Reger, Max

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Reger, Max

Requiem WoO V/9 (Completion of the sequence for concert purposes by Thomas Meyer-Fiebig, newly engraved by Marius Hristescu)

64,00 

Max Reger (1873–1916)

Requiem WoO V/9

Vervollständigung der Sequenz zum Konzertgebrauch von Thomas Meyer-Fiebig

Einleitung I.

Bekanntlich waren Tod und Vergänglichkeit ein zentrales Thema in Max Regers Denken und Schaffen.1 Schon im langsamen Satz der 1894-5 entstandenen Orgelsuite e-Moll op. 16 findet sich neben den Choralmelodien Es ist das Heil uns kommen her und Aus tiefer Not schrei ich zu dir die achte Strophe des Chorals O Haupt voll Blut und Wunden, »Wenn ich einmal soll scheiden«; rund zwanzig Jahre später war die Aktualität dieser Choralstrophe nicht geringer geworden, an Arthur Seidl schrieb Reger 1913: »Haben Sie noch nicht bemerkt, wie durch alle meine Sachen der Choral durchklingt „Wenn ich einmal soll scheiden?“«2 Selbst in der Verlobungszeit schuf Reger zahlreiche Choralvorspiele, die dem Themenbereich nahestehen: »Ich hab in den letzten Tagen Sachen geschrieben, die fast durchgängig vom Tode handeln! Sei mir nicht böse, ich bin eben so tiefernst! | Du mußt mich „aufhellen“, mußt meine Verdüsterung u. Schwarzseherei langsam ablösen – u. ich weiß, Dir, aber nur Dir allein, gelingt es!«3 Stimmungsaufhellungen sollten bei dem hochsensiblen Musiker immer wieder nur temporär sein, nicht nur musikalisch kreisten seine Gedanken immer wieder um Tod und Vergänglichkeit. Es ist bezeichnend, wie ironisch sich Karl Straube später zu Regers Empfindungen äußerte; an Günther Ramin schrieb er 1928: »Günter Raphael hat sein Violinkonzert vollendet. Ein erstaunlicher Mensch. Von einer Maßlosigkeit des Schaffens wie Max Reger. Sollte auch er unbewußt Todesnähe ahnen?«4

1 Vgl. Rainer Cadenbach, Memento und Monumentum. Der Gedanke an den Tod in der Musik Max Regers, in Vergänglichkeit und Denkmal. Beiträge zur Sepulkralkultur, hrsg. von Jutta Schuchard und Horst Claussen, Bonn 1985 (Schriften des Arbeitskreises selbständiger Kultur-Institute, Bd. 4), S. 239–246.

2 Verschollene Postsache Max Regers an Arthur Seidl, 1913, zitiert nach Max Reger. Briefe eines

deutschen Meisters, hrsg. von Elsa von Hase-Koehler, Leipzig 1928, S. 254.

3 Brief Regers an Elsa von Bercken, [7.–]8. Oktober 1902; Max-Reger-Institut, Ep. Ms. 1836.

4 Brief Karl Straubes an Günther Ramin, 30. Juli 1928, zitiert nach Karl Straube, Briefe eines Thomaskantors, hrsg. von Wilibald Gurlitt und Hans-Olaf Hudemann, Stuttgart 1952, S. 79.

Schon vor Beginn des Ersten Weltkrieges, während seines Kuraufenthalts im Sanatorium Martinsbrunn bei Meran erwog Reger, »ein Tedeum, eine Messe u. ein Requiem« zu schreiben.5 Doch auch schon zuvor hatte sich Reger mit Plänen zu Messen, einem Te Deum und einem Vater unser6 getragen. Quasi austauschbar scheinen lange Zeit die Inhalte; Susanne Popp hebt jedoch einen zentralen Aspekt hervor: »Vokalwerke „größten Styls“ sollen sie sein, „größten Styls“ sowohl ihr Ausmaß als auch ihre Besetzung betreffend, die Chor, Orchester, meist Orgel, nicht einmal notwendig Solisten umfaßt, wie durch ihr Gehalt und Sujet, das liturgisch gebunden oder frei, religiös oder weltlich, auf jeden Fall zur „großartigen Vertonung“ geeignet sein sollte, „größten Styls“ insbesondere durch die verwendeten kompositorischen Mittel.«7 Die Gattung des Oratoriums selbst befand sich zu dieser Zeit in einer extremen Umbruchsphase, so dass keines der von Reger angedachten Projekte über erste Entwürfe hinausgelangte.8 Im April 1914 wurden zunächst die Te Deum-Pläne wiederaufgegriffen: »[…] Ferner ich brauche so peu à peu den katholischen lateinischen Text des TEDEUMs (unter jedem lateinischen Wort muß ich die deutsche Übersetzung haben!) Das ist sehr wichtig; ich will ein Te Deum größten Styls schreiben. (Großer Chor, Solisten, Orchester, Orgel)«.9 Elsa Reger berichtet dem engen Freund Hans von Ohlendorff: »Nur Ihnen, als strenges Geheimniß; siegen wir, was wir zu Gott beten, so schreibt Max ein Tedeum u. widmet es dem Kaiser. Aber bitte ganz für Sich allein behalten; auch gegen Max nichts erwähnen; Ihnen wollte ich’s nur schreiben, da ich weiß, es wird Sie freuen10

5 Tagebuch Fritz Steins, Eintrag vom 1. April 1914; Max-Reger-Institut, D. Ms. 69.

6 Nach dem Abbruch des Vater unser WoO VI/22 für drei gemischte Chöre a cappella schreibt Reger an Joseph Schumacher: »Das „Vater unser“ hab’ ich liegen gelassen – u. gar nicht vollendet, weil ich zu der Anschauung gekommen bin, daß man diesen Text am Besten im größten Rahmen (Chor und Orchester u. Soli) componiert.« (Brief, 9. August 1911; Max-Reger- Institut, Ep. Ms. 1415).

7 Susanne Popp, Die ungeschriebenen Oratorien Max Regers, in Beiträge zum Oratorium seit Händel.

Festschrift Günther Massenkeil zum 60. Geburtstag, hrsg. von Rainer Cadenbach und Helmut Loos, Bonn 1986, S. 379.

8 Zu nennen sind in diesem Zusammenhang laut dem Reger-Werk-Verzeichnis ein Osterspiel Pläne

9 Brief Regers an Karl Straube, 9. April 1914, zitiert nach Max Reger, Briefe an Karl Straube, hrsg.

von Susanne Popp, Bonn 1986 (Veröffentlichungen des Max-Reger-Instituts, Bd. 10), S. 235.

10 Brief Elsa Regers an Hans von Ohlendorff, 22. August 1914; Max-Reger-Institut, Ep. Ms. 1286

Anh. B6 auf einen Text Friedrich Spittas (Frühjahr 1901), ein Oratorium auf einen Text von Richard Braungart Pläne Anh. B9 (April 1903), ein Oratorium auf Bibeltexte, zusammengestellt von Karl Straube Pläne Anh. B12 (Mai–Juli 1905) sowie ein Oratorium Die letzten Dinge Pläne Anh. B17 auf einen Text von Johann Friedrich Hermann Gunkel (April 1914). Das Reger-Werk- Verzeichnis nennt auch die Konkretisierung des Te Deums Pläne Anh. B19 (April–Oktober 1914), zu widmen »Seiner Majestät dem deutschen Volke!« (Thematisch-chronologisches Verzeichnis der Werke Max Regers und ihrer Quellen – Reger-Werk-Verzeichnis (RWV), hrsg. von Susanne Popp in Zusammenarbeit mit Alexander Becker, Christopher Grafschmidt, Jürgen Schaarwächter und Stefanie Steiner, München 2010, S. 1165–1171). Auch der 1905-6 geplante dem Gedächtnis des Vaters gewidmete Hymnus vom Tode und ewigen Leben WoO V/5 wurde mitten in der Arbeit abgebrochen (ebda., S. 985f.). Ergänzend nennt Susanne Popp die noch weniger über die Entwurfsphase hinausgekommenen Projekte eines Christus-Oratoriums auf einen Text von Martin Boelitz (1901) und ein „Geburtstagsoratorium“ auf einen Text von Richard Dehmel (1910) (Susanne Popp, Die ungeschriebenen Oratorien Max Regers, a.a.O., S. 382 und 389f.).

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