument. Wilford widmete das anmutige Ave Maria seiner Frau Rosa Tercelin.
Dieses Exemplar schenkte er am 18. September 1897 der Musikbibliothek der Antwerpener Kathedrale. Heute wird es in der Bibliothek des Königlichen Konservatoriums Antwerpen aufbewahrt.
Jan Dewilde
(Übersetzung: Michael Scheck/Eva-Maria Kintzel)
Nachdruck eines Exemplars aus der Bibliothek des Königlich Konservatoriums Antwerpen (MM-KA-OLVKA-archief-249). Diese Partitur wurde herausgegeben in Zusammenarbeit mit dem Studienzentrum für Flämische Musik (Studiecentrum voor Vlaamse Muziek, www.svm.be).
Flämisches und englisches Vorwort … > HERE
Score Data
Partitur Nummer | 2640 |
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Sonderedition | The Flemish Music Collection |
Genre | Chor/Gesang & Instrument(e) |
Seiten | 36 |
Format | 225 x 320 mm |
Druck | Reprint |
Anmerkungen | Set Score & 10 Parts |