Ryelandt, Joseph

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Ryelandt, Joseph

Quatuor n° 2 en fa mineur op. 36 (score and parts / first print)

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Preface

oseph Ryelandt – Quatuor n° 2 en fa mineur op. 36

(7. April 1870 in Brügge – 29. Juni 1965 ebd.)

(1903)

Was seine Herkunft und Ausbildung betraf, war Joseph Ryelandt ein ziemlicher Außenseiter im Flämischen Musikleben. Er entstammte einer französischsprachigen Brügger Familie des gehobenen Bürgertums und nahm nach einem Philosophiestudium in Namur und einem wenige Monate währenden Jurastudium in Leuven Privatunterricht bei dem Pianisten und Komponisten Edgar Tinel (1854-1912). Tinel war damals Leiter des Instituts für religiöse Musik in Mecheln, das später in Lemmens-Institut umbenannt wurde. Ryelandt hatte also keinerlei Ausbildung an einem der belgischen Konservatorien genossen. Sein gutsituierter Hintergrund erlaubte es ihm, sich nach seinem Studium bei Tinel fast 30 Jahre lang ausschließlich dem Komponieren zu widmen – bis zu seiner Ernennung zum Direktor des Städtischen Konservatoriums in Brügge im Jahr 1924. In dieser Funktion blieb Ryelandt dann, mit einer kleinen Unterbrechung während des Krieges, bis 1945. Von 1929 bis 1939 unterrichtete er noch zusätzlich Harmonielehre und Kontrapunkt am Königlichen Konservatorium von Gent.
Ab 1936 verstummte seine kompositorische Tätigkeit fast vollständig, und als er 1940 als Siebzigjähriger eine Bilanz seiner Laufbahn zog, schrieb er: „Ich glaube, ich habe in allen Bereichen genügend Werke geliefert, um vor mir selbst behaupten zu können, kein nutzloser Diener der Kunst gewesen zu sein. Ich habe getan, was ich konnte. Die Zukunft wird entscheiden, ob mich irgendetwas aus diesem Oeuvre zur größeren Ehre Gottes überleben wird.“
Ryelandt hinterließ ein umfangreiches Oeuvre, das zu einem großen Teil religiös inspiriert war. So schrieb er neben liturgischen Werken auch die Oper Sainte Cécile (1902), Oratorien mit Titeln wie Purgatorium (1904), De komst des Heren (Die Ankunft des Herrn, 1906), Maria (1909), Agnus Dei (1914) und Christus Rex (1922), sowie Kantaten wie Le bon pasteur (Der gute Hirte, 1912), Mors vita (1939) und Veni Creator (1939). Auch seine sinfonische Musik war vom religiösen Odem beseelt, wie die symphonische Dichtung Gethsemani (1905) oder seine Symfonie Nr. 4 in es (1913), in der ein triumphanter Schlusschor den Glauben besingt. Ryelandt komponierte auch Lieder (u. a. auf Texte des Brügger Priesterdichters Guido Gezelle), Klaviermusik und Kammermusik, darunter fünf Streichquartette, von denen er zwei vernichtete (von dem vernichteten Quartett in A-Dur bewahrte er aber das Adagio unter dem Titel Opus 13).
Das Quatuor n° 2 en fa minor op. 36 vollendete Ryelandt laut einer Notiz hinter dem letzten Taktstrich am 3. Juli 1903 in Orchimont, einem kleinen Dorf in der Provinz Namur, in dem die Familie seiner Frau ein Landhaus besaß. Er ließ das Werk am 17. Dezember 1903 in seinem eigenen Haus von Mitgliedern eines Streichquintetts uraufführen: mit dem ersten Geiger August Vander Looven (1873-1936), dem zweiten Geiger Oscar De Busschere (1872-1953), dem Bratschisten Théo dela Rivière (1878-1957) und dem Cellisten Adolphe De Vlaemynck (1877-1969). Gemeinsam mit dem Pianisten Jules Van Dycke (1877-1957) bildeten sie das Ensemble „Brugs Kwintet“, dem Ryelandt sein Streichquartett Nr. 2 widmete. Bei diesem Hauskonzert standen auch Werke von Beethoven, Boccherini und Brahms auf dem Programm. Interessant ist, dass Ryelandt für den letzten Satz dieses klassisch aufgebauten und romantisch inspirierten Quartetts das Volkslied Langs een groen heidetje verwendete, ein Gebärdenlied, das bereits in das Buch Chants populaires flamands avec les airs notés et poésies populaires diverses recueillies à Bruges von Adolphe Lootens und J.M.E. Feys (Brügge, 1879) aufgenommen worden war.
Jan Dewilde
(Übersetzung: Eva-Maria Kintzel van Stokkum)

Diese Partitur wurde von Stijn Saveniers auf der Grundlage des autographischen Manuskripts herausgegeben und in Zusammenarbeit mit dem Studiecentrum voor Vlaamse Muziek (www.svm.be) veröffentlicht.

 

 

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Score Data

Sonderedition

The Flemish Music Collection

Genre

Kammermusik

Seiten

42

Format

225 x 320 mm

Druck

Erstdruck

Anmerkungen

Set Partitur & Stimmen

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