Scharwenka, Philipp

Alle

Scharwenka, Philipp

Violin Concerto in G major Op. 95

Art.-Nr.: 3031 Kategorie:

25,00 

Preface

Philipp Scharwenka
(geb. Szamotuly [Samter] bei Poznan [Posen], 16. Februar 1847 – gest. Bad Nauheim, 16. Juli 1917)

Violinkonzert G-Dur op. 95 (ca. 1894)

I Allegro (p. 1)
II Andante tranquillo (p. 40)
III Allegro non tanto (p. 51)

Zu Lebzeiten stand Philipp Scharwenka ein wenig im Schatten seines extrovertierteren jüngeren Bruders Xaver Scharwenka (1850-1924), der nicht nur als Komponist einen populäreren Stil pflegte, sondern auch als Klaviervirtuose, begabter Organisator und unterhaltsame Persönlichkeit im Musikleben hervortrat. Gleichwohl war der zurückhaltende, introvertiertere Philipp Scharwenka der bedeutendere, jenseits der Tagesmoden substantiellere Komponist. Der Vater war ein Baumeister tschechischer Herkunft, und ab 1858 lebte die Familie in der Provinzhauptstadt des damals preußischen Posen. Die polnischstämmige Mutter war die erste Musiklehrerin der beiden hochbegabten Brüder. Um deren weitere Entwicklung angemessen zu fördern. übersiedelte die Familie 1865 nach Berlin, wo Philipp und Xaver an der 1855 von Theodor Kullak (1818-82) gegründeten Neuen Akademie der Tonkunst studierten. Philipp Scharwenka wurde von Richard Wüerst (1824-81) und Heinrich Dorn (1804-92) in Musiktheorie und Komposition unterwiesen und wirkte ab 1868 als Dozent für Theorie und Komposition am selben Institut. Er trat nun auch selbst als Komponist in Erscheinung und stellte sich 1874 mit seiner ersten Symphonie der Öffentlichkeit vor. 1881 gründete Xaver Scharwenka in Berlin das Scharwenka-Konservatorium und engagierte seinen Bruder als Leiter der Theorie- und Kompositionsklasse. Als Xaver Scharwenka 1891 in New York ein neues Konservatorium eröffnete, ging Philipp in selber Funktion mit ihm in die USA, kehrte jedoch schon im Jahr darauf zurück an das Berliner Scharwenka-Konservatorium, dessen Leitung er nach kurzer Zeit an Hugo Goldschmidt (1859-1920) übergab, um sich intensiver dem eigenen Schaffen widmen zu können. 1893 fusionierte das Scharwenka-Konservatorium mit der von Karl Klindworth (1830-1916) geleiteten Klavierschule zum Klindworth-Scharwenka-Konservatorium, und Philipp Scharwenka sollte bis zu seinem Tod als Theorie- und Kompositionslehrer wirken. Seine bekanntesten Schüler waren die späteren Dirigenten Oskar Fried (1871-1941) und Otto Klemperer (1885-1973), denen er als weltoffener, fortschrittsbejahender Geist inmitten der reaktionären Szene des Berliner Akademismus unter anderem den Weg zur Musik Gustav Mahlers wies. Der junge Max Reger widmete Philipp Scharwenka 1899 seine 7 Fantasiestücke op. 26 für Klavier, wofür dieser sich 1911 mit der Widmung seines Klavierquintetts h-moll op. 118 bedankte. Nachhaltig am bekanntesten ist Philipp Scharwenka als humorvoller Illustrator von Alexander Moszkowskis (1851-1934, Bruder des Komponisten Moritz Moszkowski) ‚satirischem Gedicht in 4 Gesängen »Anton Notenquetscher«’ (1875).

Philipp Scharwenkas Œuvre umspannt mehr als 120 Opuszahlen, doch handelt es sich bis zum Beginn der 1890er Jahre fast ausschließlich um Miniaturen. Der Philipp Scharwenka-Kammermusik-Experte Florian Schuck konstatiert daher, „dass der Komponist lange seine Fähigkeiten in kleinen Formen erprobte – vornehmlich Klavierstücke virtuosen oder instruktiven Charakters –, bevor er der Öffentlichkeit umfangreichere Werke übergab, die er dessen würdig fand.“ Was seinen Stil betrifft, der in freisinniger Gestaltungsweise zwanglos aus der Tradition gewachsen ist und – wie auch derjenige seines Bruders Xaver – unverkennbare ‚Slawismen’ aufweist, lokalisiert ihn Schuck in der „Nähe der akademischen Wagnerianer, die sich um 1900 in München um Ludwig Thuille sammelten. Wie diese galt Scharwenka seinerzeit als ‚moderner’ Komponist.“

Als wichtigste Werke Philipp Scharwenkas gelten seine so vielgestaltigen wie inspirierten Kammermusikwerke ab den 1890er Jahren: zwei Streichquartette, das Klavierquintett, vier Klaviertrios (davon zwei mit Bratsche statt Cello), zwei Sonaten und eine Suite für Violine und Klavier, Sonaten für Viola und Klavier und für Cello und Klavier. Nicht weniger bemerkenswert ist freilich sein 1894 entstandenes einziges Violinkonzert op. 95, das wahrscheinlich gegen Ende des Jahres 1894 in Berlin in einem Konzert unter seiner Leitung zur Uraufführung kam, in welchem laut Musical Times vom Januar 1895 auch erstmals seine zweite Symphonie d-moll op. 96 und eine Tondichtung gespielt wurden. Solistin war die Widmungsträgerin, seine Frau Marianne Scharwenka (geb. Stresow, 1856-1918). Im Druck erschien das Konzert 1895 in Partitur und Stimmen, 1896 im Klavierauszug bei Breitkopf & Härtel in Leipzig. Es gehört zu den schönsten, tiefsinnig elegantesten und dankbarsten Violinkonzerten seiner Zeit und ist bis heute noch nicht wiederentdeckt worden. Auch wenn das Werk keine explizite Solokadenz enthält, wird dies doch höchst wirkungsvoll durch eine mit Begleitung auskomponierte Kadenz im Kopfsatz kompensiert.

Christoph Schlüren, September 2017

Aufführungsmaterial ist erhältlich vom Originalverlag Breitkopf & Härtel, Wiesbaden (www.breitkopf.com).

Score Data

Edition

Repertoire Explorer

Genre

Violine & Orchester

Format

210 x 297 mm

Druck

Reprint

Seiten

82

Nach oben