Strauss, Richard

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Strauss, Richard

Symphony in D minor WoO 69 TrV 94

Art.-Nr.: 4863 Kategorie: Schlüsselwort:

35,00 

Preface

Richard Strauss – Sinfonie d-Moll WoO 69 TrV 94

(geb. München, 11. Juni 1864 – gest. Garmisch-Partenkirchen, 8. September 1949

Vorwort
Die autographe Partitur von Richard Strauss’ erster erhaltener Sinfonie, der er zwischenzeitlich sogar eine Opuszahl (4) zu geben erwog, wurde am 17. Oktober 1880 abgeschlossen. Die Uraufführung schon relativ bald danach am 30. März 1881 im Münchner Odeonssaal wurde von keinem Geringeren als Hermann Levi geleitet. Das Werk errang mehr als nur einen Achtungserfolg; in den Münchner Neuesten Nachrichten stand zu lesen: „Im dritten Abonnementsconcert der Musikalischen Akademie hörten wir als Neuigkeit eine Sinfonie von Richard Strauss in d‑Moll. Wir hatten bereits bei Gelegenheit der Aufführung seines Streichquartetts auf die bedeutende Begabung des noch in so jungem Alter stehenden Componisten aufmerksam gemacht; auch die Sinfonie zeigt eine sehr bedeutende Gewandtheit in der Handhabung der Form und dabei entschiedenes Geschick in der Orchestration. Auf eigentliche Originalität kann dieses Werk allerdings noch keinen Anspruch machen. Es zeigt aber in allen Theilen eine mit großer Leichtigkeit reproducierende musikalische Phantasietätigkeit.“

Doch nachdem er seine Sinfonie in f-Moll op. 12 abgeschlossen hatte, distanzierte er sich noch vor deren Uraufführung von seinem Erstling; an seinen Vater schrieb er am 11. Februar 1884: „Lieber Papa! (…) Ich bitte dich, schicke meine erste Sinfonie nirgends hin, da ich eine Aufführung derselben nicht wünsche.“ Das Manuskript verschwand im Familienarchiv, und nur eine weitere Aufführung zu Strauss’ Lebzeiten ist nachgewiesen (am 5. Januar 1893) – durch die Liebhaber-Orchestervereinigung „Wilde Gung’l“ in München, der Strauss das alleinige Aufführungsrecht überließ. Franz Strauss sen., der als Chefdirigent der Orchestervereinigung diese Aufführung leitete, erstellte zu diesem Zweck eine Tintenabschrift, ebenfalls noch mit der Opuszahl 4, obwohl der Komponist diese Opuszahl bereits im September 1884 neu vergeben hatte. Erst 1980 erfolgte der Druck des Werks. In seiner Abschrift hat Franz Strauss sen. die Satzbezeichnungen folgendermaßen abgeändert:

I. (komponiert 12. März bis 8. April 1880): Andante maestoso (M.M.   =60) –
Allegro (M.M.   =66) statt Andante – Allegro vivace;
II. (komponiert bis 3. Mai): Andante (M.M.   =52) statt Adagio ma non troppo;
III. (komponiert 3. bis 15. Mai): Scherzo. Molto allegro, leggiero – Trio (M.M.   =92)
statt Scherzo – Trio;
IV. (beendet 12. Juni 1880): Finale. Allegro maestoso (M.M.   =132) statt Allegro con brio.

In jungen Jahren folgt Strauss noch recht streng den tradierten Formvorstellungen, sowohl in der d‑Moll‑ als auch der f‑Moll‑Sinfonie. Nichtsdestoweniger überraschte er häufig durch verschiedene Kunstgriffe (die jedoch nicht aus dem Rahmen des Üblichen fallen), im Kopfsatz der Sinfonie d‑Moll etwa durch eine gewisse Verschränkung von Exposition und Durchführung. Der langsame Satz lässt sich als variative Strophenform, auch als Sonatenhauptsatz ohne Durchführung in A‑Dur deuten. Mit teilweise überaus geringen Veränderungen wird die erste Hälfte des Satzes (T. 1–50) in der zweiten Hälfte (T. 51–112) wiederholt. Hierbei wird das gesamte Themenmaterial aus zwei Hauptthemen abgeleitet, zwischen denen sich wiederum Substanzgemeinschaft aufweisen lässt. Hier findet sich auch (T. 94–95) ein echt Schumann’sches Stilmittel, die Oktavierung der Flöte trotz mangelnder Notwendigkeit. Auch das Scherzo, in dem sich die Einflüsse Mendelssohns und Schumanns verbinden, steht in Substanzverwandtschaft zum ersten und damit auch zum zweiten Satz. Beim Finale handelt es sich abermals um einen Sonatenhauptsatz, diesmal mit der Besonderheit, dass die Durchführung in eine Fuge mündet, aus der heraus die Reprise einsetzt (eine sehr ähnliche Technik wird sich in der Symphonia Domestica wiederfinden). Strauss’ erster Biograph und Schulfreund Max Steinitzer fasst die Charakteristika des Werks folgendermaßen zusammen: „Ein hohes Maß von Reife, Formgewandtheit und Sinn für Wohlklang spricht sich in dem Ganzen aus, zugleich ein intensiver, allem Trivialen abgewandter Ernst, am nächsten der Art Schumanns verwandt.“1

Jürgen Schaarwächter, 2024

1 Max Steinitzer: Richard Strauß. Biographie, Berlin/Leipzig 1911, S. 33. Die einzige ausführliche analytische Betrachtung der d-Moll-Sinfonie findet sich in Jürgen Schaarwächter, Richard Strauss und die Sinfonie, Köln 1994, S. 12–23.

Aufführungsmaterial ist von Schott, Mainz zu beziehen.

 

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Score Data

Edition

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Genre

Orchester

Seiten

148

Format

210 x 297 mm

Druck

Reprint

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