Eliasson, Anders

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Eliasson, Anders

Dante Anarca. Symphoniic Oratorio after Oreglia’s pometto for soli, mixed choir & orchestra (1998). Limited facsimile edition of the composer’s manuscript full score  (extra large format 330 x 480 mm)

150,00 

Anders Eliasson

Dante Anarca

Symphoniic Oratorio after Oreglia’s pometto for soli, mixed choir & orchestra (1998)

Limited facsimile edition of the composer’s manuscript full score

 

I Da un dialogo a Sei l’anarca dell’universo. Allegro energico (p. 1) – Meno mosso (p. 5)
– Tempo I (p. 10) – Andante cantabile (p. 18) – Allegro energico (p. 27)
– Agitato, meno mosso (p. 29) – Andante cantabile (p. 48)
– Poco più mosso, leggiero (p. 55)

II Allegretto (p. 67) – Meno mosso (p. 73) – Più mosso (Tempo I, p. 75)
– Largo (p. 79) – Largo (p. 98)

III La candida rosa. Adagio (p. 99) – Con fuoco (p. 111)

IV Giovacchino. Moderato, lirico con semplicità (p. 122) – Molto largamente (p. 143)

V Francesco. Allegretto (p. 149)

VI La luce etterna di Sigieri. Allegro con fuoco (p. 184) – Meno mosso (p. 195)
– Agitato (p. 203) – Misterioso (p. 204) – Con intensità (p. 213)
– Con chiarezza (p. 217) – Doloroso – Risoluto (p. 222) – attacca:

VII Durante del Virgilio. Moderato (l’istesso tempo, p. 225)
– Appellando (p. 229) – Fine e principio (p. 237)

Uraufführung und 2. Aufführung:
Stockholm, Berwaldhallen, 18. & 19. Dezember 1998
Lena Hoel (S), Anna Larsson (A), Göran Eliasson (T), Johan Edholm (B), Radiokören, Eric Ericsons Kammarkör, Sveriges Radios Symfoniorkester, Manfred Honeck (Dir)

Erste Wiederaufführung:
Stockholm, Konserthus, 10. & 12. März 2016
Ingela Brimberg (S), Anna Larsson (A), Michael Weinius (T), Gabriel Suovanen (B), Eric Ericsons Kammarkär, Royal Stockholm Philharmonic Orchestra, Sakari Oramo (Dir)

Musik jenseits von Musik
Geboren in Mondovì bei Cuneo, der Geburtsstadt des großen Komponisten Giorgio Federico Ghedini (1892- 1965), promovierte der piemontesische Gelehrte und Übersetzer Giacomo Oreglia (1924-2007) 1948 an der Universität Turin in Philosophie und übersiedelte 1949 nach Schweden, wo er am Italienischen Kulturinstitut in Stockholm Literatur- und Theatergeschichte unterrichtete und 1974 von der Stockholmer Universität zum Ehrendoktor ernannt wurde. Er schrieb in schwedischer Sprache u.a. eine 1964 veröffentlichte Monographie über die Commedia dell’arte und Biographien über Tommaso Campanella (1984) und Dante Alighieri (1991) sowie nach dem Erscheinen der zweisprachigen Ausgabe (auf Italienisch und Schwedisch: ‚Dante anarken och hans sex mästare’) seines ‚Dante Anarca’-Poems das gleichfalls zweisprachig verfasste Gedicht ‚Roma brucia!’ (1997), eine wertvolle Sammlung von Essays über Ketzerei (‚Eresía’, 1999) und ein weiteres Buch über Aspekte der Commedia dell’arte (2002). Außerdem übersetzte er eine Vielzahl schwedischer Lyrik ins Italienische (darunter August Strindberg, Artur Lundkvist, Pär Lagerkvist und Tomas Tranströmer), die stets in zweisprachigen Ausgaben erschienen.
Oreglia war durchtränkt von anarchisch lebensbejahender Energie, überschritt damit rücksichtslos alle von der akademischen Welt aufgestellten Barrieren zwischen orthodox ausgelegter Wissenschaftlichkeit und freisinniger Exegese der überlieferten Stoffe, und durchkreuzte so gezielt die Versuche der sogenannten Fachwelt, klare Grenzlinien zwischen dem akademischen Mainstream-Establishment und den Eigenwilligkeiten der Ketzer und Geächteten unserer Zeit aufrecht zu erhalten. In dieser aktiv gelebten Haltung stieß er in Anders Eliasson auf einen bedingungslos Seelenverwandten. Für Eliasson glich die Botschaft von ‚Dante Anarca’ auf Anhieb einer Offenbarung, und ihr Gehalt entflammte seine Inspiration als tragfähiges Versprechen in eine ersehnte leuchtende Zukunft in Zeiten erschütternder geistiger Finsternis, als, in den Worten von Oreglias Poemetto, „der spitzeste Pfeil gegen die schlimmsten Übel gegen Betrügerei gegen Herrschaft gegen Mammon.“

In seiner mit dem Komponisten abgestimmten Einführung anlässlich der Uraufführung von Eliassons ‚Dante Anarca’ schrieb Bengt Emil Johnson 1998:
„Das Gedicht ‚Dante Anarca’ bezieht sich natürlich auf den historischen Dichter Dante, der weder Diener der Päpste noch der Fürsten zu sein bereit war und einen europäischen Weltstaat mit garantiertem Frieden vorausschaute. Doch die Gestalt, die dem Gedicht seinen Namen gibt, setzt sich noch aus weiteren Elementen zusammen. Anarca (der Archetyp des Anarchen), der keinerlei irdische Oberhoheit anerkennt, ist in Wirklichkeit zu verstehen als eine Zusammensetzung aus dem Dante, der in der ‚Göttlichen Komödie’ Wanderungen von der Hölle durch das Fegefeuer zum Paradies unternimmt, und jenen Meistern, denen er auf seiner Reise begegnet.“ Eliasson hat nur wenige Texte vertont. Er liebte die menschliche Stimme als natürlichstes und direktestes Medium des musikalischen Ausdrucks, doch zugleich war ihm klar, dass die Verbindung von Wort und Ton keine ursprüngliche und bezwingende ist, dass es, falls man sich nicht in programmatischer Klangmalerei ergehen möchte, allenfalls möglich ist, eine Übereinstimmung der geistigen Vibration bzw. der Atmosphäre und körperlichen Empfindung herzustellen, wie dies beispielsweise Franz Schubert oder Johannes Brahms in ihren Liedern oftmals in seltener Feinheit und Vollendung gelungen ist. Wenn Eliasson einen Text vertonte, so hatte dieser eine grundsätzliche Bedeutung für ihn, und nirgendwo ging die innerliche Wahlverwandtschaft weiter als in den beiden großformatigen Hauptwerken für Chor und Orchester: in ‚Dante Anarca’, dem siebensätzigen symphonischen Oratorium, und später, 2007, in ‚Quo vadis?’, der in einem Satz gebündelten oratorischen Symphonie. ‚Dante Anarca’ entsprach in großen Zügen seiner Grundbotschaft: Transzendenz der degenerierten Mittelmäßigkeit des herrschenden niederen Bewusstseins, dessen Hauptzüge Gier, Angst und Trägheit sind; in Konsequenz dessen die Ausrichtung wider das Establishment, was zusammenfiel mit seiner Ablehnung des kommerziellen und geistfeindlichen, auf imperialistische Unterwerfung mit allen Mitteln bedachten und dies mit geheuchelten Idealen von Freiheit und Nächstenliebe tarnenden, modernen American Lifestyle, wie ihn die Geld- und Machtelite der Welt vorgaukelt; das Ideal einer besseren Welt, in welcher wahrhafte Begegnung, Kreativität, Bewusstsein der unteilbaren Einheit, des Zusammenhangs alles Erscheinenden diesseits und jenseits der scheinbaren Begrenzungen von Zeit und Raum prägende Elemente sind.

Auch in ‚Dante Anarca’ wird gelegentlich das Wesentlichste rein instrumental ausgesagt, wie dies im ‚Giovacchino’- Satz geschieht. Was nun die Ausführung betrifft, hat die Einzigartigkeit der prozessualen Tonsprache Eliassons zur Folge, dass die meisten Musiker doch recht ratlos sind, wie sie sich innerhalb seiner Formen orientieren könnten. Zuerst wird klar, dass weder der modernistische Zugang, der versucht, aus den unstrukturierbaren Parametern der Farbe, der Gestik und der Lautstärken irgendwelche verrätselten Zusammenhänge herauszulesen, noch die von herkömmlichen tonalen Beziehungen geprägte Konditionierung hier einen tieferen Zugang ermöglichen. Tatsächlich muss der Musiker sich in völlig unvorbelasteter Weise dem Erlebnis hingeben, wie die Verhältnisse von betont und unbetont von den kleinsten Tonzellen bis zu den großen Strecken sich aus den materialimmanenten Zusammenhängen ergeben. Dies hat in dieser Musik fast keinerlei Einfluss auf das Tempo, welches nur in Ausnahmefällen als wahrnehmbares Rubato-Ausdrucksmittel dient (was keinesfalls bedeutet, es sei mechanisch gleichbleibend, sondern lediglich ein unerbittliches Momentum bezeichnet), und die Phrasierung ist grundsätzlich vollkommen unabhängig von der Metrik. Es fällt ja auf, dass Eliasson die metrische Basis fast durchgängig unmodifiziert belässt, dass sich alles dynamische Geschehen, alle Veränderung auf der Basis des gleichbleibenden Pulsierens und Gliederns des Flusses ereignet. Man kann nur immer tiefer in diese Musik eindringen, jede ihrer Wendungen in der polyphonen, harmonischen und rhythmischen Beschaffenheit lieben lernen, und vor allem: niemals projizieren und niemals stehenbleiben! Es ist ein fortwährendes Jetzt, und das wird in dieser Musik in gnadenloserer Weise offenbar als in irgendeiner anderen. Wer hier glaubt, sich an scheinbare Momentverwandtschaften zu Debussy, Sibelius, Bartók, oder gar Mahler klammern zu können, ist auf dem geraden Weg in die Sackgasse!

Edition

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Score No.

1639

Genre

Choir/Voice & Orchestra

Pages

285

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