Smetana, Bedřich

Alle

Smetana, Bedřich

Prague Carnival for orchestra

Art.-Nr.: 1836 Kategorie:

17,00 

Preface

Bedřich (Friedrich) Smetana

Pražský karneval (Prager Karneval)
(1883)

(geb. Leitomischl

[Litomyšl], 2. März 1824 – gest. Prag, 12. Mai 1884)

Introduzione. Allegro (p. 1) – Polonaise, introduzione (p. 7) – Andante (p. 11) – Più allegro (p. 14) –
Allegro giubiloso (p. 15) – Andante (p. 20) – Fine. Animato (p. 32) – Largo – Moderato (p. 34) – Allegro molto (p. 37)

Vorwort
Nach Vollendung seines orchestralen Hauptwerks, des zunächst vierteiligen Zyklus ‚Ma Vlást’ (Mein Vaterland), den er 1878-79 noch um die Tondichtungen ‚Tábor’ und ‚Blaník’ auf sechs Teil erweiterte, sollte der ‚Prager Karneval’ Smetanas nächstes bedeutendes Orchesterwerk werden. Zunächst hatte er noch vor, seine unlängst vollendeten Tschechischen Tänze für Klavier zu orchestrieren, doch am 23. Dezember 1879 schrieb er an Ludevít Procházka, er wolle „nach Art meiner ‚Tschechischen Tänze’ etwas Ähnliches für Orchester komponieren“, um am 25. Februar 1880 bereits konkreter zu werden: „Für H. Pohle [einen Hamburger Verleger] würde ich eine symphonische Dichtung für Orchester mit dem Titel ‚Böhm. Karneval’ oder ‚Prager Karneval’ schreiben, wo nicht nur […] tschechische Tänze, sondern auch kleine Szenen und Figuren z. B. aus meinen Opern als Masken erscheinen würden. Ich glaube, der Gedanke ist nicht schlecht, Art und Form ganz neu, und dass es Interesse erwecken würde und vielleicht auch einträglich wäre.“

Es sollte langsam vorangehen, und nun stand auch der Plan im Raum, das Zweite Streichquartett in d-moll zu schreiben, das, in völliger Taubheit zu Papier gebracht, sein krönendes Spätwerk werden sollte. Am 13. Juli schrieb Smetana an Josef Srb: „Ich habe mit der Bleistiftskizze zum Streichquartett begonnen, dazwischen will ich zu der großen symphonischen Dichtung: ‚Böhmischer Karneval’ (oder ‚Prager’? —) und gleichzeitig zu einem Chor für den ‚Hlahol’ einige Aufzeichnungen zusammenstellen.

Tatsächlich sollte Smetana im ‚Prager Karneval’ – oder besser: dem wenigen, was ihm davon fertigzustellen vergönnt war – aus seinem Skizzenbuch eine 48taktige Eintragung verwenden, die er bereits am 14. März 1858 als allererstes ein-getragen hatte. Auch hatte er sechs Walzermotive in seinem Notizbuch zur baldigen Verwendung markiert, doch dazu kam es nicht mehr. Die zunehmende Erkrankung und Beeinträchtigung, teils ausgelöst durch die unerträglichen Störtöne, die sein Gehör heimsuchten, forderte ihren Tribut. Am 1. September 1883 schrieb Smetana an Srb: „Die letzte Note in der Partitur zur symphonischen Phantasie ‚Prager Karneval, Nr. 1. Polonaise’ ist heute, den 1ten September niedergeschrieben.“ Am 14. September vollendete Smetana in Jabkenice die Instrumentation dieses ersten Teils eines geplanten großen Werkes oder sogar Werkzyklus’, auf den nichts Weiteres folgen sollte. Zur Uraufführung kamen Introduktion und Polonaise unter dem Titel ‚Prager Karneval’ am 2. März 1884 in Prag im Festkonzert zu Ehren von Smetanas sechzigstem Geburtstag. Der Komponist war freilich nicht mehr in der Lage, selbst zugegen zu sein, und die Aufführung unter dem 2. Kapellmeister Mořic Anger (1844-1905) scheint, auch aufgrund der vielen Schreibfehler in der Partitur, sehr unglücklich verlaufen zu sein.

Selbst die Freunde und Anhänger Smetanas, der kurz vor seinem Tode noch in die Irrenanstalt verfrachtet wurde, waren enttäuscht und glaubten nicht an das Potential des leidenschaftlich kompakten Werkes. Erst 1906 wurde der Dirigent und Komponist Karel Kovařovic (1862-1920) durch den Physiker und Mathematiker Josef Theurer (1862-1928) auf den ‚Prager Karneval’ aufmerksam gemacht. Kovařovic korrigierte die zahlreichen Fehler, nahm so pietätvolle wie effiziente Orchestrations-Retuschen vor, und dirigierte das Werk am 9. April 1907 in einem Konzert zugunsten des Pensionsfonds von Orchester und Chor des Nationaltheaters im Prager Rudolfinum. Der Erfolg war so groß, dass die Aufführung bereits am 28. April wiederholt werden musste.

In den Augen der Fachleute ist Kovařovics im tschechischen Konzertleben noch lange etablierte Fassung zumindest gleichwertig mit der korrigierten Smetana’schen Originalfassung, die erstmals am 23. Oktober 1918 in Prag durch die Tschechische Philharmonie unter Ludvík Vítězslav Čelanský (1870-1931) gespielt wurde. Otakar Zich (1879-1934) legte daraufhin 1924 den kritisch edierten Erstdruck der Partitur des ‚Prager Karneval’ vor, und aus diesem Material dirigierte Václav Talich (1883-1961), der überragende tschechische Dirigent des 20. Jahrhunderts, das Werk am 31. Mai desselben Jahres beim Prager Internationalen Festival der Zeitgenössischen Musik und verhalf ihm zu internationaler Bekanntheit. Vorliegende Partitur ist ein unveränderter Nachdruck der von František Bartoš (1905-73) edierten kritischen Urtext-Ausgabe, die 1965 von Státni hudebni vydavatelství in Prag veröffentlicht wurde.

Christoph Schlüren, Mai 2016

Aufführungsmaterial ist erhältlich vom Verlag Editio Bärenreiter Praha. Nachdruck eines Exemplars der Musikbibliothek der Münchner Stadtbibliothek, München.

Score Data

Edition

Repertoire Explorer

Genre

Orchester

Format

210 x 297 mm

Druck

Reprint

Seiten

44

Nach oben