Bruch, Max

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Bruch, Max

Violin Concerto No. 2 in D minor Op. 44

Art.-Nr.: 443 Kategorie:

27,00 

Max Bruch – Konzert Nr. 2 für Violine und Orchester d-moll, op. 44

(geb. Köln, 6. Januar 1838 – gest. Friedenau bei Berlin, 20. Oktober 1920)

Vorwort
Was für ein schöner Erfolg, Max Bruch konnte wirklich zufrieden sein: Kaum war sein erstes Violinkonzert im Druck erschienen, da wurde es von allen bekannten Violin-virtuosen ins Repertoire aufgenommen und in einem Atemzug mit anderen berühmten Violinkonzerten wie z.B. dem von Mendelssohn genannt. Allen «Unkenrufen» auch wohlmeinender Zeitgenossen zum Trotz war Bruch der Einstieg in die Orchestermusik mit einem Schlag gelungen. So ermutigt folgten alsbald weitere symphonische Werke, darunter die Symphonien Nr. 1 und 2 – aber warum kein zweites Violinkonzert?

Bruch hatte offensichtlich die «schwere Geburt» des ersten Konzerts noch nicht vergessen. Volle vier Jahre hatte die Entstehungsgeschichte des g-moll Konzerts gedauert, bis es die endgültige Gestalt angenommen hatte, viele Ratschläge wurden Bruch erteilt, einige nahm er an, andere wurden verworfen, und die zahlreichen Änderungsvorschläge und Revisionen hatten Bruch beinahe zermürbt. So überrascht es nicht, dass er erst Mitte 1873, fünf Jahre nach Fertigstellung des ersten Konzerts, an seinem Wohnort Bonn Gedanken an ein neues Konzert hegte. Angeregt durch den mit Bruch befreundeten Konzertmeister Robert Heckmann plante Bruch ein dreisätziges Werk, doch bevor Ideen zum zweiten und dritten Satz auch nur zu Papier gebracht wurden, hatte Bruch schon eine nahezu komplette Partitur des ersten Satzes fertig. Das Werk sollte, ganz unkonventionell, mit einem langsamen Satz beginnen. Doch erlahmten Bruchs schöpferischen Kräfte zu diesem Zeitpunkt, das Werk wurde nach Bruchs eigenen Worten «zu einer bloßen Romanze eingeschrumpft» und erschien später in überarbeiteter Form einsätzig als Romanze in a-moll, op. 42.

Die «Initialzündung» für die Komposition eines vollständigen Konzerts erfolgte durch den spanischen Geiger Pablo de Sarasate. Bruch hatte den berühmten Virtuosen nicht nur persönlich kennengelernt, sondern mit ihm gemeinsam Anfang 1877 eine Konzertreise durch Europa unternommen, bei der das erste Violinkonzert sehr erfolgreich aufgeführt worden war. Bruch war von Sarasates Spiel derart angetan, dass er in kürzester Zeit ein neues Violinkonzert in d-moll konzipierte und es Sarasate widmete. Schon am 8. März 1877 schreibt er an Simrock, dass die melodischen Hauptgedanken feststehen. Die Skizzierung der Solostimme erfolgte zunächst unter Mitwirkung von Robert Heckmann, die endgültige Ausarbeitung wurde aber in diversen Proben mit Sarasate vorgenommen. Zu diesen Entwicklungsstadien findet man umfangreiches Skizzenmaterial in der Staatsbibliothek zu Berlin.

An der Idee zu einem langsamen Einleitungssatzes hielt Bruch in Anlehnung an die Romanze op. 42 fest, es folgt ein rezitativartig gearbeiteter Mittelsatz und ein virtuoses Finale in Sonatenform. Am 15. August beendet Bruch die Partitur in der vorläufigen Fassung (Datum am Ende des Autographs, im Max-Bruch-Archiv, Köln). Anfang November (3.oder 4.?) fand die Uraufführung des Konzerts im Crystal Palace, London, mit Sarasate als Solisten und unter der Stabführung von Bruch statt. Die Proben und die Aufführung erfolgten aus handschriftlichen Stimmen (teilweise überliefert, in Privatbesitz), so dass sowohl vor der Uraufführung als auch bei den folgenden drei Aufführungen Ende 1877 in Koblenz, Bonn und Berlin noch Veränderungen vorgenommen werden konnten. So kürzte Bruch den Mittelsatz noch erheblich und schrieb auf Wunsch Sarasates den Schluss im Finale neu aus, weil die Erstfassung aus Sicht des Geigers nicht virtuos genug war. Am 4. Januar 1878 war das Werk dann endgültig fertig gestellt. Joseph Joachim lernte das Konzert erst im Februar kennen, hatte also somit diesmal keinen nennenswerten Anteil an der Gestaltung der Solostimme genommen. Schließlich wurde das zweite Violinkonzert als op. 44 bei Simrock noch im selben Jahr verlegt.

Die ersten Aufführungen des Konzerts waren sehr erfolgreich, auch wenn der Beginn mit einem langsamen Satz für viele Zuhörer erst gewöhnungsbedürftig war. Allen voran nörgelte Brahms gegenüber Simrock: «Der letzte Satz seines Konzerts hat uns recht wohl gefallen und hoffentlich ist uns kein Reichsgesetz nötig, um zu verhindern, daß öfter ein erster Satz Adagio geschrieben wird. Das ist für normale Menschen nicht auszuhalten.» Später musste Brahms jedoch einräumen, sich bezüglich der Wirkung des ersten Satzes geirrt zu haben. Bruch selbst hielt den ersten Satz nicht nur für den besten, er bereute später sogar, diesen nicht als Einzelsatz veröffentlicht zu haben – nur Sarasate habe ihn an der vollständigen Streichung der Folgesätze gehindert.

Wie viele andere Werke Bruchs spielt das d-moll Konzert heute im Vergleich zum ersten Violinkonzert ein Schattendasein im Konzertbetrieb. Mag es auch bei aller Virtuosität im Schlusssatz an Esprit und Melodienreichtum seinem Vorgänger nachstehen, so verdient es, allein schon des Adagios wegen, nicht der Vergessenheit anheim zu fallen. Die vorliegende Partiturausgabe sollte hierzu beitragen.

Wolfgang Eggerking, 2005

Aufführungsmaterial ist von Benjamin Musikverlage, Hamburg zu beziehen. Nachdruck eines Exemplars des Max Bruch Archiv im Musikwissenschaftlichen Institut der Universität zu Köln.

Partitur Nr.

443

Edition

Repertoire Explorer

Genre

Violine & Orchester

Seiten

136

Druck

Reprint

Klavierauszug

vorhanden

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