Nápravník, Eduard

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Nápravník, Eduard

Symphonie No. 3 en mi mineur op. 18 «Démon» d’après le poème de Lermontoff

Art.-Nr.: 1987 Kategorie:

40,00 

Preface

Eduard Franzewitsch Náprawnik

(geb.  Býšt‘ bei Hradec Králové, 24. August 1839 – gest. Petrograd, 10./23. November 1916)

Symphonie No. 3 en mi mineur op. 18 «Démon» d’après le poème de Lermontoff
(1874)

Première partie
I Allegro appassionato (p. 1) – II Allegro giocoso (p. 46) – III Poco a poco accelerando (p. 90) –
IV Larghetto lamentoso (p. 96)
Deuxième partie
V Lento con devozione (p. 122) – Poco più mosso (p. 125) – VI Allegro (p. 133) –
Un poco più mosso (p. 154) – VII Maestoso (p. 162) – Religioso (p. 164)

Vorwort
Obwohl in Tschechien geboren und ausgebildet, war Eduard Náprawnik einer der einflussreichsten und bekanntesten Dirigenten – ja, in Fachkreisen vielleicht der respektierteste Dirigent – Russlands von 1869 bis 1914, und auch als Komponist passte er sich der russischen Umgebung an, war in reifen Jahren vor allem von Glinka und Tschaikowsky geprägt. Er wurde früh musikalisch ausgebildet und 1853 Vollwaise. 1856-61 war er in Prag zunächst Privatstudent von Jan Bedrich Kittl (1806-68), dem Direktor des Konservatoriums, dann Lehrer am Maydl-Institut. Seine frühen Kompositionen standen in der tschechischen Tradition, angeblich unter dem Einfluss Smetanas. 1861 ging Náprawnik nach St. Petersburg, wo er bis zur Auflösung des Klangkörpers 1863 die Leitung des Privatorchesters des Prinzen Yusupov übernahm. Doch machte er großen Eindruck auf Konstantin Liadov (1820-71, Vater des großen Komponisten Anatol Liadov), den Chefdirigenten des Marinsky-Theaters, wo er als Korrepetitor engagiert und 1867 zum zweiten Dirigenten ernannt wurde. 1869 wurde er als Nachfolger Liadovs Chefdirigent des Marinsky-Theaters und übernahm außerdem (1869-81) von Mili Balakirew die Leitung St. Petersburger Symphoniekonzerte der Russischen Musikgesellschaft. Als musikalischer Direktor des Marinsky-Theaters war Náprawnik äußerst erfolgreich und dirigierte die Ur- und Erstaufführungen von mehr als achtzig russischen Opern, darunter Tschaikowskys ‚Opritschnik’, ‚Wakula der Schmied’, ‚Jungfrau von Orléans’, ‚Pique Dame’ und ‚Yolanta’, Dargomischskys ‚Steinerner Gast’, Mussorgskys ‚Boris Godunov’, César Cuis ‚William Ratcliff’, Anton Rubinsteins ‚Dämon’ und Rimsky-Korsakovs ‚Mädchen aus Pskov’, ‚Mainacht’ und ‚Schneeflöckchen’. Für Igor Strawinsky war Naprawnik der ideale, makellos vorbildliche Kapellmeister, und auch Rimsky-Korsakov pries ihn als technisches Vorbild.

Die meisten Kompositionen Náprawniks sind unveröffentlicht geblieben. Neben vier Opern und der Schauspielmusik zu Alexej Tolstois ‚Don Juan’ schrieb er viel Orchestermusik (darunter konzertante Werke für Klavier, Violine und Cello), Kammermusik, Klavierstücke und Lieder. Die erste seiner Symphonien vollendete er vor 1861. Die Zweite Symphonie C-Dur op. 17 entstand 1873, im Jahr darauf die Dritte, und 1879 vollendete er seine Vierte und letzte Symphonie d-moll op. 32. Im Druck erschien von diesen nur die hier vorliegende Dritte Symphonie.

Náprawniks Dritte Symphonie ist eine unkonventionell gegliederte Programm-Symphonie über das berühmte Gedicht ‚Der Dämon’ von Michail Jurjewitsch Lermontov (1814-41), das der Dichter für sein bedeutendstes Werk hielt. Lermontov hatte mit der Niederschrift schon als Vierzehnjähriger begonnen, brauchte jedoch neun Jahre bis zur Vollendung. Die Geschichte vom Dämon, der ein Mädchen, das sich nach dem Tod ihres Bräutigams ins Kloster zurückgezogen hat, verführt und sie mit seinen Küssen tötet, worauf sie von den himmlischen Mächten gerettet und der Dämon verflucht und zu ewigem Begehren verdammt wird, um „in den öden Sphären des Weltalls trost- und liebeleer“ als Untoter zu weilen, ist von Byron beeinflusst und trägt das Gepräge der Identifikation des Dichters, der sich selbst als Dämon verstand. Lermontovs unglückseliges und dramatisches Leben endete 26-jährig, als er zum zweiten Mal aufgrund einer Provokation zum Duell aufgefordert und erschossen wurde. Sein Gedicht ‚Der Dämon’ erschien erst lange nach seinem Tod in den 1860er Jahren im Druck und erlangte schnell Kultstatus. Der Maler Michail Wrubel (1856-1910) beispielsweise ließ sich dazu anregen, nur noch Dämonen zu malen und sich damit völlig zu identifizieren, um schließlich im Irrenhaus zu sterben.

So ist es kein Wunder, dass sich Anton Rubinstein (1829-94) und Eduard Náprawnik quasi gleichzeitig dem ‚Dämon’-Sujet zuwandten. Dass sich die Wege der beiden dabei so unmittelbar kreuzen sollten, ist allerdings bemerkenswert: 1874 vollendete Náprawnik seine ‚Dämon’-Symphonie, und am 25. Januar 1875 leitete er in St. Petersburg die Uraufführung von Rubinsteins phantastischer Oper ‚Der Dämon’ auf ein Libretto von Pawel Wiskowatov (1842-1905). Náprawnik dirigierte auch in St. Petersburg die Uraufführung seiner ‚Dämon’-Symphonie, die 1882 beim Verlag D. Rahter in Leipzig in Partitur, Stimmen und Klavierauszug im Druck erschien. Die Symphonie Naprawniks vereint eine einfache, gesanglich einprägsame Tonsprache konservativer Diktion mit ambitionierter Großform in exzellenter Orchestration. Dem Erstdruck, der hiermit in unveränderter Reproduktion erstmals wieder erhältlich gemacht wird, ist das Gedicht Lermontovs vorangestellt.
C.S., Juni 2017

Aufführungsmaterial ist erhältlich vom Verlag Boosey & Hawkes, Berlin (www.boosey.de).

Score Data

Edition

Repertoire Explorer

Genre

Orchester

Format

210 x 297 mm

Druck

Reprint

Seiten

186

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