Draeseke, Felix

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Draeseke, Felix

Piano Concerto in E-flat Op. 36 (Piano I and II)

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Draeseke, Felix

Piano Concerto in E-flat Op. 36 (Piano I and II)

(geb. Coburg, 7. Oktober 1835 — gest. Dresden, 26. Februar 1913)

Konzert für Klavier und Orchester Es-Dur op. 36 (1885-86)

I Allegro moderato p. 3
II Adagio – Doppio movimento, scherzando – Tempo primo p. 62
III Allegro molto vivace – Coda. Stretto p. 82

Vorwort
Nach der Revision der großen, dreiaktigen Oper Gudrun (1879-82-84) und des Volksstücks mit Gesang Der Waldschatzhauser (1882) schrieb Felix Draeseke zwei Libretti, die den Beifall seines Freundes Hans Bronsart von Schellendorf (1830-1913) nicht fanden und nie in Musik gesetzt wurden: Pilatus und Valeria, die Märtyrerin. Das nächste große Werk, an welches sich Draeseke begab, sollte das Klavierkonzert op. 36 sein, sein zweites und zugleich letztes Solokonzert nach dem 1881 komponierten, seit dem Zweiten Weltkriege verschollenen Violinkonzert in e-moll. Erich Roeder vermutet (in Erich Roeder: Felix Draeseke. Der Lebens- und Leidensweg eines deutschen Meisters, II. Band, Berlin 1937), daß Laura Rappoldi-Kahrer “durch ihren großartigen Vortrag” von Draesekes gewaltiger Klaviersonate op. 6 den Anstoß gegeben habe, das lange geplante Klavierkonzert zu schreiben, und schreibt weiterhin: “Die Entstehung fällt im Wesentlichen in den Sommer 1885. Bereits im Oktober konnte der fertige 1. Satz mit der ‘kleinen großen Frau’ (so nannte Draeseke im Scherz die Lisztschülerin. In einer sehr ausführlichen Erläuterung hat übrigens Frau Rappoldi ihre Eindrücke des Konzertes handschriftlich niedergelegt) durchgenommen werden. Für ihre Virtuosenhände ist der Klavierteil gedacht. Ihr wurde das Konzert auch gewidmet. Seine drei Sätze kamen der Reihe nach am 31. 1./3. 2. und 6. 3. 1886 zum Abschluß. […] Draeseke huldigt dem großen Klavierstil. Er bleibt sich aber selber treu. Deswegen, weil er Liszts einsätzig-rhapsodische Konzertform nicht übernimmt, sondern das Neudeutsche abermals in den neuklassischen Rahmen spannt.” Anschließend an das Klavierkonzert komponierte Draeseke sein Zweites Streichquartett e-moll op. 35, um sich dann in die Arbeit an seiner dritten und gewaltigsten Symphonie, der Symphonia tragica op. 40, zu versenken.
Als die feinste Abteilung des Klavierkonzerts op. 36 darf gewiß der langsame Variationssatz mit seiner erlesenen, “impressionistisch” anmutenden Orchestration angesehen werden. Ursprünglich war vorgesehen, daß Draesekes Schüler Eugen d’Albert (1864-1932) das neue Konzert aus der Taufe heben sollte. Doch schrieb dieser am 15. April 1886 an Draeseke, er wisse nicht, “wie ich es möglich machen soll”, das Konzert, “von welchem ich (ohne alle Redensart) ganz begeistert bin, […] bis zum Musikfest zu lernen”, da er wegen eigener Kompositionen den “Kopf nicht frei” habe. Über Frau Rappoldi aber urteilte d’Albert sogleich: “Eine würdigere Interpretin ihres Werkes werden sie schwerlich finden.” Mithin gelangte Felix Draesekes Klavierkonzert Es-Dur op. 36, das einzige Konzert für sein Instrument, am 4. Juni 1886 im Hoftheater zu Sondershausen im Dritten Festkonzert der Tonkünstlerversammlung des von Franz Liszt gegründeten ADMV (Allgemeiner Deutscher Musik-Verein) durch die Widmungsträgerin Laura Rappoldi-Kahrer (1853-1925), begleitet von der Sondershausener Hofkapelle unter Karl Schröder (1848-1935), zur Uraufführung. Roeder schreibt darüber (s. o.): “Obwohl der Dirigent Karl Schröder im 1. Satz ein spießiges Zeitmaß nahm, war die Wirkung ungeheuer. Der Meister mußte sich mit der Künstlerin unzählige Male zeigen. Liszt hatte, in der ersten Reihe sitzend, in der Partitur mitgelesen. Er äußerte sich zurückhaltend. Um so begeisterter waren seine Schüler d’Albert, Siloti, Friedheim, Dayas und Frau Margarete Stern. Walter Damrosch, Bronsart und der Geiger Halir sprachen ihre Bewunderung aus.” Zwei Monate später starb Liszt in Bayreuth.
Die nächste , stürmisch gefeierte Aufführung des Klavierkonzerts op. 36 gab Laura Rappoldi-Kahrer am 15. Oktober 1886 im Dresdner Gewerbehaus, mit dem Orchester des Tonkünstlervereins unter Adolf Hagen (1851-1926). Im März 1887 erschien es im Verlag Fr. Kistner, Leipzig, in Partitur sowie als Auszug für zwei Klaviere im Druck.
Hans von Bülow (1830-94), der künftige Vorkämpfer für Draesekes Symphonia tragica, schrieb am 29. März 1888 an Draeseke: “Das Klavierkonzert anlangend, so ist meine ernstliche Absicht, es zu öffentlichem Vortrag zu bringen, an den Aufführungsschwierigkeiten gescheitert. War es meine beschränkte Zeit oder meine beschränkte Technik — es wollte mir durchaus nicht gelingen, die Sache zu bewältigen. Wäre ich 20, ja nur 10 Jahre jünger, ich würde weiter ankämpfen; aber deficiunt vires, womit ich keinen Anspruch auf Lobhudelei der voluntas verbinden will.” Am 9. und 10. Dezember 1889 leitete Hans von Bülow die Berliner Philharmoniker in zwei Aufführungen des Klavierkonzerts op. 36 mit seiner Schülerin Anni Haasters als Solistin, wobei Draeseke kritisierte, daß sie mehr durch “phänomenale Körperkraft imponierte” als durch Musikalität. Das Konzert konnte sich keinen ständigen Platz im Repertoire erobern. Erstmals in Amerika wurde es laut Roeder 1896 in Chicago gegeben. Laura Rappoldi-Kahrer spielte das Werk auch noch in späteren Jahren, so am 2. November 1905 in einem Festkonzert des Dresdner Konservatoriums.
Christoph Schlüren, 2003.

Aufführungsmaterial ist vom Verlag Kistner & Siegel, Leipzig zu beziehen.

Nachdruck eines Exemplars aus dem Bestand der Internationalen Draeseke-Gesellschaft, Speyer.


 

Felix Draeseke
(b. Coburg, 7 October 1835 — d. Dresden, 26 February 1913)

Concerto in E flat Major Op. 36 for Piano and Orchestra (1885-86)

I Allegro moderato p. 3
II Adagio – Doppio movimento, scherzando – Tempo primo p. 62
III Allegro molto vivace – Coda. Stretto p. 82

Preface
After the revision of the rather complex three-act opera Gudrun (composed 1879-1882-1884) and the vocal folk-play Der Waldschatzhauser (composed 1882), Felix Draeseke wrote two libretti: Pilatus and Valeria the Martyress. These two works did not find the support and approval of his friend Hans Bronsart von Schellendorf (1830-1913) and were never set to music.
The next major composition that Draeseke began to work on was his Piano Concerto opus 36. After his Violin Concerto in E Minor, which was written in 1881, and which is considered lost since the Second World War, this was Draeseke’s second concerto for soloist and orchestra. Erich Roeder stated that Draeseke was inspired to compose his long-planned Piano Concerto by Laura Rappoldi-Kahrer’s “superior performance” of his monumental Piano Sonata opus 6. (See Erich Roeder: Felix Draeseke. Der Lebens- und Leidensweg eines deutschen Meisters, 2nd Volume, Berlin 1937).
Roeder states that “the composition was virtually completed in the summer of 1885. Already in the month of October of that year, the completed first movement of the Concerto was presented and discussed with the ‘little great woman.’ (This is how Draeseke often humorously referred to Liszt’s student. Interestingly, Laura Rappoldi-Kahrer actually documented in writing her impressions and thoughts about the Piano Concerto with great detail).” The solo piano part was carved for her virtuoso fingers. The Piano Concerto was dedicated to her also. The three movements were completed in their formal musical order: January 31, February 2 and March 6, 1886. […] Draeseke pays tribute to the majestic piano style of his era. At the same time, he remains loyal to his own artistry, since he does not utilize Liszt’s single-movement rhapsodic form of the concerto, but instead integrates and blends the North German tradition into the neo-classic context.”
Following the completion of his Piano Concerto, Draeseke composed his Second String Quartet in E Minor, opus 35, and then dedicated himself completely to the composition of his third and most complex symphony, the Symphonia Tragica, opus 40.
The most subtle and sensitive section of the Piano Concerto in E flat Major, opus 36, can certainly be found in the slow variation movement. The orchestration is superior and appears to be uniquely ìimpressionistic.
Originally Draeseke planned that his student Eugen d’Albert (1864-1932) would premiere the concerto as its soloist. Because of too many compositions in his head, d’Albert wrote to Draeseke on April 15, 1886 that he did not know how he could possibly learn the concerto before the festival started. Nevertheless, d’Albert greatly admired the concerto. D’Albert added in the same note to Draeseke that he “would hardly find any better performer” than Mrs. Rappoldi.
Draeseke’s only Piano Concerto, opus 36, was premiered on June 4, 1886 in the Court Theater (Hoftheater) in Sondershausen during the third concert of the National Musicians Convention (Tonkünstlerversammlung) of the Music Society of Germany (ADMV — Allgemeiner Deutscher Musik-Verein; The ADMV had been founded by Liszt). The solo part was performed by the dedicatee Laura Rappoldi-Kahrer. The Sondershausener Hofkapelle was directed by Karl Schröder (1848-1935).
Roeder makes the following statement about this premiere performance (ibid): “Even though conductor Karl Schröder decided to take a rather slow tempo, the effect was magnificent. The maestro [Draeseke] had to re-appear for numerous curtain calls together with the soloist. Liszt, sitting in the first row, had read the score during the performance and responded somewhat unenthusiastically. In contrast were the reactions of his students d’Albert, Siloti, Friedheim, Dayas and Mrs. Margarete Stern. Walter Damrosch, Bronsart and the violinist Halir also expressed their own positive impressions.” Two months later Liszt died in Bayreuth.
The next performance of the concerto was equally well received and took place on October 15, 1886 in the Gewerbehaus in Dresden. The soloist was again Laura Rappoldi-Kahrer. The Orchestra of the Tonkünstlerverein was conducted by Adolf Hagen (1851-1926). The concerto was published in March 1887 in two forms by the German publisher Fr. Kistner, Leipzig: full orchestral score and piano reduction.
Hans von Bülow (1830-1894), who became the future proponent of Draeseke’s Symphonia Tragica, wrote on March 29, 1888 to Draeseke: “In regard to the Piano Concerto, my serious intention to perform the piece was shattered by its severe difficulties. I cannot tell you if it was because of my limited technical ability or my limited time, but I was unable to succeed. If I only were 20 years younger — or even 10 — I would continue to fight and not give up. I certainly do not wish to praise my willingness, but the necessary strength is missing.” .
On December 9 and 10, 1889 the Piano Concerto was performed twice. Hans von Bülow conducted the Berlin Philharmonic; the solo part was played by von Bülow’s student Anni Haasters. Draeseke critically remarked that Haasters impressed the audience more by her “phenomenal physical power than by her musicality”. The Concerto did not become part of the standard repertoire. According to Roeder, it was premiered in America in 1896 in Chicago. Laura Rappoldi-Kahrer continued to play Draeseke’s Piano Concerto in later years, including on November 2, 1905 during a festival concert of the Conservatory of Dresden.
Translation: Tom Zelle, 2003.

For performance materials please contact the publisher Kistner & Siegel, Leipzig.

Reprint of a copy from the collection of Internationale Draeseke-Gesellschaft, Speyer.

Score No.

255b

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Keyboard & Orchestra

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