Parry, Charles Hubert

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Parry, Charles Hubert

Hypatia, suite from the incidental music to the play by Stuart Ogilvie. Edited by Phillip Brookes (new print)

26,00 

Charles Hubert Hastings Parry – Hypatia, Suite aus der Bühnenmusik zum Theaterstück von Stuart Ogilvie (1893)

(geb. Bournemouth, 27. Februar 1848 – d. Rustington, 7. Oktober 1918, Rustington)


Overture p.2
Hypatia & Philammon p.27
Street Scene p.40
Ruth & Orestes p.54
Orestes’ March p.65

Vorwort
Parry war ein außergewöhnlich vielbeschäftigter Musiker. Er war Professor für Musik in Oxford, Professor für Musikgeschichte am Royal College of Music (und bald auch dessen Direktor), Mitglied zahlreicher künstlerischer Gremien, Autor und Komponist. Viele seiner Kompositionen waren Auftragswerke für Festivals und andere Veranstaltungen. 1892 nahm er einen solchen Auftrag an: Es handelte sich um eine Bühnenmusik für ein West End-Stück, das im Londoner Theatre Royal Haymarket („Das Theater ist elektrisch beleuchtet“ verkündete das Programmheft, das den Namen des Elektroingenieurs hervorhob) von dem extravaganten Schauspieler und Produzenten Sir Herbert Beerbohm Tree aufgeführt werden sollte.

Das Stück basierte auf Charles Kingsleys Roman von 1853, der eine (erfundene) Geschichte über das Leben und den Tod der Philosophin, Astronomin und Mathematikerin Hypatia von Alexandria erzählt, die sich als Lehrerin gegen den Aufstieg des Christentums auflehnte und 415 n. Chr. auf Veranlassung von Kyrill, dem Bischof von Alexandria, von einem christlichen Mob grausam ermordet wurde, nachdem sie sich gegen die Verbannung der Juden aus der Stadt ausgesprochen hatte. Viele der Gefühle in Kingsleys Buch begehen Verrat an ihren viktorianischen Ursprung – es ist stark antikatholisch und antisemitisch, und es wäre heutzutage wahrscheinlich unmöglich, das Theaterstück zu inszenieren, das Stuart Ogilvie auf der Grundlage von Kingsleys Roman schrieb, auch wenn Ogilvie einige seiner Vorurteile abschwächte.

Nichtsdestotrotz war das Buch zu seiner Zeit ein gefragtes Werk, und das Stück gab Parry die Möglichkeit, etwas zu schaffen, was innerhalb seines Oeuvres einer reifen dramatischen Oper am nächsten kam, wenn auch ohne Gesang. Die Zusammenarbeit mit Beerbohm Tree war nicht einfach; ständig forderte er Veränderungen während der Proben, und sogar noch nach der ersten Aufführung. Diese Änderungen bedeuteten oft, dass Parry die Musik umschreiben musste. Die Dinge erreichten ihren Höhepunkt, als Tree ein paar Minuten mehr Musik für eine Szene verlangte, worauf ein wütender Parry antwortete: „Sie wollen keinen Komponisten, Sie wollen eine Drehorgel!“ Ogilvies Stück wurde am 2. Januar 1893 mit einem Bühnenbild und Kostümen von Lawrence Alma Tadema uraufgeführt. Es wurde ein Erfolg, lief vier Monate lang und machte schließlich einem anderen neuen Stück Platz, Oscar Wildes Lady Windemere‘s Fan. Parrys Musik wurde von dem bekannten Wagnerianer Carl Armbruster dirigiert und ist von höchster Qualität – Hazell‘s Annual, das die Musik des Jahres in London besprach, nannte sie „charmant“. ‚The B in a Box‘ – der Kritiker in Punch – hielt Dr. Parrys Musik für das Beste an der Inszenierung und schrieb: „Alles in allem ein bemerkenswertes Stück. Prosit!“

Das Hauptthema von Orestes‘ Marsch ist in der Ouvertüre zu hören und wird auch in der Straßenszene angedeutet, was der Suite eine Einheit verleiht. Die Ouvertüre enthält auch einen schönen Blechbläserchoral, der in der Suite leider nicht mehr vorkommt. Der 2. und 4. Satz (beide Entr‘actes im Bühnenstück) sind reizvolle Miniaturen. Der abschließende Marsch ist sehr schön, mit einer einprägsamen Melodie. Parry wählte diese fünf Orchesternummern für die Aufführung bei einem Konzert der Royal Philharmonic Society und bestimmte die Reihenfolge, in der sie gespielt werden sollten. Aber mehr tat er nicht – wie zum Beispiel, dass er die Tonarten veränderte, um eine bequemere Abfolge zu gewährleisten, oder dass er die Unterschiede in der Instrumentation zwischen den Sätzen logischer gestaltete. Solche Unterschiede sind darauf zurückzuführen, dass sie mit dem Gedanken an vier substantielle Akte komponiert wurden, nicht an eine 25-minütige Konzertsuite.

Ich habe durchgehend für Hörner in F und Trompeten in C geschrieben. Die Klarinettenstimmen sind in den ersten drei Sätzen für Instrumente in B gesetzt, und A in den letzten beiden. Ich habe auch eine Wiederholung im letzten Satz hinzugefügt, von Takt 7 bis Ziffer B. Diese erscheint nicht im Autograph, wird aber in einer handschriftlichen Notiz in der Partitur vorgeschlagen, obwohl sie nicht von Parry selbst stammt. Ob dabei an eine separate Aufführung in der Suite gedacht war oder eine theatralische Aufführung und diktiert durch praktische Erfordernisse, die bei den Proben auftauchten, ist nicht bekannt. Die Wiederholung funktioniert gut, kann aber natürlich auf Wunsch auch weggelassen werden.

Orestes Marsch enthält Becken und eine Militärtrommel, die eindeutig dem Autograph hinzugefügt wurden und anscheinend nicht vollständig von Parry selbst notiert wurden. Es existiert auch eine handschriftliche Schlagzeugstimme, die in den Sätzen 1 und 3 kleine Teile in Bleistift für die gleichen Instrumente enthält. Ich habe sie in diese Partitur aufgenommen, obwohl auch sie auf Wunsch weggelassen werden können.

Phillip Brookes, 2021

Aufführungsmaterial ist von Musikproduktion Höflich (www.musikmph.de), München, zu beziehen.

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