Rubinstein, Anton

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Rubinstein, Anton

Don Quixote – Musikalisches Charakterbild Humoreske für Orchester op. 87

Art.-Nr.: 419 Kategorie:

21,00 

Preface

Anton Rubinstein
(geb. Wychwatinez, Ukraine, 28. 11. 1829
gest. Peterhof bei St. Petersburg, 20. 11. 1894)

Don Quixote, musikalisches Charakterbild
Humoreske für Orchester nach Cervantes, op. 87 (1870)

Vorwort
«Der unheimliche, barbarisch anmutende Meister und Zauberer des Klaviers mit seiner überwältigenden Künstlermähne und seinen ungehobelten Körperbewegungen, jedoch ohne den leisesten Anflug eines Lächelns oder überhaupt ein Anzeichen davon, daß er irgend etwas außerhalb der einzigen Absicht seiner Musik zur Kenntnis nimmt, und mit dem Gesichtsausdruck eines Mannes, der von der Intensität einer lebenslangen Verinnerlichung seiner Kunst verzehrt wurde, als ob der ganze Ausdruck nach innen wuchs und alles, was man davon sah, lediglich das leblose Scheinbild des eigentlichen Menschen darstellt, nahte sich seinem Instrument, dem Publikum gegenüber höflich, wenn auch nicht sonderlich freundlich, von einem Applaus umhüllt, der lediglich eine dumpfe Ahnung von den Beifallsstürmen vermittelte, die darauf folgen sollten.» (Dwight’s Journal, 19. Oktober 1872)

Soweit ein Augenzeugenbericht über den wohl einzigen Pianisten des 19. Jahrhunderts, der einem Vergleich mit Liszt standhielt. Rubinstein wurde zum Wunderkind nach klassischer Manier erzogen: Seit seinem 11. Lebensjahr bereiste er die musikalischen Hauptstädte Europas (1840-43), machte die Bekanntschaft von Liszt und Chopin, knüpfte gewinnbringende Beziehungen zur königlichen Familie Rußlands und bekam von Queen Victoria eine Audienz. Danach liess er sich – noch halbwüchsig – in Berlin nieder, um eine umfassende Ausbildung zum Komponisten zu absolvieren (1844-46). Zehn Jahre darauf, nachdem sich die Familie des Zaren seiner als Hauspianist angenommen hatte, baute er allmählich eine alles bestimmende Machtstellung im öffentlichen Musikleben seiner Heimat Rußland sowie im allgemeinen Bewußtsein der Weltöffentlichkeit auf. Er gründete und leitete die Russische Musikgesellschaft (später die Leningrader Philharmoniker) ab 1859, wurde zum Mitgründer und musikalischen Leiter des Petersburger Konservatoriums (1862-67) und zum Chefdirigenten der Wiener Philharmoniker (1871/72), machte 1872 eine Amerikatournee und wurde schließlich zum internationalen Inbegriff für höchste Klavierkunst – ähnlich, wie es später etwa Paderewski oder Horowitz werden sollten. Trotz seines übermenschlichen Arbeitspensums fand er ausreichend Zeit, um ein grosses kompositorisches Oeuvre zu schaffen, darunter nicht weniger als 20 Opern. Folgender Text entstammt teilweise einer Broschüre, die 1889 anläßlich seines Jubiläums in Druck erschien – ein Anlaß, der von allen Gesellschaftsschichten im riesigen Zarenreich gefeiert wurde:

Das berühmte Orchesterporträt «Don Quixote» zählt wohl zu den erfolgreichsten Werken [Rubinsteins]. Die Handlung verläuft wie folgt: –

«Durch die Lektüre von Ritterromanen, die die Heldentaten der fahrenden Ritter im Dienste des schönen Geschlechts und zur Hilfe der Unterdrückten dieser Welt lobpreisen, wird in Don Quichote der Wunsch lebendig, ihrem Beispiel Folge zu leisten; worauf er Helm und Kettenhemd anzieht und auf seinem knochendürren Gaul Rosinante losreitet. Als erstes begegnet er einer Schafherde, die er stracks auseinandertreibt. Durch den Erfolg dieser Heldentat ermutigt, setzt er seine Ritterfahrt fort. Etwas weiter trifft er auf drei Bäuerinnen, die bei der Verrichtung ihrer Arbeiten fröhlich singen, und von denen er eine als die Dame seines Herzens erwählt: seine Dulcinea. Er gesteht ihr seine Leidenschaft und schwört, alle künftigen Heldentaten ausschließlich zu ihrer Ehre zu vollbringen. Die Bäuerinnen halten ihn jedoch für einen Wahnsinnigen und laufen lachend davon. Don Quichotte zeigt sich verwirrt, setzt jedoch seine Reise fort und hofft immer noch, durch seine künftigen Taten Ruhm zu gewinnen. Als nächstes gerät er an eine Gruppe von Verbrechern, die gerade zur Hinrichtung geführt werden. Er hält sie für die unschuldigen Opfer der Tyrannei und beschließt auf der Stelle, sie von ihrem Joch zu befreien, indem er die Wächter angreift und in die Flucht schlägt. Während eines anschließenden Gespräches erregt er jedoch den Ärger der nunmehr befreiten Verbrecher, die über ihn herfallen und gehörig verdreschen. Nun überläßt sich der noble Ritter der Verzweiflung. Er erkennt seine Torheit und stirbt.”

Soweit die Ereignisse, die Rubinstein für sein musikalisches Porträt ausgesucht hat. Zur Illustration wählte er lediglich die humorvolle Seite der ritterlichen Laufbahn Don Quichottes; die grundlegende Konzeption des Romans – daß Don Quichotte als Mann der hohen Ideale sein Leben im Kampf für Wahrheit und Gerechtigkeit bereitwillig aufs Spiel setzt – eignet sich nicht zur musikalischen Vertonung, und der Komponist hat dementsprechend nur direkte Ereignisse gewählt, die für eine musikalische Darstellung in Frage kommen. Dieses Sujet behandelt er mit gewohnter Meisterschaft: Alles darin ist wesentlich, nichts ist überflüssig. (Aus der Autobiographie Rubinsteins, Boston 1890).

Don Quixote wurde 1870 komponiert und 1871 als Partitur bei Senff in Leipzig veröffentlicht. Eine Bearbeitung für Klavier zu vier Händen wurde Januar-Februar 1871 von keinem geringeren als Tschaikowsky zusammengestellt, der das Werk besonders hoch schätzte, und ca. 1871 in St. Petersburg veröffentlicht.

Score Data

Edition

Repertoire Explorer

Genre

Orchester

Seiten

104

Format

160 x 240 mm

Druck

Reprint

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