Schillings, Max von

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Schillings, Max von

Songs of Bells (Glockenlieder) after Spitteler Op. 22 for voice & orchestra

Art.-Nr.: 1013 Kategorie:

23,00 

Preface

Max von Schillings

Glockenlieder op. 22 (1908)

(geb. Düren, 19. April 1868 – gest. Berlin, 24. Juli 1933)

 

Um 1900 entstanden eine Reihe Liederzyklen mit Orchester von zahlreichen Komponisten. Lieder mit Orchesterbegleitung waren zuvor sehr selten. Die wichtigsten Zyklen dieser Zeit sind Chaussons Poème de l´amour et de la mer (1893), Mahlers Lieder eines fah-renden Gesellen (1896), Rückert-Lieder (1902) und die Kindertotenlieder (1904), Elgars Sea Pictures (1899) sowie Ravels Shéhérazade (1904).

In den Jahren der Jahrhundertwende zählte Max von Schillings zu den profiliertesten Persönlichkeiten im Musikleben Deutschlands.
Schillings wurde am 19. April 1868 in Düren geboren und stammte aus gutbürgerlichen Verhältnissen. Zu-nächst studierte er in München Jura, Literatur – und Kunstgeschichte. Dort freundete er sich auch mit Richard Strauss an, der zu dieser Zeit als Hofkapellmeister an der Staatsoper tätig war. Diese Freunschaft sollte ein Leben lang halten. So setzten sich beide häufig gegenseitig für ihre Werke ein und nutzten dafür ihren Einfluss im deutschen Musikleben. Schillings wurde zweimal sogar als Nachfolger von R. Strauss gewählt, 1910 als Vorsitzender des “Allgemeinen Deutschen Musikverein” und 1930 als Vorsitzender der “Genossenschaft Deutscher Tonkünstler”.
Neben Strauss und Schillings bildeten der Komponist Ludwig Thuille und weitere einflußreiche Musiker die “Münchener Schule”, welche sich an Wagners Musik-dramen orientierten und Verfechter der Symphonischen Dichtung waren. Schillings blieb bis 1908 in München, und in dieser Zeit entstand auch die Mehrzahl seiner Kompositionen, so seine Opern Ingwelde (1894), Pfeifertag (1899) und Moloch (1906), die Orchester-werke Zwei symphonische Fantasien (1895), Sympho-nischer Prolog zu Sophokles´ König Ödipus (1900), das Melodram Das Hexenlied (1902) und schließlich der Liederzyklus Glockenlieder.
Nach seiner Münchener Zeit als unabhängiger Kompo-nist nahm Schillings 1908 die Stelle als Assistent des Intendanten des Königlichen Hoftheaters in Stuttgart an und wurde dort 1911 Generalmusikdirektor. Er blieb hier bis zum Ende des 1. Weltkriegs 1918. Diese Zeit war für das Stuttgarter Theater voller großer Erfolge. Daher wurde Schillings 1911 zum Ehrendoktor der Hei-delberger Universität ernannt und im gleichen Jahr durch den würtembergischen König in den Adelsstand erhoben.
Allerdings hatte seine Tätigkeit in Stuttgart zur Folge, dass Schillings kaum noch Zeit zum Komponieren fand. Nennenswert sind vor allem seine erfolgreichste Oper, die 1915 entstandene Mona Lisa und sein Violinkon-zert von 1910.
1918 zog er nach Berlin und war seit 1919 Intendant der Berliner Staatsoper, allerdings verlief seine Tätigkeit diesmal nicht so glücklich wie in Stuttgart. In der Öffentlichkeit wurde sein Wirken kontrovers diskutiert und führte 1925 zur fristlosen Kündigung Schillings, da dieser keinen zweiten Intendanten neben sich dulden wollte, so wie es das Kultusministerium verlangte. Seit seiner Stuttgarter Zeit nicht mehr kompositorisch tätig und nun ohne Anstellung, stürzte er in eine tiefe Krise. Er gastierte als Dirigent im In- und Ausland, leitete die Waldopern-Festspiele in Zopott und wurde Generalmusikdirektor in Riga. Seine Lage entspannte sich 1932, als Schillings sowohl Vorsitzender des Reichsverbandes Deutscher Tonsetzer als auch Präsident der Preußischen Akademie der Künste wurde. Am 24. Juli 1933 starb Schillings an den Folgen einer Darm-krebs-Operation.

 

Die Glockenlieder entstanden 1907 und 1908. Die vier Gedichte stammen von Carl Spitteler (1845-1924, Schweizer Dichter und Schriftsteller, erhielt 1919 den Literaturnobelpreis).
Das Orchester ist typisch für die Zeit der Entstehung sehr groß besetzt: Holzbläser dreifach, vier Hörner, drei Posaunen, Tuba, umfangreiches Schlagwerk (kl.Trom-mel, Tamtam, Glockenspiel, Triangel, Becken, Castag-netten, Tamburin, Pauken), Celesta, Klavier, Harfe und Streicher. Die Besetzung der beiden mittleren Lieder ist etwas kleiner gehalten.
Eine absolute Besonderheit ist die Verwendung zweier Gläser in Ein Bildchen. Diese sollen durch Füllen von Wasser auf b´´ und g´ gestimmt werden. Der Klang entsteht durch Reibung mittels eines angefeuchtenden Fingers. Die Verwendung solcher Gläser ist beinahe einmalig, Peter Maxwell Davies verlangt ebenfalls gestimmte Gläser in seiner Stone Litany für Mezzosopran und Orchester von 1973. Trotzdem ist Schillings Effekt-heischerei fremd.
Seine Musik wirkt vornehm, zum Teil auch ein wenig zurückhaltend. Er hat die Fähigkeit innerhalb weniger Takte eine dichte Stimmung zu erzeugen. Er tut dies häufig mit sehr kleinen Motiven. Zudem ist seine Instrumentierung sehr geschickt, hier wird deutlich, dass er aus seinen Erfahrungen als Dirigent schöpfen konnte.
Die Arbeit mit prägnanten kurzen Motiven wird gleich im ersten Lied Die Frühglocke deutlich. Die fiebrige, leidenschaftliche Stimmung wird in wenigen Takten Orchestereinleitung bereits treffend gezeichnet. Als Motiv reicht Schillings lediglich ein Oktavsprung abwärts, der immer wieder erklingt. Ab Ziffer 6, wenn von Ferne die trostspendende Glocke hörbar wird, schlägt die Stimmung um. Die Verwendung von Harfe und Klavier sowie die nachschlagenden Töne “es” und “e” erwecken den Eindruck eines Glockenklangs, auffallend ist hier die Verwendung des Flageolet spielenden Solokontrabasses.
Das zweite Lied Die Nachzügler lässt sich in eine Einleitung, drei Strophen (für jede der zu spät kommenden Glocken eine Strophe) und Coda einteilen. Eine Steigerung in den drei Strophen erreicht Schillings, indem er die Tonart jeweils chromatisch ansteigen lässt. So beginnt die erste Strophe zunächst in A-Dur, die zweite in B-Dur und die dritte in H-Dur. Die formale Geschlossenheit wird durch die Verwendung des Anfangsmotiv (Klarinette T.1 und 2) erzielt. Dieses Motiv erklingt vor jeder Strophe und beschliesst das Lied und hat damit auch eine klammernde Funktion.
In dreiteiliger Form ist das dritte Lied Ein Bildchen komponiert. In ihm verwendet Schillings die kleinste Orchesterbesetzung. Die drei Abschnitte setzten sich deutlich voneinander ab. So wird der schnelle Anfangsteil bestimmt durch eine rhythmische Formel aus zwei Sechzehnteln, gefolgt von einer Achtelnote und verbunden mit einem Quartsprung. Dieses knappe Motiv charakterisiert die lärmende Kinderhorde. Der mittlere Abschnitt bildet ein starken Kontrast zum ersten. In ihm kommen die bereits erwähnten Gläser zum Einsatz, verstärkt wird der ätherische Klang noch durch die Verwendung einer Celesta sowie einer Harfe. Die Kontrabässe pausieren zudem in diesem Abschnitt. Die ruhige Stimmung wird im letzten Abschnitt weitergeführt. Er beginnt mit einem Motiv in der Flöte (Ziffer 9), dieses wird am Ende noch einmal aufgegriffen.
Das letzte Lied des Zyklus Mittagskönig und Glocken-herzog ist zugleich das umfangreichste, sowohl in der Spieldauer als auch in der Orchesterbesetzung. Geprägt ist es von einer ausufernden Chromatik. Auch dieses Lied ist in seiner Anlage dreiteilig. A-Teil (Fis-Dur): bis Ziffer 7, B-Teil (E-Dur) von Ziffer 7 bis 14, C-Teil (Fis-Dur) von Ziffer 14 bis zum Schluss. Die jubilierenden Glocken des Münsters sind bereits zu Beginn in den Halben Noten gegenwärtig. Sie durchziehen einen großen Teil des Liedes und bringen den Zyklus im majestätischem Fis-Dur zu Ende.

Spieldauer: ca. 20 Minuten.

Marcus Prieser, 2010

In Fragen des Aufführungsmaterials wenden Sie sich bitte an Forberg und Jurgenson, Bad Godesberg Nachdruck eines Exemplars der Musikabteilung der Leipziger Städtische Bibliotheken, Leipzig.


Max von Schillings
(b. Düren, 19 April 1868 – d. Berlin, 24 July 1933)

Songs of Bells op. 22
(1908)

A series of song cycles with orchestra appeared around 1900 from numerous composers. Songs with orchestral accompaniment were previously very rare. The most important cycles of this period are Chausson’s Poème de l’Amour et de la Mer (1893), Mahler’s Lieder eines fahrenden Gesellen (1896), Rückert Lieder (1902) and the Kindertotenlieder (1904), Elgar’s Sea Pictures (1899) as well as Ravel’s Shéhérazade (1904).

At the turn of the century Max von Schillings was one of the most prominent personalities in German musical circles.
Schillings was born on the 19th of April 1868 in Düren in a bourgeois family. Initially he studied law, literature and history of art in Munich. There he became friends with Richard Strauss, who was, at this period, Hofka-pellmeister at the State Opera. This friendship was to last a lifetime. Thus both promoted each other’s works, and to achieve this, used their influence in the German musical scene. Schillings was even twice successor to R. Strauss, in 1910 as chairman of the “All-gemeiner Deutscher Musikverein” and in 1930 as chairman of the “Genossenschaft Deutscher Tonkünstler”.
In addition to Strauss and Schillings, the composer Ludwig Thuille and other influential musicians formed the “Münchener Schule”. It was inspired by Wagner’s musical dramas and advanced the genre of symphonic poems. Schillings remained in Munich until 1908, and during this period the majority of his compositions was created; his operas Ingwelde (1894), Pfeifertag (1899) and Moloch (1906), the orchestral works Zwei symphonische Fantasien (1895), Symphonischer Prolog zu Sophokles’ König Ödipus (1900), the melodrama Das Hexenlied (1902) and finally the song cycle Songs of Bells.
After his time in Munich as an independent composer, Schillings took the position as assistant of the manager of the Royal Court Theatre in Stuttgart in 1908, and in 1911 became General Music Director. He remained here till the end of the First World War in 1918. This period was a great success for the Stuttgart Theatre. Schillings was therefore made honorary doctor at the University of Heidelberg in 1911, and in the same year was knighted by the King of Würtemberg. However, his activity in Stuttgart meant that Schillings had hardly any time to compose. Remarkable are his most successful opera Mona Lisa, which appeared in 1915, and his violin concerto from 1910.
In 1918 he moved to Berlin as a superintendant of the State Opera in Berlin from 1919, but he was not as successful as in Stuttgart. His endeavours were the subject of controversial discussion in public and led in 1925 to his immediate dismissal, as he was not prepared to accept a second manager as the Ministry of Culture required. He had not composed since the end of his Stuttgart period, and now, without a position, he plunged into a deep crisis. He took engagements as conductor inland and abroad, directed the Waldopern-Festspiele in Zopott and became General Music Director in Riga. His position improved in 1932, as Schillings became chairman of the Reichsverband Deutscher Tonsetzer and also president of the Preußische Akademie der Künste. On the 24th of July 1933 Schillings died as the result of an intestinal cancer operation.

The Songs of Bells were written 1907 and 1908. The four poems were written by Carl Spitteler (1845 – 1924, a Swiss poet and author, who received the Nobel Price for Literature in 1919).

The orchestra is very large, typical for the period: triple woodwind, four horns, three trombones, tuba, extensive percussion (small drum, tamtam, glockenspiel, triangle, cymbals, castanets, tambourine, base drum), celesta, piano, harp and strings. The orchestration of the two central songs is kept somewhat smaller.
An absolute speciality is the use of two glasses in Ein Bildchen. These are to be tuned to b-flat” and g’, by filling with water. The sound is created by rubbing the glas with a moistened finger. The use of such glasses is almost unique, Peter Maxwell Davies also requires four tuned glasses in his Stone Litany for mezzo soprano and orchestra in 1973. However, Schillings is in no way playing to the gallery.
His music appears in parts noble, and to an extent somewhat discrete. He has the ability, within a few bars, to create a dense atmosphere. He often does this with very small motives. His instrumentation is very skilful, here it is clear that he could draw on his experience as a conductor.
The work with terse, short motives is apparent in the first song Die Frühglocke. The feverish, passionate atmosphere has already been created after a few bars of the orchestral introduction. A downward octave interval, which is constantly repeated, suffices Schillings as a motive. From no.6, when the consoling bell is heard in the distance, the atmosphere suddenly changes. The use of harp and piano, as well as the oompah notes “e-flat” and “e” suggest the sound of a bell. The use of flageolet tones by the solo double bass is remarkable.
The second song Die Nachzügler can be divided into an introduction, three verses (one verse for each of the bells, which arrive too late) and a coda. Schillings increases the intensity of the three verses by chromatically raising the key. The first verse begins in A-major, the second in B-flat-major and the third in B-major. The formal closure is reached by the use of the initial motive (clarinet bar 1 and 2). This motive sounds before each verse and concludes the song, and so has a bracketing function.
The third song Ein Bildchen is composed in a three part form. Schillings uses the smallest orchestra of the cycle. The three sections are clearly set apart. The fast beginning section is determined by a rhythmical structure of two semi quavers, followed by a quaver and linked with a fourth interval. This minimal motive characterises the noisy horde of children. The central section forms a strong contrast to the first. In it the glasses referred to above appear, the ethereal sound is strengthened by a celesta and a harp. In addition the double basses do not play in this section. The quiet atmosphere is continued in the last section. It commences with a motive from the flutes (no.9), which is repeated at the end.
The last song of the cycle Mittagskönig und Glocken-herzog is also the most extensive, in terms of duration and also orchestration. It is marked by an increasing chromaticism. This song is also in three parts. Part A (F-sharp-major): up to no.7, part B (E-major) from no.7 to 14, part C (F-sharp-major) from no.14 to the end. The rejoicing minster bells are already present at the start in the semi breves. They accompany a large part of the song and conclude the cycle in the majestic F-sharp-major.

Duration: about 20 minutes.

Translation: John Conrad

For performance material please contact the publisher Forberg und Jurgenson, Bad Godesberg. Reprint of a copy from the Musikabteilung der Leipziger Städtische Bibliotheken, Leipzig.

Score Data

Edition

Repertoire Explorer

Genre

Orchester

Seiten

72

Format

210 x 297 mm

Druck

Reprint

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