Bruch, Max

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Bruch, Max

Adagio on Celtic Melodies Op. 56 for cello and orchestra

Art.-Nr.: 1143 Kategorie:

14,00 

Max Bruch – Adagio nach keltischen Melodien für Cello und Orchester op. 56

(geb. Köln, 6. Januar 1838 – gest. Friedenau bei Berlin, 20. Oktober 1920)

(1890)

Vorwort
Ein wenig neidisch können Cellisten auf die Kollegen an der Violine schon sein: Haben nahezu alle namhaften Komponisten Violinkonzerte hinterlassen, so ist die Liste bekannter Cellokonzerte doch vergleichsweise kurz. Auch Max Bruch hinterließ zwar kein Cellokonzert, doch sind ihm die Cellisten für insgesamt vier überlieferte konzertante Einzelsätze äußerst dankbar, deren Repertoirewert sich auch in der Anzahl der CD-Einspielungen widerspiegelt. Einer dieser Sätze, das Kol Nidrei, steht mit nahezu 100 Aufnahmen an zweiter Stelle der Rangliste der Bruch-Diskografie, nur das g-moll Violinkonzert ist noch häufiger auf Tonträgern zu finden. Aber auch die anderen Einzelsätze werden immer häufiger auf CD gebrannt, sei es als „Lückenfüller“ in Ergänzung zu einem vollständigen Konzert anderer Komponisten oder auch als Komplettaufnahme der konzertanten Celloliteratur Bruchs.
Erste Entwürfe zu dem vorliegenden Werk stammen aus dem Jahr 1890. Max Bruch war im Begriff, seinen Kapellmeisterposten in Breslau aufzugeben und nach Berlin überzusiedeln. Um sich von der aufreibenden Arbeit in Breslau zu erholen, reiste er im Sommer ins Bergische Land, an den Igeler Hof nach Bergisch Gladbach. Dort wurden zeitgleich mehrere konzertante Werke in Angriff genommen. Neben Vorarbeiten zum dritten Violinkonzert op. 58 skizziert Bruch das Adagio appassionato op. 57 für Violine und Orchester sowie zwei Sätze für Cello und Orchester: die Kanzone op. 55 und das Adagio nach keltischen Melodien op. 56. Für die beiden letzten Sätze sind die Aufzeichnungen Bruchs überliefert. Die Skizzen – in der Berliner Staatsbibliothek aufbewahrt – verdeutlichen Bruchs Vorgehensweise beim Komponieren: Im Wesent-lichen ist zunächst die Solostimme notiert, von der Begleitung sind wenige melodische Linien aufgezeichnet, ein harmonisches Satzgefüge ist allenfalls angedeutet.
Die Skizze zu op. 56, datiert „Igel, 31. Juli 90“, ist zunächst mit Andante überschrieben. Überhaupt hat die Namensgebung des Werkes Bruch allerhand Kopfzerbrechen bereitet. Wie viele der Orchesterwerke Bruchs bedient sich das zweiteilig aufgebaute Stück jeweils einer Melodien aus dem Bereich der Volksmusik. Daher sollte der ursprüngliche Titel „Andante nach Nordischen Volksmelodien“ lauten. Die endgültige Namensgebung und deren Beweggründe seien hier aber über den Briefwechsel Bruchs mit seinem Verleger Simrock wiedergegeben, da dieser auch über die Musik hinaus ein Bild auf Bruchs Komponistenpersönlichkeit wirft: „Die erste Melodie ist eine Schottische; die zweite (in E-Dur) eine Irländische. Da es nun nicht möglich war, auf dem Titel zu sagen ’Adagio nach Schottischen und Irländischen Melodieen’ (sic!), so kam mir…. die Idee, als Collectiv-Begriff das Wort ’Keltisch’ zu nehmen. Jetzt glaube ich aber, dass die Schotten eigentlich gar keine Kelten sind… . Anderseits kennt Niemand die alte Sammlung Schottischer Lieder, aus der ich die erste Melodie entnommen habe (The Scotch Musical Museum, Edinburg, 1788) und ebenso wenig kann irgend Jemand die Herkunft der Irischen Melodie nachweisen…. Ich möchte also den sehen, der im Stande wäre, mir nachzuweisen, dass die erste (E-moll)- Melodie keine Keltische ist! Da überdies….der Titel etwas Besonderes hat und interessant klingt, so denke ich, ich werfe alle Scrupel über Bord und behalte ihn bei: Der gewöhnliche Cellist und Musikant und Dilettant denkt sich bei ’Keltisch’ überhaupt – nichts; es klingt ihm nur etwas fremd und seltsam in den Ohren – und gerade das ist gut.“ (Brief vom 10.12.1890 an Simrock, zitiert nach Wilhem Lauth, Bruchs Instrumentalmusik, Köln 1967).

Ob der Widmungsträger des Adagios, der Cellist Jacques Rensburg (1848-1910), mit dem „gewöhnlichen Cellisten“ gemeint war, ist nicht zu ermitteln. Rensburg war Bruch aus den frühen Bonner Jahren bekannt und bekam im September 1890 die fertiggestellten Klavierauszüge der Kanzone op. 55 und des Adagios op. 56 geschenkt. Beide sollten ursprünglich als Schwesternwerke unter der Opusnummer 58 bei Simrock veröffentlicht werden. Die Orchesterfassungen entstanden vermutlich zeitgleich mit den Klavierfassungen vor Bruchs Umzug nach Berlin. Doch nur das Adagio erschien 1891, sowohl mit Orchesterbegleitung als auch in Klavierfassung, als op. 56 bei Simrock. Gleichzeitig wurde eine Fassung für Violine und Klavier veröffentlich, die vermutlich von Bruch selbst herrührt, zumindest aber von ihm begrüßt wurde. (Die dem bekannten Cellisten Hausmann gewidmete Kanzone op. 55 erschien bei Breitkopf und Härtel im gleichen Jahr).
Während die Klavierfassungen beider Werke noch heute käuflich zu erwerben sind, sind die Partituren der Orchesterfassungen schon seit langer Zeit vom Markt. Der vorliegende Nachdruck der Erstausgabe möge das zu Recht bestehende Interesse an Bruchs konzertanter Celloliteratur – ob nun als „gewöhnlicher Cellist, Musikant, Dilettant“ oder darüber hinaus – weiterhin ausbauen.
Wolfgang Eggerking, 2011

Wegen Aufführungsmaterial wenden Sie sich bitte an Benjamin, Hamburg.

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