Chevillard, Camille

Alle

Chevillard, Camille

Fantaisie Symphonique, Op. 10

Art.-Nr.: 4718 Kategorie: Schlüsselwort:

21,00 

Preface

Camille Chevillard – Fantaisie Symphonique op. 10

(geb. Paris, 14. Oktober 1859 in Paris – gest. Chateau, 30. Mai 1923)

(1893)

Vorwort
Fantaisie Symphonique op. 10 von Camille Chevillard ist ein einsätziges Werk für Symphonieorchester. Chevillard war ein Zeitgenosse von Claude Debussy und Eric Satie. Laut Jeffrey Cooper schätzte Chevillard die Musik von Beethoven, Schumann und Wagner und war somit ein Impressionist mit ausgeprägtem Sinn für die Retrospektive.1

Was seine expressive Motivik betrifft, so war Chevillard durchaus von seinen Zeitgenossen beeinflusst, wie etwa von Debussy, der 1894 mit seinem Prélude à l’après-midi d’un faune sein Publikum in Aufregung versetzte. Dieses Werk enthält ein einzelnes, langsam absteigendes chromatisches Motiv, initiiert von der Flöte. Debussys gewagte harmonische Sprache in diesem Werk soll von Wagner inspiriert worden sein, der für seine chromatischen Harmonien und wiederkehrenden Leitmotive berühmt war. Chevillards Fantaisie weist mehrere Leitmotiv-ähnliche Motive auf, aber eines scheint besonders bemerkenswert. Das Anfangsmotiv – im Achtel-Triolen-Rhythmus im 9/8-Takt – wiederholt sich fast ständig während des gesamten Stücks. Es erscheint gleich zu Beginn des Stücks in einem dramatischen Unisono, entwickelt sich fortwährend bis Buchstabe B, wo ein neues Motiv von den Hörnern eingeführt wird.
Chevillards Fantaisie nimmt auch einen externen Bezug auf, nämlich auf die Symphonie Fantastique von Hector Berlioz (1803–1869). In seinem berühmtesten Werk verwendete Berlioz Instrumentaleffekte, um verschiedene Geräusche wie die Guillotine-Klinge und einen fallenden Kopf musikalisch darzustellen. Das Programm dieses Werks ist detailliert und beschreibt in Einzelheiten die tragische Liebesgeschichte eines Künstlers, während ein wiederkehrendes lyrisches Thema, die idée fixe, immer wieder fast obsessiv zurückkehrt. Dieses Thema repräsentiert die Frau, die Berlioz liebte, Harriet Smithson (1800–1854), die seine Gefühle aber nicht in gleicher Intensität erwiderte. Debussy’s Prélude lädt das Publikum dazu ein, an die fabelhafte Figur zu denken, halb Mensch, halb Ziege. Der Komponist schrieb folgendes über den Bezug seines Werks zum Gedicht Stéphane Mallarmés (1842–1898): „Die Musik dieses Préludes verbildlicht auf sehr freie Weise Mallarmés schönes Gedicht; sie will es eigentlich gar nicht nacherzählen, sondern die verschiedenen Stimmungen erwecken, in deren Mitte die Begierden und Träume des Fauns sich entwickeln. Ermüdet davon, die furchtsamen Nymphen und scheuen Naiaden zu verfolgen, gibt er sich einem Höhepunkt der Lust hin, zu dem der Traum eines endlich erfüllten Wunsches führt: des vollkommenen Besitzes der ganzen Natur.“

Obwohl für Chevillard’s Fantaisie kein Programm überliefert ist, ist es interessant, zu spekulieren, ob es irgendeine Inspiration von außen für seine Musik gegeben haben könnte. Ähnlich wie in der Leitmotivik Wagners oder der idée fixe bei Berlioz könnten wir möglicherweise bei Chevillard das Triolenmotiv des Anfangs – das sich fast durchgängig durch das Werk zieht – als besonders emotionsbeladen ansehen.

Darüber hinaus spielen die Klarinetten eine wichtige Rolle in Chevillards Instrumentierung. Sie treten mit prominenten thematischen Einsätzen in den Vordergrund; an einer Stelle wird der Hörer/Leser sogar explizit an Berlioz’ Symphonie Fantastique erinnert, nämlich an den vierten Satz („Marche au supplice“), in dem die solo Klarinette ein letztes lyrisches Solo spielt, bevor das Orchester aggressiv einsetzt, um die Enthauptung der Hauptfigur zu symbolisieren.

Obwohl er mehrere Orchester – und Kammermusikwerke komponierte, ist Camille Chevillard heute wenig bekannt. Seine Werke, darunter Fantaisie Symphonique op. 10, verdienen es, von Musikern und Forschern gleichermaßen studiert zu werden.

Julia Pastore (Valparaiso Universität, IN, USA), 2022
Übersetzt aus dem Englischen von Katharina Uhde (Valparaiso Universität, IN, USA)

1 Jeffrey Cooper, “Chevillard, (Paul Alexandre) Camille”, Oxford Music Online, 2001, https://doi-org.ezproxy.valpo.edu/10.1093/gmo/9781561592630.article.05552

Aufführungsmaterial ist von Breitkopf & Härtel, Wiesbaden, zu beziehen.

 

Read full English preface > HERE

Score Data

Edition

Repertoire Explorer

Genre

Orchester

Format

210 x 297 mm

Druck

Reprint

Seiten

73

Nach oben