Massenet, Jules

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Massenet, Jules

Les Érinnyes for orchestra

Art.-Nr.: 4122 Kategorie:

32,00 

Jules Massenet – Les Érinnyes

(geb. Montand, 12. Mai 1842 — gest. Paris, 13. August 1912)

Vorwort
Neben seinem umfassenden Opernoeuvre steuerte Jules Massenet seit Beginn seiner musikalischen Laufbahn auch Beiträge zu zahlreichen weiteren Bereichen der Musik für die Bühne bei – neben drei Operetten, vier Balletten und drei geistlichen Musikdramen mehr oder minder szenischer Faktur auch vierzehn Schauspielmusiken, deren erste jene zu der Tragédie antique Les Érinnyes ist, einem zweiaktigen Werk auf einen Text von Charles Marie Leconte de Lisle (1818–1894). Leconte de Lisle hatte sich als „objektivistischer“ Dichter profiliert und gehörte der Schule der „Parnassiens“ an; seine Éolides inspirierten César Franck 1877 zu seiner gleichnamigen symphonischen Dichtung, das Gedicht Les Élephants den ersten Satz von Benjamin Godards 1883 veröffentlichter Symphonie orientale op. 84.

Die Schauspielmusik zu der Versdichtung Les Érinnyes nach Aischylos schuf Massenet 1872, unter Rückgriff auf Musik aus seiner heute verschollenen symphonischen Suite Pompéia, fürs Pariser Théâtre de l’Odéon, wo die Uraufführung am 8. Januar des folgenden Jahres unter der musikalischen Leitung von Éduard Colonne stattfand. Intendant Félix-Henri Duquesnel hatte dem Komponisten ein vierzigköpfiges Orchester in Aussicht gestellt, was dieser in seinen Erinnerungen als ausgesprochen großzügig bezeichnete; dem Streicherensemble stellte er drei Posaunen als Repräsentation der drei titelgebenden Rachegöttinnen gegenüber. Massenet versah diese erste Fassung mit der Opuszahl 10.

Pauline Viardot hatte der Generalprobe beigewohnt und kommentierte diese folgendermaßen: „Bravo, lieber M. Massenet, Ihre Musik für Les Érinnyes ist ausgezeichnet. Die Produktion könnte nicht besser sein und ich hörte sie in einem ruhigen Gemütszustand, wohl wissend, dass zur Premiere alles gut sein werde. Aber um Himmels Willen, bitten Sie M. Duquesnel, seine Erinnyen in Grau zu kleiden – sie ähneln zu sehr den Nonnen in Robert le Diable – da ist zu viel Weiß.“ Die Produktion war musikalisch für Massenet ein Durchbruch, auch wenn schon früh Kritik an einer gewissen Unvereinbarkeit von Drama und Musik aufkamen. „Dieses höllische Geräusch“, so soll sich Duquesnel geäußert haben, „weckt in mir Mörderwünsche (…) ein schreckliches Getöse – glücklich die Gehörlosen“.

Für die Saison 1875/6 wurde eine Wiederaufnahme des Dramas an der Opéra National Lyrique (dem sogenannten Théâtre du Gaîté) angesetzt, zu der Massenet seine Partitur überarbeitete und mehrere Nummern, darunter ein Ballett ergänzte; wie zur Uraufführung erschien auch zu dieser Produktion ein Klavierauszug von Massenets Werk, das nun für volles Orchester ausgearbeitet war.

Schnell erlangte Massenets Musik, von der auch eine Suite existiert, große Popularität, vor allem die Invocation (Anrufung Elektras am Grab des Agamemnon im II. Akt), die als Évocation für Cello und Orchester auch heute noch häufiger zu hören ist. Als Musik zu Leconte de Lisles Drama, das 1910 in das Repertoire der Comédie-Française aufgenommen wurde, war sie aber schon bald immer seltener zu hören und wurde zur Nutzung im Konzertsaal umgewidmet.

Jürgen Schaarwächter, 2019

Aufführungsmaterial ist von Heugel, Paris zu beziehen

Partitur Nr.

4122

Genre

Orchester

Format

Druck

Reprint

Seiten

130

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