Liszt, Franz

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Liszt, Franz

Psalm XIII for tenor, mixed chorus and orchestra (Vocal Score / German text)

Art.-Nr.: 782b Kategorien: ,

12,00 

Preface

Liszt, Franz

Psalm XIII for tenor, mixed chorus and orchestra (Vocal Score / German text)

Vorwort zur Partitur

Im Sommer 1855 brach Franz Liszt, der sich mittlerweile in Weimar als Hofkapellmeister voll etabliert und die vollkommene Umgestaltung des zeitgenössischen Komponierens in Angriff genommen hatte, seine Kompositionsarbeiten an der gewaltigen Dante-Symphonie sowie an den Prometheus-Chören ab, zugunsten einer Neuvertonung des 13. Psalms mit seiner berühmten Wehklage: „Herr, wie lange willst du mein so gar vergessen? Wie lange verbirgst du dein Antlitz vor mir?“ Liszt war die neue Komposition ganz offensichtlich eine ausgesprochene Herzensangelegenheit: „Sie kam mir aus der Fülle meines Herzens“, sagte er später in Anspielung auf das berühmte Bibelwort Matthäus 12:34. Und weiter: “Die Gefühle des König David strömten in Fleisch und Blut aus mir heraus.“ Für einen Künstler, der bisher als Inbegriff des Weltlichen, gar des Diabolischen in der musikalischen Romantik galt, stellte das neue Werk eine ziemlich überraschende ästhetische Wende dar und nahm seine später erblühende Religiosität und die Mönchskutte als „Abbé Liszt“ nach seiner Weimarer Zeit im Jahre 1861 vorweg. Durchaus bewußt, wie sehr sich die Psalmvertonung aus seinem Oeuvre heraushob, beschloß Liszt, die Uraufführung des neuen Werks für einen besonderen Anlaß aufzuheben, nämlich für ein Konzert, das er zum Ende des gleichen Jahres in Berlin plante und das ausschließlich aus eigenen Werken unter eigenen Leitung bestehen sollte. Anfang Dezember 1855 fuhr also Liszt, begleitet von einer Schar seiner Jünger (darunter seine neueste Entdeckung, das 14jährige Wunderkind Carl Tausig) mit der Eisenbahn nach Berlin, wo am Zielbahnhof eine noch größere Schar von Anhängern seiner harrte. Es folgte die übliche Runde taumelnder Abendgesellschaften, auf die er mit der ihm eigenen Mischung von Belle Esprit und aristokratischer Noblesse regierte. Das Konzert, das am 6. Dezember in der Berliner Singakademie stattfand, war bis auf den letzten Sitzplatz ausverkauft; unter den Zuhörern befanden sich König Friedrich Wilhelm IV., Königin Elisabeth und weitere Mitglieder der preußischen Königsfamilie, die folgendes Programm unter der Leitung des Komponisten erleben durften: das Orchesterwerk Les Préludes, ein Ave Maria für gemischten Chor und Orchester, das Klavierkonzert Nr. 1 (mit dem brennenden Lisztianer Hans von Bülow als Solist), die großangelegte symphonische Dichtung Tasso und schließlich Der 13. Psalm, bei dem ein sichtlich tief ergriffener Liszt den Solotenorpart mitsang. Das Publikum war im großen und ganzen außer sich vor Begeisterung: Nach dem Psalm, der nach Angaben des Komponisten perfekt ablief, gab es zwar einige Zischlaute („st’s und szt’s, die letzten Buchstaben meines Namens“), sie wurden jedoch sofort durch einen Schwall von Bravorufen übertönt. Darauf verließ Liszt den Konzertsaal und begab sich Richtung Hotel Arnim, wo er bei einem Gala-Festmahl mit 300 geladenen Gästen gefeiert wurde. Die Berliner Kritiker waren gegenüber der bisher besten Chorkomposition Liszts jedoch nicht so wohl gesonnen wie das Publikum, und letztendlich mußte der Komponist den Mißerfolg des Unternehmens eingestehen. (Die Lorbeeren, die er davongetragen habe – so Liszt später -, seien ein „Salat mit Disteln gemischt“). Dennoch behielt Der 13. Psalm weiterhin einen wichtigen Platz im Herzen seines Schöpfers, und als Liszt am 14. September 1860 sein vorläufiges Testament verfaßte, verfügte er in einem Anhang, daß sein getreuer Verfechter Hans von Bülow den noch im Manuskript befindlichen 13. Psalm veröffentlichen lassen möge, und zwar „in Partitur mit der Klavierbegleitung unten auf jeder Seite“. Tatsächlich ist das Werk bei seiner Erstveröffentlichung, die der Leipziger Verleger Kahnt 1864 mit der erwünschten Widmung an Peter Cornelius vornahm, ausgerechnet in diesem ungewöhnlichen Format – einem Zwischending zwischen Partitur und Klavierauszug – in Druck erscheinen.

Bis dahin hatte jedoch Der 13. Psalm bereits eine ziemliche Verwandlung erfahren: Das Werk, das in der Erstausgabe Kahnts erschien, war nämlich nicht mehr mit dem identisch, das bei der Berliner Premiere erklang. Vorgesehen in dieser ersten Fassung waren nicht nur ein Solotenor, ein gemischter Chor und ein Orchester, sondern auch zwei Soloparts für Sopran und Mezzosopran. Zwischen 1859 und 1863 arbeitete Liszt das Werk um, indem er die beiden weiblichen Solopartien wegfallen ließ, um zu der heute bekannten zweiten Fassung für Tenor, gemischten Chor und Orchester zu gelangen. Bis zum Erscheinungsjahr 1864 hatte Liszt jedoch sein sakrales Oratorium Die Legende der Heiligen Elisabeth (1857-62) bereits vollendet und war mit der Komposition seines kirchenmusikalischen Hauptwerks Christus (1862-67) stark beschäftigt – beides sehr groß angelegte Werke, die die Bedeutung des 13. Psalm innerhalb seines sakralen Oeuvres eher in den Schatten stellten. Und dennoch: Später genoß die Psalmvertonung nach ihrer etwas mißratenen Uraufführung doch eine durchaus anständige Rezeptionsgeschichte: Die Kahnt-Ausgabe wurde im weiteren Verlauf des Jahrhunderts mehrfach neuaufgelegt, auch erschien das Werk 1876 in einer englischen Fassung, 1878 in einer französischen, 1888 wiederum in einer englischen (mit einer Übersetzung durch den wackeren Reverend Dr. J. Troutbeck) sowie 1880 auszugsweise in einer Orgelbearbeitung. Im Jahre 1975 wurde Der 13. Psalm in einem von Márta Papp herausgegebenen Partiturdruck und Klavierauszug (mit neuer Klavierbearbeitung) bei Editio Musica Budapest und C. F. Peters Frankfurt veröffentlicht, neuerdings wurde dem Werk sogar die Ehre einer vollständigen Transkription für Soloklavier (Chicago 1995) zuteil. Obwohl nicht sonderlich zahlreich auf Tonträger erschienen, gibt es zumindest eine bemerkenswerte historische Aufnahme des 13. Psalms durch das Royal Philharmonic Orchestra unter Sir Thomas Beecham, die – digital veredelt – bei EMI unlängst nachgepreßt wurde.

Bradford Robinson, 2008

Aufführungsmaterial ist von Peters, Frankfurt zu beziehen.

Score Data

Edition

Repertoire Explorer

Genre

Chor/Stimme & Orchestra

Format

225 x 320 mm

Anmerkungen

Klavierauszug / Text deutsch

Druck

Reprint

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