Ravel, Maurice

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Ravel, Maurice

L’enfant et les sortilèges (komplette Opernpartitur, Libretto von Colette)

Art.-Nr.: 71 Kategorie:

50,00 

Maurice Ravel –  L’enfant et les sortilèges ((„Das Kind und der Zauberspuk“)

(geb. Ciboure, 7. März 1875; gest. Paris, 28. Dezember 1937)

Fantaisie lyrique in zwei Teilen (1920-25) nach einem Libretto von Colette

Vorwort
„Weiße und schwarze Haare vermischten sich und gaben ihm eine gefiederartige Frisur. Beim Sprechen schlug er seine feine Nagetier-Händen übereinander und streifte alle Dinge mit seinem Blick eines Eichhörnchens.“ (Colette, 1939)

„Ravel bewegte sich zeitlebens in einer Kinder- und Tierwelt. Er hat allezeit an der Diskrepanz zwischen seinem Maß und dem der übrigen Welt gelitten. Diese Kluft durch Vollendung der künstlerischen Formen zu überwinden, war überall sein schöpferische Stimulans.“ (Hans Heinz Stuckenschmidt, 1966)

Nagetier-Hände, Eichhörnchen-Blick, zierlicher Körperwuchs: Vielen zeitgenössischen Beobachtern kam Maurice Ravel wie ein Mischwesen zwischen einem frühreifen Jungen und einem scheuen vermenschlichten Pelztierchen vor. Dabei sind es wohl genau diese Eigenschaften, denen die Nachwelt einige der gelungensten musikalischen Darstellungen der Tierwelt (Oiseaux tristes 1904/05, Histoires naturelles 1906) und der Kinderwelt (Ma mère l’oye 1908-10) verdanken, die je dem Kopf eines großen Komponisten entsprangen. Als Ravel also eines Tages das Angebot erhielt, ein Bühnenwerk rund um einen unartigen Jungen zu schreiben, der nach einem fürchterlichen Wutausbruch von Tieren gequält, bestraft und schließlich liebevoll verziehen wird, verwundert es nicht, daß er unverzüglich zusagte. Damals hatte er noch nicht wissen können, daß ihn die daraus entstehende Oper jahrelang beschäftigen würde und schließlich zum Opus summum seines künstlerischen Schaffens und zum Testament seines kompositorischen Lebenswerks werden sollte.

Das Angebot kam von Colette – oder mit bürgerlichem Namen Sidonie-Gabrille Colette (1873-1954) –, die nicht nur eine berühmte Persönlichkeit der Pariser Halbwelt und skandalumwitterte Vorreiterin für die sexuelle Befreiung war, sondern auch noch heute allgemein als die größte französische Schriftstellerin der ersten Jahrhunderthälfte gilt. Nachdem sie zunächst 1900-03 das erotische und gesellschaftliche Erwachen junger Frauen in ihren zu Recht berühmten Claudine-Romanreihe erforschte, wandte sie sich später der Welt der Tiere zu, zu denen sie eine heimliche Verbindung im Kampf gegen die überbordende Männerwelt verspürte (La Paix chez les bêtes 1916). Heute – vor allem in der englischsprachigen Welt – ist sie vorwiegend für ihren späten Roman Gigi von 1944 bekannt, der 1958 als Vorlage zum beliebten Filmmusical gleichen Titels diente.
Colette war bereits eine Berühmtheit, als Jacques Rouché, der Direktor der Pariser Opéra ihr 1914 vorschlug, ein Werk für die Musikbühne zu schreiben. Das Ergebnis war ein Tanzszenario – sie nannte es ein „féerie-ballet“ –, dem sie den Arbeitstitel Divertissement pour ma fille gab. Zur Vertonung bot sie das neue Bühnenwerk Ravel an, mit dem sie bereits seit Jahren aus den literarischen und musikalischen Salons von Paris her bekannt war. Das Manuskript wurde 1916 dem Komponisten in Verdun zugeschickt, wo er gerade als LKW-Fahrer an den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs seinen Kriegsdienst leistete. Das Paket ging verloren, und erst viel später – im Jahre 1918 – erhielt Ravel endlich das Libretto zu diesem interessanten Projekt. Er sagte zwar sofort zu, stellte jedoch überraschenderweise eine Bedingung: Das fantasievolle Tanzszenario mit seiner Mischung aus beseelten und unbeseelten Wesen jeglicher Größe und Beschaffenheit sollte in einen Opertext umgewandelt werden.

Vorwort komplett > HIER

Partitur Nr.

71

Edition

Opera Explorer

Format

Druck

Reprint

Genre

Oper

Seiten

230

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