Weingartner, Felix

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Weingartner, Felix

Symphony No. 5  c-moll op. 71

Art.-Nr.: 1819 Kategorie:

26,00 

Felix Weingartner, Edler von Münzberg
(geb. Zadar, 2. Juni 1863 – gest. Winterthur, 7. Mai 1942)

V. Symphonie c-moll op. 71 (1923-24)

I Allegro agitato (p. 3) – Un poco più lento (p. 10) – Tranquillo – Allegro agitato (p. 13) – Poco maestoso p. 21) –
Allegro agitato (p. 24) – Agitato assai (p. 32) – Meno mosso (p. 34) – Andante – Molto vivace (p. 35)
II Allegro scherzando ma poco moderato (p. 36) – Trio. Andante fluido (p. 43) –
Allegro scherzando ma poco moderato (p. 46)
III Andante solenne (p. 51) – Andante (p. 60) – Molto tranquillo – Poco affrettando (p. 62) –
Tempo primo, largo con forza ed espressione (p. 65)
IV Fuga di due temi. Allegro un poco moderato ma deciso (p. 67) – Un poco maestoso (p. 82) –
Poco affrettando (p. 85) – Ancora un poco più maestoso (p. 86/87)

Vorwort
Dafür, dass er einer der fähigsten und angesehensten Dirigenten seiner Zeit war, dass er als Komponist in letzter Makellosigkeit das Handwerk in allen Facetten – mit besonders glänzender Ausprägung hinsichtlich feinabgestimmter Orchestration und Balance der großen Form – beherrschte, dafür ist Felix Weingartner mit sieben substanziellen Beiträgen zur Gattung als Symphoniker schon zu Lebzeiten erstaunlich marginal beachtet worden. Danach interessierte sich für ihn, den unglücklich streitbaren Schöngeist, gar niemand mehr außer denen, die ihn als idiomsicheren Dirigenten der Klassiker Beethoven, Brahms und Liszt verehrten. Die beiden Letzteren hatte er ja noch gekannt, war von Liszt in jungen Jahren gar erheblich gefördert worden. Weingartner war als Komponist das ziemliche Gegenteil eines revolutionären Neuerers. Er hielt eindeutig klassizistische Werte hoch, und zugleich lag ihm das allzu grobstofflich Direkte fern. Also musste man Feingeist ohne konsequenten Originalitätsanspruch sein, um sich wirklich für ihn zu interessieren, und derlei Interessenten bilden eine verschwindende Minderheit.
Nach ein paar Jugendwerken der 1870er Jahre wie einer Goethe-Idylle mit Soli, Chor und Orchester (1874) einer Ouvertüre für Streichorchester (1878), einem Fest-Marsch oder der Bühnenmusik zu ‚Der Verführer von Sevilla’ war 1882 die Serenade für Streicher op. 6 das erste Orchesterwerk, mit dem Weingartner seine Stimme in der Öffentlichkeit geltend machte. Schon in ihr zeigt sich jene Mendelssohn vergleichbare Gewandtheit und Eleganz, jener sichere Geschmack und untrügliche Sinn für stimmige formale Proportionen, der Weingartner künftighin vor vielen anderen auszeichnen sollte. Als Nächstes entstand die symphonische Dichtung ‚Das Wunder des Asokabaumes’ (1884-85), die er später in überarbeiteter Fassung autorisierte. Mit ‚König Lear’ op. 20 (1896) und ‚Das Gefilde der Seligen’ op. 21 folgten mehr als ein Jahrzehnt später zwei symphonische Dichtungen, denen allerdings drei umfangreiche Opern vorangegangen waren, bevor der nunmehr 35jährige Komponist es 1898 wagte, mit seiner Ersten Symphonie G-Dur op. 23 sozusagen in den ‚Kreis der Erlauchten’ einzutreten – denn, auch wenn er es nicht zugegeben hätte, damit begab er sich geradewegs in die Gesellschaft Beethovens und seiner Nachfolger. Die Zweite Symphonie Es-Dur op 29, entstanden 1897-99, folgte im Jahr darauf. Erst ein Jahrzehnt später, nunmehr um die monumentale Erfahrung der Opern-Trilogie ‚Orestes’ op. 30 nach Aischylos (1900-01) und vieles andere reicher, schrieb er 1909-10 seine Dritte Symphonie E-Dur op. 49 mit Orgel ad libitum. Nun kamen das bezaubernde Violinkonzert op. 52 (1911), die Lustige Ouvertüre op. 53 (1911-12, sein meistgespieltes Stück), die Konzert-Ouvertüre ‚Aus ernster Zeit’ op. 56 (1914) und das Cellokonzert op. 60 (ca. 1916), bevor er 1916-17 seine Vierte Symphonie F-Dur op. 61 komponierte. Sieben Jahre später entstand die Fünfte Symphonie c-moll op. 71 (1924) mit ihrem gewaltig fugierten Finale. Sie sollte gefolgt werden von der Sechsten Symphonie (1927-28), den sechs heiteren kleinen Orchesterstücken ‚La Burla’ op. 78 (1929-30), der herrlichen symphonischen Dichtung in Variationsform ‚Frühling’ op. 80 (1930-31), der Sinfonietta für Streichtrio und kleines Orchester op. 83 (1934), der sein orchestrales Schaffen imposant krönenden Siebten Symphonie C-Dur für Orchester, Orgel, Soli und Chor (1935-39) op. 88 und den fünf Orchesterstücken ‚Bilder aus Japan’ op. 91 (1938).

Die Fünfte Symphonie Weingartners und seine berühmte Orchestration von Beethovens ‚Sonate für das Hammerklavier’ entstanden ungefähr in der gleichen Zeit, und man hört der Fünften Symphonie die Beschäftigung mit dem monumentalen Beethoven nicht nur in der Fuge an. Zusammen mit ihrem introvertierten Gegenstück, der Schubert huldigenden Sechsten Symphonie, ist sie der substanziellste und originellste Gattungsbeitrag Weingartners. Er vollendete seine Fünfte Symphonie im August 1924 im sizilianischen Montechiaro. Zur Uraufführung brachte er sie selbst mit dem Scottish Orchestra (dem Vorgängerorchester des heutigen Royal Scottish National Orchestra im Herbst 1924 (wahrscheinlich Anfang Dezember) in Edinburgh, mit einer Folgeaufführung in Glasgow. Da der Archivar des RSNO auf mehrfache Anfragen nicht reagierte und die Auskunft verweigerte, können wir derzeit das genaue Datum nicht angeben. Zwar sind zwei Liveübertragungen des Scottish Orchestra unter Weingartner vom 2. und 9. Dezember 1924 aus Glasgow online dokumentiert, doch ist daraus nicht ersichtlich, welche Werke er dirigiert hat. In der Times erhielt Weingartner nach eigener Erinnerung eine hymnische Rezension für das neue Werk, die mit der Bemerkung schließt: „Das ist wahrhaft große und inspirierte Musik, die als solche erkannt und empfangen wurde.“ Bevor die Symphonie 1926 bei Simrock im Druck erschien, nahm Weingartner noch einige Revisionen vor, um die Form kompakter zu gestalten. Er widmete sie seiner Frau Roxo Betty. Wie starken Eindruck sie auch gemacht haben mag, auch diese Symphonie geriet rasch in Vergessenheit und wurde erst wieder ausgegraben, als das Sinfonieorchester Basel sie im Oktober 2006 unter der Leitung von Marko Letonja im Rahmen der Gesamteinspielung der Symphonien Weingartners für cpo aufnahm. Möge sie künftig öfter zu hören sein.

Christoph Schlüren, Dezember 2016

Aufführungsmaterial ist vom Verlag Boosey & Hawkes, Berlin (www.boosey.de) zu beziehen.

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