Weingartner, Felix

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Weingartner, Felix

Serenade in F for string orchestra Op. 6 (new edition)

12,00 

Felix Weingartner, Edler von Münzberg

(geb. Zadar, 2. Juni 1863 – gest. Winterthur, 7. Mai 1942)

Serenade für Streichorchester F-Dur op. 6 (1882)

I Andante, quasi allegretto p. 1

II Intermezzo. Allegro ma non troppo p. 4

III Andante sostenuto p. 6

IV Molto vivace – Poco più lento (tranquillo) – Tempo I – Poco largo – Presto p. 8

Vorwort

Felix Weingartner hatte bereits in Graz bei Wilhelm Mayer (1831-98), bekannt unter dem Pseydonym W. A Rémy und einer der Lehrer Busonis, studiert, bevor er als Achtzehnjähriger nach Leipzig ging – zunächst in der Absicht, Philosophie zu studieren, um sich dann schnell ausschließlich der Musik zu widmen. 1883 schrieb er sich am Leipziger Konservatorium ein (einer seiner Lehrer war Carl Reinecke) und hatte das Glück, in Weimar zu den letzten Schülern Franz Liszts zu gehören. Liszt half ihm 1884 bei der Vorbereitung der Uraufführung seines ersten Bühnenspiels Sakuntala op. 9, und noch im selben Jahr nahm Weingartner die Kapellmeisterstelle in Königsberg an, die den Beginn seiner großen Dirigentenkarriere markieren sollte.

Als Komponist hat sich der junge Weingartner bedacht an größere Aufgaben herangetastet. Die ersten fünf gezählten Opera sind allesamt Klavierzyklen. Diesen folgte die hier vorliegende Serenade op. 6 als erstes Orchesterwerk in der reduzierten und an die Orchestrationskunst die geringsten Anforderungen stellenden Besetzung für Streicher alleine. Weingartner hat zwar später noch viel Kammermusik geschrieben, darunter zwei Sonaten op. 42 für Violine und Klavier, zwei Streichtrios, fünf Streichquartette, ein Streichquintett, ein Klaviersextett, ein Quintett für Klarinette, Streichtrio und Klavier, und ein Oktett für Klarinette, Horn, Fagott, Streichquartett und Klavier, jedoch kein weiteres Werk mehr für Streichorchester. Als einer der führenden Maestri und „Kapellmeister-Komponisten“ der Epoche neben Bülow, Nikisch, Strauss, Mahler, Pfitzner, Furtwängler usw. sollte sein Hauptinstrument ab den 1890er Jahren das große Orchester sein, das er mit sieben Symphonien, vier symphonischen Dichtungen, einem Violinkonzert, einem Cellokonzert, einer Sinfonietta für Streichtrio und Orchester, Orchesterliedern, Ouvertüren, Variationen, den Bildern aus Japan op. 91, Schauspielmusik zu Shakespeares The Tempest, Goethes Faust und seinem eigenen Mysterium Terra, ein Symbol, einer Einrichtung von Schuberts in Skizze hinterlassener E-Dur-Symphonie und Orchestrationen u. a. von Beethovens Hammerklavier-Sonate und Bizets Variations chromatiques eindrucksvoll bedachte. Außerdem ist das große Orchester natürlich ausgiebig in seinem umfangreichen und höchst ambitionierten Opernschaffen präsent, das u. a. die tragische Opern-Trilogie Orestes beinhaltet. Nach den fünf frühen Beiträgen hat Weingartner mit den Herbstblättern op. 58 nur noch ein weiteres Klavierwerk geschaffen, hingegen zieht sich die Liedkomposition seit dem ersten Zyklus Opus 7 wie eine ununterbrochene Linie von 35 Opera durch sein gesamtes Wirken bis hin zu Rom op. 90.

Die Serenade für Streichorchester in F-Dur op. 6 komponierte Felix Weingartner im Herbst 1882 in Leipzig für seinen als Theoretiker hervorgetretenen Lehrer Oscar Paul (1836-98). Weingartners überlieferte Auskunft über die Serenade ist spärlich: „Ich schrieb im Herbst dieses Jahres ein kleines Stück für Streichorchester, eine “Serenade”. Auch sie wurde bei Jahrows braven Musikern ausprobiert. Professor Paul schlug das Werkchen für eine der Abendunterhaltungen vor, wo es aufgeführt wurde.” Es ist demzufolge anzunehmen, dass die Uraufführung noch 1882 in Leipzig stattfand. Jedenfalls hat daraufhin auch Hans von Bülow die Serenade dirigiert. Im Druck erschienen Partitur und Stimmen noch im selben Jahr bei Ries & Erler. Vorliegende Ausgabe ist ein Neudruck von 2013, die Stimmen sind bei Musikproduktion Höflich erhältlich. Die Ersteinspielung auf kommerziellen Tonträger besorgte das Symphonieorchester Basel unter Marko Letonja 2003 im Casino Basel für cpo (auf SACD, cpo 777 098-2, veröffentlicht 2005).

Möge dieses kleine Werk eines 19jährigen, noch ganz in der Tradition stehenden Komponisten, das einen charmanten und ausgewogenen Beitrag zu einer damals sehr beliebten Gattung darstellt, durch diese Neuedition künftig häufiger zur Aufführung kommen; es ist nicht nur den Ansprüchen exzellenter Ensembles angemessen, sondern auch – mit gegebenenfalls tolerierbaren Abstrichen im virtuos geschwinden Finale – spielbar für die vielen kleinen und oftmals mit Amateuren besetzten Kammerorchester, deren Leiter oft händeringend nach weiterer eingängiger und technisch bewältigbarer Literatur suchen. Zu den beliebtesten Vorläufern von Weingartner Serenade zählen nach Mozarts wegweisender Kleiner Nachtmusik die Streicher-Serenaden von Robert Volkmann, Pjotr Tschaikowsky, Antonín Dvorák, Robert Fuchs und dem jungen Josef Suk. Die Streicher-Serenaden von Weingartners Zeitgenossen Hugo Wolf (Italienische Serenade, für Streichquartett oder kleines Orchester), Edward Elgar, Vasilij Kalinnikov, Arthur Foote und Emil Nikolaus von Reznicek sind später entstanden.

Weingartners Serenade ist, wie Titel und Gattung es durchaus vorgeben, ein leichtgewichtiges, humoresk poetisches kleines Werk, das motivisch sehr konsequent gearbeitet und bezüglich Anspruch, Form und Inhalt in vollkommenem Gleichgewicht ist. Der entspannte Kopfsatz verwebt feinsinnig Thematisches und Figuratives, das Intermezzo zündet mit robustem Bordunsatz (und es sei darauf hingewiesen, dass Weingartner stets die Notendauern sehr bewusst notierte, Achtel beispielweise klar von Vierteln unterschieden sehen wollte). Herrlich fließender Kontrapunkt prägt das Andante sostenuto, Herzstück der Serenade und ein Musterbeispiel romantischen Klassizismus in Miniaturgestalt. Im Finale wird das triolisch puntierte Molto vivace (die punktierten Werte sind ternär auszuführen, was aus der Notation nicht ersichtlich ist!) kontrastiert von einem zweimal ‘sempre molto ligato’ eintretenden Zwischensatz, der die formale Spannung schafft und jeweils nicht zu breit zu nehmen ist (beim ersten Auftreten überhaupt keine Anweisung zu langsamerem Zeitmaß – demgemäß sei nur leichtes, dem Klang angepasstes Nachgeben im Tempo angeraten –, beim zweiten Mal nur wie vorgeschrieben etwas langsamer). Alle vier Sätze der Serenade, insbesondere jedoch das Andante sostenuto, eignen sich auch zur separaten Aufführung.

Christoph Schlüren, Mai 2013

Aufführungsmaterial ist von Musikproduktion Höflich, Repertoire Explorer (www.musikmph.de), München, zu beziehen.

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225 x 320 mm

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