Salieri, Antonio

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Salieri, Antonio

XXVI Variazioni sulla Follia di Spagna

Art.-Nr.: 3052 Kategorie:

23,00 

Preface

Antonio Salieri – XXVI Variazioni sulla Follia di Spagna

(geb. Legnago, 18 August 1750 – d. Wien,7 May 1825)

Erst als Figur im Bühnenstück und späteren Film Amadeus nahmen viele Musikliebhaber (in einem gewissen Alter) Notiz von Antonio Salieri. Abgesehen von der künstlerischen und historischen Genauigkeit des Werks stellt es Salieri unglücklicherweise in schlechtem Licht dar und erweckt ohne jeden Grund den Eindruck eines mittelmässigen Komponisten, der immer im Schatten Mozarts stand. Tatsächlich war Salieri ein ausserordentlich erfolgreicher Tonschöpfer und Lehrer, eine der wichtigen Persönlichkeiten im Wiener Musikleben, dessen Schaffen grossen Einfluss in ganz Europa hinterliess. Unter seinen Schülern befanden sich Lichtgestalten wie Beethoven und Schubert

Nach frühen Studien in Lenagno und dem Tod seiner Eltern in seinen Jugendjahren ging Salieri mit F. L. Gassmann, dem Kammerkomponisten des Kaisers Joseph II., nach Wien. Gassmann, der die Begabung des jungen Musikers erkannte, erwies sich als wertvoller Mentor nicht nur bei seiner musikalischen Erziehung, sondern auch in der Vermittlung des Verständnisses von Protokoll und Politik am kaiserlichen Hof. Von diesen Lektionen profitierte Salieri sein Leben lang. Seine geniale Persönlichkeit, gepaart mit einem kommunikativen Talent ermöglichten Freundschaften und Arbeitsbeziehungen mit den grossen Namen seiner Zunft, darunter Gluck, Metastasio und da Ponte. Sogar Joseph II. half ihm, seine Karriere zu gestalten und schuf Gelegenheiten, ihn voranzubringen. Mit 24 Jahren übernahm Salieri Gassmanns Stellung als Kammerkomponist und wurde zum Chef der italienischen Opernkompanie in Wien ernannt. Die Oper war Salieris erste Wahl. Überwiegend schrieb er im italienische Genre, aber es entstanden auch zwei weitere Werke jeweils in Deutsch und Französisch. Seine L’Europa riconosciuta, ein Auftragswerk zur Eröffnung der Mailänder Scala im Jahre 1778, erlebte dort seine Premiere.

1788 wurde Salieri zum Hofkappellmeister berufen und blieb auf diesem Posten bis zu seinem Ruhestand im Jahre 1824. Die meisten seiner liturgischen Werke entstanden in jenen Jahren. Obwohl er relativ wenig Werke rein instrumentalen Charakters komponierte, ist doch seine Meisterschaft in dieser Gattung in seiner Symphonie, den Concerti und Opernouvertüren belegt. Sein Werk XXVI Variations on “La Folia di Spagna” (1815) ist seine letzte wichtige instrumentale Schöpfung.

Die Geschichte des Folia-Themas ist interessant. Es handelt sich um einen Grundbass, der sowohl bei der Improvisation wie auch für die Komposition von Variationen Anwendung fand. Man kennt eine sehr frühe Variante des Themas, die in einem portugiesischen Tanz aus dem 17. Jahrhundert wurzelt, aber die Form, die Salieri (und viele andere Komponisten) wählte, schuf Lully im Jahr 1672. Das Thema erlangte einen Bekanntheitsgrad, dass es fast allgegenwärtig war, insbesondere unter Gitarristen – von Corbetta und Sanz im 17. Jahrhundert bis zu Sor und Giuliani, beides Zeitgenossen von Salieri. Auch entstanden Fassungen für Tasteninstrumente von Alessandro Scarlatti und C.P.E. Bach, ebenso Ensembleversionen von J.S. Bach, Corelli und Vivaldi bis zu Nielsen und Rachmaninow.

Folia ist eine palindromische Harmoniefolge mit einer kleinen rhythmischen Änderung am Schluss, um eine Kadenz erzeugen. Salieri benützt diese Folge fast ohne irgendeine Änderung. Eine palindromische Harmoniefolge wird häufig mit einer ebenfalls palindromischen Melodie gekoppelt, am offensichtlichsten in Variation 11 in der ersten Oboe oder in Variation 16 in der ersten Violine.

Geschrieben spät im Jahr 1815 ist über Anlass und frühe Aufführungsgeschichte von Salieris Variationen kaum etwas bekannt. Wie bereits zuvor erwähnt verzichtet die Progression nahezu vollständig auf harmonische Veränderungen. Vielmehr scheint Salieri Variationen rhythmischer Art und in Bezug auf Klangfarben zu bevorzugen. Ergebnis sind farbenfrohe Orchestervariationen, die an Brittens Young Person’s Guide to the Orchestra erinnern.

Zahlreiche Instrumente kommen solistisch zur Geltung, insbesondere Harfe und Violine. In einigen Sektionen wie zum Beispiel Nr. 15 und 17 ist die Instrumentierung ganz leicht gehalten: wenige Soloinstrumenten stehen für sich alleine oder werden von sparsamen Streicherakkorden begleitet. So vermittelt die Musik eher den Geist eines Kammerensembles denn eines vollen Orchesters.

Einige besondere orchestrale Techniken fallen ins Auge, zum Beispiel der Wechsel schwellender, choral-artiger Akkorde mit Wirbeln auf Pauke und Snaredrum in Variation 10, oder ein Echo-Effekt in Variation 18. In diesem Abschnitt markiert Salieri zwei Soloviolinen mit “eco lontano” (Echo von ferne) und “piu lontano” (weiter weg), um diese Effekte zu erzeugen. Indem er die Geigen weiter weg platziert, erzeugt er einen realistischeren Effekt, als wenn er sie nur leiser spielen lassen würde.

Neben diesen und anderen Methoden der Klanggestaltung variiert der Komponist das Thema rhythmisch durch Änderungen der Takte und die Verwendung von Tanzrhythmen wie Sarabande (im Thema) und Polonaise (Variation 7). Sein Geschick im Einsatz kontrapunktischer Techniken ist im ganzen Stück zu erleben, darunter auch bei der Verwendung eines Kanons in Variation 23.
Von Variation 20 bis zum Ende ändert sich der Takt in jeder Fassung und bewirkt eine Steigerung struktureller Spannung, ganz besonders ab Variation 23 bis zum Ende. Beginnend mit einem Kanon in dieser und einem Presto im Stil einer Geige in der nächsten Variation. unterbricht Salieri diese Bewegung mit einem Adagio, das an frühere solistische Wendungen von Violine, Harfe, Fagott, Flöte, Oboe und Klarinette erinnert. Die dramatische Schlussvariation folgt mit einem Tremolo der Geigen und Skalenläufen in 32teln in den tiefen Streichern.

Der Tonartwechsel zu D-Dur in der Koda wirkt wie eine verlängerte pikardische Terz. Hier wird an bereits zuvor verwendete orchestrale Techniken erinnert wie das Echo und ein Anschwellen der Blechbläser. Die abschliessende Girlande wird von Solovioline und Harfe gemeinsam übernommen.

James Dalton, Professor of Music Theory, Boston Conservatory in Berklee, 2018

 

Aufführungsmaterial ist von Boccaccini & Spada, Rom, zu beziehen.

Score Data

Edition

Repertoire Explorer

Genre

Orchester

Format

210 x 297 mm

Druck

Reprint

Seiten

74

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