Concerto for Flute and Orchestra in B minor, Op. 17
Romberg, Bernhard
25,00 €
Preface
Bernhard Romberg
(geb. Dinklage , 11./12. November 1767 – gest. Hamburg ,13. August 1841)
Konzert für Flöte und Orchester in h-Moll, op.17
Vorwort
Das Konzert für Flöte und Orchester von Bernhard Romberg ist eine wahre Glanzleistung, das die technischen und expressiven Möglichkeiten des Instruments auszunutzen weiß und den späteren romantischen Stil bereits vorausahnen lässt. Es ist Rombergs Op. 17, obgleich es oft irrtümlicherweise als Op. 30 gelistet ist, das tatsächlich eines seiner vielen Cellokonzerte ist. Die Besetzung für Streicher, zwei Oboen, zwei Hörner, zwei Fagotte und Pauken spiegelt eher die Orchestration der Werke aus der klassischen Periode wieder, obwohl die Verwendung der Pauke eine spezifischere Hinzufügung ist.
Bernhard Romberg war ein bekannter Cellist und Komponist seiner Zeit. Er arbeitete als Hofcellist in Münster und Bonn, wo er auf Beethoven traf. Ein Indiz von Rombergs wachsender Bedeutung in der Musikwelt war, dass Beethoven bekundete, welch großen Eindruck sein Cellospiel bei ihm hinterliess. Von Romberg eingeführte Innovationen in der Cellotechnik schlossen die Reduzierung der damals großen Anzahl an Schlüsselpositionen auf die heute üblichen Bass-, Tenor- und Violinschlüssel ebenso ein wie die Änderung der Gestaltung des Instruments, welche die Technik erleichtert.
Ein Großteil von Rombergs Kompositionen sind für Cello geschrieben, entweder als Soloinstrument oder in zentraler Position; ebenso schuf er etliche Werke für Streicher. Das Flötenkonzerts und das Flötenquintetts Op. 1 (Flöte und Streichquartett) fallen aus dem Rahmen und lassen vermuten, dass es sich entweder Auftragswerke handelte oder für einen engen Freund geschrieben wurden.
Romberg konzertierte in Europa und demonstrierte sein Talent bereits als Wunderkind. Sein Kompositionsstil stellt diese Virtuosität zur Schau. In seinem Flötenkonzert finden sich Ähnlichkeiten mit dem gerade aufkommenden virtuosen Komponierstil für die Violine, vielleicht aufgrund der Ausrichtung eines seiner Lehrer, und ebenfalls für Bläser, vermutlich beeinflusst von seinen Brüdern Anton, einem Fagottisten, und Gerhard, einem Klarinettisten.
Das vorliegende Konzert ist sein Opus 17, obgleich frühere Editionen ihm Opus 30 zugeschrieben haben, was tatsächlich sein Cello-Konzert Nr. 5 ist. Eine Untersuchung von Rombergs Schreibstil für virtuoses Cello weist auf sein besonderes Verfahren hin, dem Solisten gleich zu Beginn das Hauptthema zu geben, welchem sogleich virtuose Passagen folgen, um den Hörer unmittelbar zu beeindrucken. Jedoch schreibt Romberg nicht einfach Streichermusik für die Flöte, was eine damals übliche Methode war. Er verstand offensichtlich die spezifischen Voraussetzungen des Schreibens für Blasinstrumente. Dieses Werk ist ein gutes Beispiel, wie sich innerhalb dieses Genres der Übergang vollzog vom Solo-Orchester-Konzert mit Modifikationen des thematischen Materials und verwandter Themen hin zu einem Konzert, das als Vehikel diente, die Fähigkeiten eines glanzvollen Virtuosen mit Unterstützung des Orchesters zu präsentieren.
Nach einer fanfarenartigen Eröffnung in vollem Orchesterklang tritt die Soloflöte mit einer Phrase auf, die in einem wunderschön konstruierten Bogen einen Tonumfang von über zwei Oktaven abdeckt, der zunächst in die oberen Lagen reicht, bevor er über zwei Takte zwei Oktaven absteigt, um zu schließen. Die Wiederaufnahme der eröffnenden Phrase erfolgt nach demselben Muster, was die Erkundung der tiefsten Lage der Flöte ermöglicht. Es kann sich für einen Flötisten als schwierig erweisen, das tiefste C zu erreichen, vor allem in der folgenden schnellen Passage, die alleine schon ein Indiz für das technische Niveau ist, welches dieses Stück erfordert.
Die Exposition demonstriert sogleich die technischen Anforderungen des Stücks mit ausgedehnten Linien bei lebhaftem Tempo. Unüblich ist die Verwendung einer Fermate am Ende von Thema A. Es scheint zu früh für eine Kadenz, eher ist es ein dramatischer Effekt, mit dem Romberg beeindrucken wollte. An dieser Stelle ist es möglich, dass einige Darbietenden eine sehr kurze Verzierung einfügen. Die dramatische Haltung setzt sich nach der Fermate fort mit einem punktierten Rhythmus der Pauke, unterstrichen durch die Satzbezeichnung “maestoso”. Das zweite Expositionsthema eröffnet mit einer Folge von schnellen absteigenden Triolenpassagen, kontrastierend zu der aufsteigenden Fanfare in Thema A. Nach einer Phrase in das Thema B hinein unterbricht Romberg erneut mit einer Fermate, darauf folgt eine auskomponierte Verzierung der Flöten. Dies sollten Musiker bedenken, wenn sie erwägen, während der ersten Fermate eine Verzierung zu spielen. Das Schlussthema steht im verwandten h-Moll und fügt ein Gefühl von Pathos hinzu, jedoch mit einem Schluss auf D, welches die Sektion im Dur zentriert. Das Ende der Exposition ist eine Zurschaustellung komplexer Techniken, die eine Vielzahl an motivischen Mustern und Artikulationsarten in geradezu schwindelerregender Reihung kombiniert.
Die Durchführung überrascht: obwohl sie auch etliche technische Passagen enthält, nutzt Romberg diesen Abschnitt, um die lyrischen Möglichkeiten der Flöte zu demonstrieren. Hier tut der Aufführende gut daran, die Halben anstelle der Viertelnoten zu betonen, da die Phrasierung sehr breit ist.
Die Durchführung schließt mit einer Wiederaufnahme des Paukensolos, diesmal doppelt so lang, gefolgt von den Triolenfiguren in der Flöte, wie sie in der Exposition angelegt waren. Das Ende dieser Sektion, abgesehen von den Fermaten beinahe identisch zu ihrem Pendant in der Exposition, leitet in die Reprise. Romberg schreibt keine exakte Wiederaufnahme der Exposition, sondern bewegt sich mit dem Erklingen der Soloflöte direkt zur lyrischen Melodie aus dem Schlussthema der Exposition. Dies mag nicht verwundern, da das Konzert zu einer Zeit geschrieben wurde, als die improvisierte Kadenz ausgemustert wurde zugunsten von auskomponierten Kadenzen oder dem gänzlichen Verzicht auf dieses Element.
Der zweite Satz, Andante grazioso bezeichnet, ist ein lyrisches und expressives Werk, welches – wie auch der erste Satz – die gesamte Reichweite des Instruments ausschöpft. Ein großer Teil des expressiven Natur des Satzes stammt aus Rombergs zwei Hauptthemen, die mit einer langen Note beginnen, denen kurz darauf Passagen folgen, welche die Intensität steigern. Das Thema A verweilt hauptsächlich in der oberen Lage des Instruments, während Thema B expansiver ist und rhythmisch mehr variiert.
Die Wiederkehr von Thema A ist keinesfalls wortgetreu. Romberg bezieht sich auf das eröffnende Motiv, bietet jedoch kurz darauf neue virtuose Passagen. Eine Coda folgt, die, anders als die chromatischeren Abschnitte des Satzes, eher schlichte Arpeggi im oberen Feld des Ambitus verwertet.
Der dritte Satz ist ein Rondo (Allegretto), eine entzückende und überwältigende Präsentation der technischen Fähigkeiten für die Soloflöte. Das Eröffnungsthema (A) ist eine folkloristische Melodie über eine pesante-Orchesterbegleitung. Das Thema selbst weist eine sehr “klassische” Struktur auf: eine geläufige viertaktige bogenförmige Melodie, welche zwei Mal in Folge erklingt, das zweite Mal eine Terz höher, wodurch die Intensität des Ausdrucks erhöht wird.
In technischer Hinsicht werden die Abschnitte B und C stufenweise immer herausfordernder. Von den vorherrschenden Zweiergruppen im Thema A unterscheidet sich die Sektion mit Thema B durch Erforschung der Triolenrhythmen und Sechzehntelnoten, die längere chromatische Skalen ermöglichen. Die Wiederkehr der Zweiergruppen liefert auch den Übergang zum erneut erscheinenden Thema A. Abschnitt C nutzt die Sechzehntelnoten in punktiertem Rhythmus aus dem Thema A als ersten Ausdrucksabschnitt innerhalb der Sektion. Diese entwickelt sich im weiteren Verlauf zu einer Demonstration von Skalen- und Arpeggimuster innerhalb einer Vielzahl rhythmischer Gruppierungen. Romberg beendet den Abschnitt mit einer Steigerung der rhythmischen Aktivität und reduziert die Melodie auf wiederholte Halbtöne über einem motivisch punktierten Rhythmus, der als Übergang zurück zu Thema A dient.
Es handelt sich um ein siebenteiliges Rondo, eine etwas unübliche Form. Offensichtlich hatte Romberg vor, ein Konzert von ausserordentlicher Länge und Virtuosität zu schreiben. Ein besonderer Effekt der Sektion D ist die Frage-Antwort-Passage von Soloflöte und Orchester, die das Ensemble aus seiner reinen Begleiterrolle befreit.
Eine Unterbrechung durch eine kurze kadenzartige Verzierung der Soloflöte verkürzt die finale Rückkehr von Thema A. Dies erinnert an den Bravourstil eines Friedrich Kuhlau oder Jean-Louis Tuloi, der zu jener Zeit begann, die Flötenmusik zu popularisieren.
Statt den Satz mit einer Wiederaufnahme von Thema A zu beenden, präsentiert Romberg eine ausgedehnte Coda mit einem neuen Thema, die durch die Bezeichnung Allegro non troppo zu einem eigenen Abschnitt wird. Dieses schnelle Tempo ermöglicht dem Solisten ein letztes Mal, seine Virtuosität zur Schau zu stellen und beschließt ein Konzert, das es wahrhaftig wert ist, einen Platz neben den Hauptwerken für Flöte einzunehmen.
Übersetzung: Oliver Fraenzke
Aufführungsmaterial ist von Peters, Leipzig, zu beziehen. Nachdruck eines Exemplars der Musikbibliothek der Münchner Stadtbibliothek, München.
Score Data
Edition | Repertoire Explorer |
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Genre | Solo Instrument(e) & Orchester |
Format | 210 x 297 mm |
Druck | Reprint |
Seiten | 84 |