Stenhammar, Wilhelm

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Stenhammar, Wilhelm

Symphony No. 2 in G minor Op. 34

Art.-Nr.: 696 Kategorie:

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Wilhelm Stenhammar – Symfoni, op. 34

(geb. Stockholm, 7. Februar 1871 — gest. Stockholm, 20. November 1927)

(1911-15)

I Allegro energico
II Andante
III Scherzo. Allegro ma non troppo presto
IV Finale. Sostenuto; Allegro vivace; Tranquillamente; Allegro ma non troppo

Vorwort
Nur wenige Komponisten seiner Zeit stammten aus einer derart musikalischen Familie wie (Carl) Wilhelm (Eugen) Stenhammar. Sein Vater, Per Ulrik Stenhammar (1828-75), von Beruf Architekt, komponierte Lieder und geistliche Chorwerke, war als Pianist und Organist tätig und wurde gar Mitglied der Königlichen Musikalischen Akadamie. Per Ulriks Kompositionslehrer, Adolf Fredrik Lindblad (1801-78), war zugleich sein Onkel. Oscar Fredrik Stenhammar (1834-84), Per Ulriks Bruder und Wilhelms Onkel, seine Frau Fredrika (Andrée) Stenhammar (1836-80) waren Opernsänger; und schliesslich arbeitete ihre Tochter, Elsa Elfrida Marguerite Stenhammar (1866-1960) als Chorleiterin, Musiktheorielehrerin, Organistin und Sängerin. So wundert es also nicht, dass Wilhelm schon als Kind komponierte, Klavier spielte und gemeinsam mit seinen Geschwistern und Kindern aus dem Freundeskreis der Familie in einem Chor sang. Vielleicht war seine frühe Beschäftigung mit der Musik der Grund, dass er auf eine formale musikalische Ausbildung weitgehend verzichten konnte: Zwar studierte er privat Klavier und Musiktheorie bei verschiedenen Lehrern in Stockholm und Berlin, aber als Komponist und Dirigent — so der Stenhammar-Spezialist Bo Wallner — gilt er als Autodidakt.

Den ersten Durchbruch erlebte Wilhelm Stenhammar 1894 zugleich als Pianist und Komponist mit der Uraufführung seines Ersten Klavierkonzerts.. Um diese Zeit begann er auch eine langwährende Zusammenarbeit mit dem Aulin-Quartett. Als er 1897 zum ersten Mal als Dirigent mit der Uraufführung seiner Konzertouvertüre Excelsior! in Erscheinung trat, war dies der Beginn einer langjährigen Dirigiertätigkeit: Kapellmeister der Stockholmer Philharmonie (1897-1900), der Königlichen Oper (1900-01), der Neuen Philharmonischen Gesellschaft (1904-06) und der Göteborger Orchestervereinigung (1906-22) und schliesslich wieder der Königlichen Oper (1924-25). Mit seiner Arbeit in Göteborg verhalf er der dortigen Orchestervereinigung zu beachtlicher musikalischer Qualität und hohem Ansehen, er initiierte die schwedischen Erstaufführungen für viele erstrangige Werke ausländischer Zeitgenossen (z.B. Debussy, Reger, Richard Strauss und Mahler) und lud seine Freunde Jean Sibelius und Carl Nielsen zu festlichen Aufführungen ihrer Werke ein.

In seinem dreibändigen Mammutwerk Wilhelm Stenhammer och hans tid (Stockholm, 1991) teilt Bo Wallner das Schaffen des Komponisten in drei Perioden ein. Die ersten Werke gehören zur skandinavischen Spätromantik mit starkem Einfluss von Brahms und (besonders) Wagner. Die Werke der zweiten Periode, etwa ab 1900, bezeugen ein deutlich tiefer greifendes Interesse an technischen Mitteln wie motivische Ausarbeitung und konkurrierende Tonalitäten. Bezüge zu Werken und Stilmerkmale älterer Zeiten (insbesondere zu Beethoven) und des Impressionismus, oft in demselben Werk gegenübergestellt, sind keine Seltenheit. Charakteristische Werke aus dieser Zeit sind u.a. das Dritte und Vierte Streichquartett, das Zweite Klavierkonzert und die Kantate Ett folk. Die letzte Periode begann um 1909 mit seiner Entscheidung für ein langjähriges Kontrapunktstudium; die Werke dieser Periode werden durch eine bisher unerreichte Freiheit der einzelnen Stimmen, eine Leichtigkeit des Orchestersatzes und eine Relativierung der Tonalität zugunsten der kontrapunktischen Entfaltung gekennzeichnet. Zu den Hauptwerke dieser Reifezeit zählen die letzten zwei Streichquartette, die die Serenade Op. 31 und das vorliegende Werk, die Symfoni, op. 34.

Heutzutage wird die Symfoni, op. 34 als Stenhammars Zweite Symphonie bezeichnet. Das hat seine Berechtigung, denn zwölf Jahre zuvor hatte Stenhammar eine F-Dur Symphonie komponiert, die er kurz nach ihrer Uraufführung zurückzog. Der Grund dafür dürfte wohl in seiner Begegnung mit der Zweiten Symphonie von Jean Sibelius liegen — neben diesem seiner Ansicht nach bahnbrechenden Werk dürfte ihm sein eigenes, stark von Wagner, Bruckner und Brahms beeinflusstes Werk unreif vorgekommen sein. Wegweisend war wohl auch die Erste Symphonie seines Freundes Carl Nielsen, die er kurz vor dem Beginn der Arbeit an der eigenen Symfoni, op. 34 dirigierte. Nach einem Vermerk des Komponisten schrieb er «einige Motive» 1911 in der Villa Borghese (Rom) während einer Erholungsreise nieder. Den ersten Satz vollendete er im Sommer 1912, die weiteren drei Sätze 1914-15 in Mellanklef und Göteborg; die autographe Partitur trägt das Datum 15. April 1915. Die Uraufführung fand am 22. April 1915 — genau eine Woche später — beim Schwedischen Musikfest in Göteborg statt, der Widmungsträger des Werks — die Göteborger Orchestervereinigung — spielte unter der Leitung des Komponisten. Die Symfoni op. 34 galt bald als eine der wichtigsten schwedischen Kompositionen überhaupt, und wurde in den folgenden Jahren mehrmals aufgeführt, hat jedoch ausserhalb Schwedens nie richtig Fuss fassen können. Das ist sehr zu bedauern, denn das Werk gilt nicht nur als eins von Stenhammars besten, sondern auch als wichtige Etappe in der Loslösung der skandinavischen Musik von deutschen Modellen und Stilrichtungen. In mehrfacher Hinsicht kehrt Stenhammar dem üppigen Klang und Satzgewebe der deutschen Romantik den Rücken: der Orchestersatz ist streng, klar — oft «asketisch», obwohl es dem Werk keineswegs an Farbe und Dramatik fehlt! — und besonders in den Ecksätzen ausgesprochen polyphon; statt einer chromatisch verwickelten Dur- oder Molltonalität lässt er die dorische Kirchentonart walten. (Es gibt freilich deutliche Ausnahmen, z.B. das häufige Vorkommen von Leittönen am Ende des ersten Satzes, die impressionistisch angehauchten Ganztonfiguren im Mittelteil des Scherzos.) Das thematische Material erinnert stark an schwedische Volksmusik, ohne dass Zitate vorkommen.

Die Partitur wurde schon 1916 von Abraham Hirsch in Stockholm veröffentlicht, eine Taschenpartiturausgabe erschien erst 1952 beim Stockholmer Verlag Carl Gehrmann. Unter Stenhammars Werken ist die Symphonie g-moll Op. 34 wohl das am meisten eingespielte. Schon in der Ära der Schellackplatte wurde sie einmal aufgenommen: vom Göteborger Radioorchester unter der Leitung von Sixten Eckerberg. Seit der Einführung der Langspielplatte ist sie mehrmals eingespielt worden: von Tor Mann und der Stockholmer Philharmonie (1959: RCA LM bzw. LSC 9854, LP; Swedish Society Discofil SLT 33198, LP; und SCD 1014, CD), von Stig Westerberg und der Stockholmer Philharmonie (1979; Caprice CAP 1151, LP; CAP 21151, CD); zweimal von Neeme Järvi und dem Göteborger Sinfonieorchester (1985: BIS LP 251, BIS CD 251, und BIS CD 714-16; 1993: Deutsche Grammophon 445 857-2); von Paavo Järvi und der Stockholmer Philharmonie (1996, Virgin 45244), und von Petter Sundkvist und dem Royal Scottish National Orchestra (1996, Naxos 8.553888).

Stephen Luttmann, 2007

Aufführungsmaterial ist von Gehrmans Musikförlag, Stockholm zu beziehen. Nachdruck eines Exemplars aus der Sammlung Christoph Schlüren, München.

Partitur Nr.

696

Edition

Repertoire Explorer

Genre

Orchester

Seiten

160

Format

Druck

Reprint

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