Marschner, Heinrich

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Marschner, Heinrich

Hans Heiling (komplette Opernpartitur)

Art.-Nr.: 02 Kategorie:

54,00 

Heinrich Marschner- »Hans Heiling«

Vorwort
Heinrich August Marschner zeigte schon früh musikalisches Talent und kompositorische Vorlieben für seine späteren Hauptschaffensgebiete Bühnen- und Chormusik. Beruflich relativ bodenständig (hauptsächlich am Hoftheater zu Hannover), verlief seine Erfolgskurve nicht unbedingt steil nach oben. Nach den großen Erfolgen in den 1830er Jahren wurde es ziemlich still um ihn, bis er nahezu vergessen starb.
Neben „Hans Heiling„ zählen Der Vampyr (Leipzig 1828, bearbeitet von Hans Pfitzner 1924), Der Templer und die Jüdin nach W. Scott, bearbeitet von Hans Pfitzner 1912), Des Falkners Braut (Leipzig 1832) und Das Schloss am Ätna (Leipzig 1836) zu den bekannteren seiner 15 Opern und Singspiele.
Hans Heiling. Romantische Oper in drei Akten nebst einem Vorspiel, entstand durch anonyme Zusendung des Librettos. Marschner begann im Juli 1831 mit der Komposition und vollendete sie am 14. August 1832. Die Uraufführung am 14. Mai 1833 im Königlichen Opernhaus zu Berlin wurde zwar freundlich aufgenommen, fand bei der Kritik aber nur kühles Echo. Die Leipziger Aufführung einige Wochen später (mit dem Komponisten am Dirigentenpult) war dagegen ein großer (Presse-)Erfolg, der für Marschner mit der Verleihung der Ehrendoktorwürde der Universität Leipzig zu Buche schlug. Für die Wiener Premiere 1846 wurde die Oper in einigen Nummern geändert und um eine Nummer erweitert. Danach wurde es — trotz gelegentlicher Aufnahme ins Repertoire — ruhig um die Oper, bis Hans Pfitzner das Werk 1922 an der Dresdner Staatsoper der Vergessenheit entriss. Nach dem Zweiten Weltkrieg haben sich 1962 Zittau (Dirigent: Ferdinand Leitner) und Hannover (Dirigent: George Alexander Albrecht) der Oper angenommen.
Hans Heiling braucht den Vergleich mit den berühmteren Artgenossen nicht zu scheuen. Liebe und Entsagung, Geisterreich und Zauberbuch sind Elemente, die sie zu einem echten Stück Romantik machen. Grossen Anteil daran hat die Mitarbeit des Librettisten Eduard Devrient (1801-77), der als Sänger wie als Schauspieler und Dramaturg gleichermassen anerkannt war. Nur am Rande sei erwähnt, dass Felix Mendelssohn-Bartholdy den Heiling-Stoff abgelehnt hat. Wahrscheinlich erfolgte die anonyme Zusendung an Marschner, um sich eine erneute Enttäuschung zu ersparen. Marschner jedoch ist mit absoluter Begeisterung an den Stoff herangegangen. Geister- und Menschenwelt sind in der Gestalt des Titelhelden miteinander verschmolzen und umgeben ihn mit Tragik. Ob allerdings “die Isolierung des Künstlers und Wissenschaftlers von den Volksmassen unter den Bedingungen der kapitalistischen Entfremdung personifiziert wird” (Originalton Peter Czerny, Opernbuch. Berlin/DDR: Henschel, 1980), möchte ich dahingestellt sein lassen. Am Ende siegt jedenfalls der Friede zwischen Menschen und Geistermächten.
Neben den angesprochenen Elementen hat vor allem die Musik inspirierend auf den frühen Richard Wagner eingewirkt. Marschner löst das Problem der deutschen romantischen Oper hier eigenständig und überzeugend. Die Handlung wird durch den Wechsel zwischen Musik und gesprochenen Dialogen gegliedert. Trotz oder vielleicht sogar wegen der angesprochenen Punkte gehört die Oper zu den Stiefkindern romantischer deutscher Opernpflege. Bei aller augenscheinlichen Wertschätzung scheint das Urteil von Oscar Bie (1864 – 1938) typisch zu sein: “Es stand da ein Bild, leuchtend von Musik, in seinem Rahmen, und es ist immer noch nicht endgültig ins Museum gewandert.”
Möge der vorliegende Nachdruck, die erste Ausgabe im Studienformat, der Oper zu neuem Leben verhelfen und das Bühnenrepertoire, ganz im Sinne Hans Pfitzners, erweitern.

Synopsis.
Hans Heiling verabschiedet sich gegen den Willen seiner Mutter und seiner Mitgeister aus dem Reich der Erdgeister, um unter die Menschen zu gehen und das Mädchen Anna zur Braut zu nehmen, in das er sich unsterblich bis zur Eifersucht verliebt hat. Aus Liebe folgt er ihrem Geheiß, sein Zauberbuch, das ihm seine Macht sichert, zu verbrennen. Trotzdem will es ihm nicht gelingen, sich richtig als Mensch zu fühlen. Schon hier steht die tragische Gestalt vor uns, die die ganze Opernhandlung durchziehen wird.
Auf einem Volksfest erkennt Heiling, dass die Liebe seiner Braut einem anderen Mann, dem Leibschützen Konrad, gehört. Als Konrad um Annas Hand anhält, geht Heiling dazwischen und sticht den Nebenbuhler nieder. In einer Mischung aus Wut, Verzweiflung und schlechtem Gewissen flüchtet er sich in eine Felsenschlucht und beschwört die Erdgeister, ihn wieder aufzunehmen, was diese nach einigem Zögern auch tun. Seine Eifersucht entbrennt jedoch erneut, als er erfährt, dass Konrad gar nicht tot ist. Rachesuchend taucht er bei der Hochzeit Konrads und Annas auf und versucht erneut, Konrad niederzustechen. Als dieser sich wehrt, bricht sein Dolch am unverletzlichen Heiling entzwei. Das Einschreiten von Heilings Mutter, der Königin der Erdgeister, verhindert die Eskalation und stellt den Frieden zwischen den zerstrittenen Parteien wieder her. In seinem menschlichen Teil endgültig gebrochen, kehrt Heiling mit seiner Mutter ins Erdreich zurück. Laut jubelnd preist das Volk Gott, der Recht und Frieden wieder hergestellt hat.
Peter Gnoss

Personen:

Königin der Erdgeister (Sopran)
Hans Heiling (Helden-Bariton)
Anna (Sopran)
Gertrude, Annas Mutter (Alt)
Konrad (Tenor)
Dorfschmied (Bass)
Niklas (Sprechrolle)

Dauer. abendfüllend (ca. 2 Std. 45 Min.)

Das Aufführungsmaterial ist leihweise beim Verlag C.F. Peters, Frankfurt/Main, erhältlich.

 

Heinrich Marschner

»Hans Heiling«

Preface
Heinrich August Marschner’s musical talent became apparent early in his career, as did his compositional preference for choral and stage works, which were to become his main interest. Relatively stable in his vocation (most of his time was spent at the Hoftheater in Hanover), the trajectory of Marschner’s accomplishment did not lead unremittingly to the top. Although he had great success in the 1830’s, subsequently things became rather quiet for him until he died nearly forgotten.
Beside Hans Heiling, amongst his more well-known operas and lyrical dramas may be counted The Vampire (Leipzig 1828, arranged by Hans Pfitzner in 1924), The Templar and the Jewess (after W. Scott, arranged by Hans Pfitzner in 1912), The Falconer’s Bride (Leipzig 1832) and The Castle at Etna (Leipzig 1836).
Hans Heiling: A Romantic Opera in Three Acts together with a Prelude, emerged through an anonymous communiqué of the librettist. Marschner began the composition in July 1831 and completed it on August 14, 1832. The first performance (Berlin, Royal Opera House, 14 May 1833) was well received by the audience, although the critics were somewhat reserved, in contrast to the Leipzig performance some weeks later conducted by the composer. As a result of good reviews, Marschner received an honorary doctorate from the University of Leipzig. Some small changes and additions were made for the Vienna performance in 1846; however, apart from a few minor performances the opera was nearly forgotten until Hans Pfitzner ‘rediscovered’ the work in 1922. After the second world war new productions were given in Zittau (1962), Zurich (1979, conducted by Ferdinand Leitner) and Hanover (1983, conducted by George Alexander Albrecht).
Hans Heiling calls for no comparisons with more famous examples of the genre. Love and renunciation, the realms of spirits and magic books, are elements which make this a true Romantic piece. This was due in great part to the assistance of the librettist Eduard Devrient (1801-77), who was recognised simultaneously as a singer as well as an actor and dramaturge. Since Felix Mendelssohn-Bartholdy had rejected the libretto because it was too close in atmosphere to Weber’s Der Freischütz, Devrient sent it anonymously to Marschner to avoid any further disappointment. Nevertheless, the composer accepted it with great enthusiasm. The spirit realm and the world of men are fused together in the figure of the hero Hans Heiling, and surround him with tragedy. It is an open question as to whether “the isolation of the artist and scientist from the masses under the conditions of capitalist alienation are personified” in Heiling (Peter Czerny, Opernbuch. Berlin/GDR: Henschel, 1980). In any case, eventually peace reigns between the human and spirit powers.
As well as the aforementioned elements, it was above all the music of Hans Heiling which inspired the young Richard Wagner. Here Marschner solves the problem of the German Romantic opera in an original and convincing way: the action is structured through the juxtaposition of music and spoken dialogue. Despite — or perhaps because of — the aforesaid points, the opera has become little more than a ‘stepchild’ in the repertoire of German Romantic opera, and the judgment of Oscar Bie (1864-1938) on the piece appears to be typical: “There hangs a picture, shining with music in its frame, but it still hasn’t been accepted into the museum.”
May the reprint of the full score presented here — the first edition in study size — lend new life to this opera, and broaden the stage repertoire exactly as Hans Pfitzner once intended.
Translation: Peter Gnoss & H.T.

Performance material is available at C.F. Peters, Frankfurt/Main.

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