Beethoven, Ludwig van / arr. Lachner, Vinzenz

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Beethoven, Ludwig van / arr. Lachner, Vinzenz

Piano Concerto No. 1 (2) in C Op. 15 (arranged for piano and string orchestra by Vinzenz Lachner)

32,00 

Preface

Ludwig van Beethoven – I. (II.) Klavierkonzert C-Dur op. 15

(getauft Bonn, 17. Dezember 1770 – gest. Wien, 26. März 1827)

(1795-1801)

für Klavier und Streichorchester (1881) arrangiert von Vinzenz Lachner

(geb. Rain am Lech, 19. Juli 1811 – gest. Karlsruhe, 22. Januar 1893)

I Allegro con brio – (p. 1)
II Largo (p. 41)
III Rondo. Allegro (p. 55)

Vorwort

Ludwig van Beethovens berühmtes Erstes Klavierkonzert in C-Dur op. 15, komponiert in Wien zwischen 1795 und 1801, ist zwar als sein erstes Solokonzert im Druck erschienen, doch tatsächlich müsste es als sein Zweites Klavierkonzert firmieren, denn das heute als Zweites Klavierkonzert bekannte Konzert in B-Dur op. 19, das zwischen 1788 und 1801 endgültige Gestalt annahm, ist vorher entstanden. Außerdem hatte Beethoven bereits in seiner Jugendzeit in Bonn zwei Klavierkonzerte in Es-Dur und in D-Dur geschrieben, die er freilich bald darauf nicht mehr als gültige Werke betrachtete. Zur heute bekannten Uraufführung gelangte das Klavierkonzert in C-Dur op. 15 am 2. April 1801 in Wien am Burgtheater mit dem Komponisten am Klavier, wobei die Anekdote überliefert ist, Beethoven habe kurz vor dem Auftritt festgestellt, dass das Instrument einen Halbton zu tief gestimmt war, und daraufhin seinen Part spontan in Cis-Dur gespielt. Eventuell kam es bereits 1798 in Prag zu Aufführungen der beiden Konzerte op. 19 und op. 15, doch lässt sich das nicht belegen. Jedenfalls hat Beethoven den Solopart, den er bis dahin aus dem Gedächtnis spielte und womöglich auch teilweise improvisierte, erst 1801 anlässlich der Drucklegung definitiv niedergeschrieben. Er widmete das Konzert seiner Schülerin Anna Luise Barbara Fürstin Odescalchi (bekannt als Babette, geb. Gräfin von Keglevich de Buzin [1778-1813]).

Das Arrangement Vinzenz Lachners für Klavier und Streichquartett zuzüglich Kontrabass bzw. Streichorchester erschien 1881 in Stuttgart bei J. G. Cotta im Druck, in einem Auszug für 2 Klaviere von Herausgeber Sigmund Lebert (1821-84) und Einzelstimmen der Streicher. Ein Exemplar des kompletten Stimmensatzes befindet sich im Archiv des Beethoven-Hauses in Bonn. Eine Partitur von Lachners Streicherfassung des Opus 15 wurde nicht gedruckt. Da diese Fassung mittlerweile immer häufiger aufgeführt wird, indem sie ermöglicht, ein großes Beethoven’sches Konzert mit Streicherbegleitung alleine aufzuführen, hat sich das Fehlen einer Partitur als Manko herausgestellt. Die Dirigenten benutzten bisher zur Begleitung die Partitur von Beethovens Originalfassung mit Bläsern – ein provisorischer Umstand, dem mit dem hiermit vorgelegten, von Lucian Beschiu erstellten Erstdruck der Partitur nunmehr Abhilfe geschaffen ist.

Die vier Brüder Lachner, Söhne des Uhrmachers und Organisten Anton Lachner zu Rain am Lech, waren allesamt Komponisten. Der berühmteste unter ihnen ist Franz Lachner (1803-90), dessen Schaffen alle Gattungen umfasste und u. a. 8 Symphonien, 8 einst zum Teil sehr beliebte Orchestersuiten und eine Vielzahl von Kammermusik und Klavierwerken beinhaltet. Ignaz Lachner (1807-95) ist weit weniger bekannt geworden (gelegentlich werden noch Streichquartette von ihm gespielt), und der ältere Halbbruder Theodor Lachner (1795-1877) ist ohnehin völlig vergessen. Anders Vinzenz Lachner, der zwar im Schatten seines großen Bruders Franz stand, dessen Schaffen jedoch gebührende Anerkennung und von Johannes Brahms und Clara Schumann freundliche Würdigung erfuhr. Ab 1822 war Vinzenz Schüler am Augsburger Gymnasium, wo er aus unbekannten Gründen keinen Abschluss machte. 1830 vermittelte ihn sein Bruder Franz als Musiklehrer zum Grafen Mycielski zu Cosvitz in Posen (Poznan). 1834 folgte Vinzenz seinem Bruder Ignaz als Organist der Reformierten Kirche und Korrepetitor am Kärntnertortheater in Wien nach. Als 1836 Franz Lachner seine Stelle als Kapellmeister des Mannheimer Nationaltheaters aufgab, übernahm Vinzenz Lachner den Posten und bekleidete ihn mit ein paar Unterbrechungen bis zu seiner Frühpensionierung 1873. Zwischendurch war Vinzenz 1842 Dirigent der Deutschen Operngesellschaft in London und 1848 Musikdirektor in Frankfurt am Main. Ab 1873 war er in Karlsruhe zunächst als Privatlehrer, dann am Großherzoglich Badischen Konservatorium ebendort tätig. Zu seinen Schülern zählten in Mannheim der berühmte Wagner-Dirigent Hermann Levi (1839-1900) und in Karlsruhe der Klaviervirtuose Max von Pauer (1866-1945). Wie sein Bruder Franz war auch Vinzenz Lachner ein überzeugt konservativer Komponist, der den von Liszts Wirken ausgehenden Neuerungen der Neudeutschen Schule ablehnend gegenüber stand. Er komponierte überwiegend Vokalwerke, darunter viele Lieder, und hatte einen ausgezeichneten Ruf als Dirigent. Unter seinen Instrumentalkompositionen finden sich u. a. zwei Symphonien, mehrere Ouvertüren, eine Schauspielmusik zu Schillers ‚Turandot’, Klavierstücke, und Kammermusik unterschiedlicher Besetzung, darunter sein einst beliebtes Klavierquartett in g-moll op. 10.

Vinzenz Lachners Streicherfassung des Beethoven’schen C-Dur-Konzerts ist eine solide, handwerklich einwandfreie Arbeit, die es versteht, die ursprünglichen Bläserstimmen elegant in den Streichersatz einzuweben. Es ist den ausführenden Dirigenten und Kammermusikern verpflichtend anzuraten, zuvor gründlich das Original Beethovens zu studieren, um sich sowohl hinsichtlich der tatsächlich erforderlichen dynamischen Kontraste als auch der vom Komponisten beabsichtigten Klangfarben eine authentische Orientierung anzueignen. Vinzenz Lachner empfiehlt den Pianisten, die Solokadenzen von Ignaz Moscheles (1794-1870), einem damals führenden, weltberühmten Klaviervirtuosen und durchaus bemerkenswerten, von Mendelssohn geschätzten Komponisten, zu spielen – eine Empfehlung, die sich mit Lachners eigener stilistischer Haltung als Komponist bestens verträgt, die auch heute noch als akzeptable Alternative gelten kann, wenngleich wir natürlich ausdrücklich empfehlen, im Kopfsatz auf eine der drei Originalkadenzen Beethovens (zumal auf die umfangreichste unter diesen) zurückzugreifen, oder, falls der Impuls, die Kenntnisse und die seltene Begabung dafür vorhanden sein sollten, die Solokadenzen zu improvisieren, wie es zu Beethovens Zeit Brauch war. Letztlich hängt die Entscheidung Beethoven versus Moscheles auch einfach davon ab, ob man das Werk makellos im ursprünglichen Stil Beethovens oder dem domestizierteren Geschmack der in die Jahre gekommenen romantischen Epoche entsprechend darbieten möchte.

Christoph Schlüren, Oktober 2013

Score Data

Edition

Repertoire Explorer

Genre

Tasteninstrument & Orchester

Seiten

104

Aufführungsmaterial

vorhanden

Druck

Erstdruck

Format

225 x 320 mm

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