Borremans, Joseph

Alle

Borremans, Joseph

Marche de La Vestale arrangée pour le piano

8,00 

Joseph Borremans
(Brüssel, 25. November 1775 – Ukkel, 15. Dezember 1858)

Marche de La Vestale

Arrangement für Klavier

Ein Großteil von Joseph Borremans’ Karriere fand im Schatten seines älteren Bruders Charles Borremans (1769-1827) statt. So assistierte er seinem Bruder von 1807 bis 1820 als ‚Sous-Chef‘, als dieser Dirigent des Opernhauses De Munt in Brüssel war, und war er unter holländischer Regierung als Pianist Mitglied der ‚Musique particulière‘ Königs Willem I., die von seinem Bruder geleitet wurde. Die Gebrüder Borremans unterhielten gute Kontakte zum niederländischen Königshaus. Zur Inauguration Willems I. in Brüssel im September 1815 schrieb Joseph Borremans Musik zu einem Text des Schauspielers Philippe Bourson. Ein Jahr später komponierte er anlässlich der Trauung des Prinzen von Oranien (des späteren Willem II.) mit Anna Paulowna die pastorale Szene L‘offrande à l‘hymen, ou Rose et Hippolyte. Dieses Werk wurde am 31. Oktober 1816 im Brüsseler Opernhaus De Munt uraufgeführt.

Danach ging es mit Joseph Borremans‘ Karriere schnell bergauf. Im Jahr 1818 wurde er zum Nachfolger Adrien Joseph Van Helmonts als Kapellmeister der Brüsseler Kathedrale von St. Michael und St. Gudula berufen. Dank der Schirmherrschaft einiger bedeutender Brüsseler Familien erlebte das Musikleben der Kathedrale gerade eine große Blütezeit. Deshalb konnten dort religiöse Werke mit großem Orchester aufgeführt werden. Als Kapellmeister komponierte er selbstverständlich auch selbst viel liturgische Musik. 1835 wurde Joseph-François Snel zu seinem Nachfolger berufen. Borremans sollte aber noch als Organist der St. Nikolauskirche in Brüssel tätig bleiben. Er genoss den Ruf eines begnadeten Improvisators.

Joseph Borremans war mit der französischen Schauspielerin und Sängerin Cathérine-Agathe Mathieu, bekannt als Gouget, verheiratet. Sie war seit 1801 am Opernhaus De Munt engagiert, wo sie mit Charakterrollen und Komödien viele Erfolge feierte.

Neben den Werken zu besonderen Anlässen des Königshauses und religiöser Musik komponierte Borremans unter anderem auch zwei Opern: Clapperman, ou le crieur de nuit d’Amsterdam, am 31. Oktober 1804 nur ein einziges Mal aufgeführt, und La femme impromptue, eine Opera buffa in einem Aufzug, die am 5. Januar 1809 in Premiere ging. Des Weiteren schrieb er auch Kammer- und Klaviermusik, wie das vorliegende Arrangement des Marschs aus La Vestale van Gaspare Spontini (1774-1851). Spontinis ‚Tragédie lyrique‘ die am 15. Dezember 1807 in Paris in Premiere ging, wird als das unverzichtbare Verbindungsstück zwischen dem achtzehnten (Gluck) und dem neunzehnten Jahrhundert (Meyerbeer) betrachtet und wurde von Berlioz und Wagner sehr gerühmt. Spontini bewies in seinen Opern eine große Vorliebe für Märsche, vor allem am Ende eines Akts: Der vorwärtsdrängende Charakter des Marschrhythmus‘ spielte in seiner Dramaturgie eine wichtige Rolle und sorgte im jeweiligen Finale für grandiose Szenen. Die Märsche waren überaus populär und wurden darum auch oft transkribiert und arrangiert. Borremans wählte für den Chor das „De lauriers couvrons le chemin“ aus dem Finale des ersten Akts aus und beschränkte sich auf das Transkribieren fürs Klavier. Er muss Spontinis Oper kennengelernt haben, als diese in der Spielzeit 1809-1810 zum ersten Mal im Opernhaus De Munt aufgeführt wurde. Die Brüsseler Uraufführung muss dann bereits vor dem 15. März 1810 stattgefunden haben, denn es gab schon eine Reprise mit der ‚Première chanteuse‘ Bertau in der Titelrolle. Die vorliegende Partitur, die er im Selbstverlag herausgab, ist aller Wahrscheinlichkeit nach ebenfalls im Jahr 1810 erschienen.

Jan Dewilde (Übertragung: Eva-Maria Kintzel)

Faksimile der Partitur aus der Bibliothek des Königlichen Konservatoriums Antwerpen (KVC 18775). Diese Partitur wurde in Zusammenarbeit mit dem Studienzentrum für flämische Musik (www.svm.be) und der Provinz Antwerpen herausgegeben und ist Teil eines Projekts, das sich mit vier Autografen Gaspare Spontinis befasst, die im Kasteel d’Ursel in Hingene aufgefunden wurden.

Partitur Nr.

Sonderedition

Genre

Format

Druck

Seiten

Nach oben