Trio Sonata for Violin, Viola and Cello (Canons in Inversion in Double Counterpoint at the Twelfth) (Score and parts)
Büttner, Paul
28,00 €
Paul Büttner
Triosonate für Violine, Viola und Violoncello
(Kanons mit Umkehrungen im doppelten Kontrapunkt der Duodezime)
I Grave – Allegro (p. 3) – Grave – Allegro – Grave – Allegro (p. 4) –
Coda. Doppio movimento (p. 5)
II Trio mit Variation (p. 7)
III Adagio sostenuto (p. 8)
IV Vivace (p. 11)
V Andante cantabile (p. 12)
VI Largo (p. 14) –
VII Finale. Presto (p. 15) – Più animato (p. 20)
(geb. Dresden, 10. Dezember 1870 – gest. Dresden, 15. Oktober 1943)
Vorwort
In unserer Zeit, wo fast tagtäglich neue Entdeckungen gemacht werden und Vergessenes und Vermisstes wieder ausgegraben wird, mutet es seltsam an, wenn plötzlich ein Gigant auftaucht, an dessen Größe schon mit dem ersten Hören kein Zweifel bestehen kann, und dessen Musik mit jedem weiteren Hören an Tiefe, Größe und Weite gewinnt. Und dass dieser Komponist ein absolut Unbekannter ist – nicht dem Namen nach vielleicht, aber noch nie habe ich eines seiner Werke im Konzert gehört, und nur eines seiner Hauptwerke, die Vierte Symphonie, ist (in einer historischen DDR-Aufnahme) auf CD veröffentlicht worden –, sollte nun doch bedenklich stimmen (und wirft ein grelles Schlaglicht auf die Funktionsweise einer Musikszene, die außer den populärsten Namen und Trends und Moden von fast nichts Notiz nimmt). Dabei gab es Zeiten, als Paul Büttner den Konservativen als der ganz große Hoffnungsträger der deutschen Symphonik erschien, als Dirigenten wie Arthur Nikisch, Fritz Busch, Joseph Keilberth, Carl Schuricht, Fritz Stein, Paul Scheinpflug, Hermann Kutzschbach, Paul van Kempen, Rudolf Kempe, Heinz Bongartz oder Rudolf Mauersberger, Orchester wie die Dresdner Hofkapelle und die Berliner Königliche Kapelle (die heutigen Staatskapellen), das Gewandhaus-Orchester Leipzig oder das Radio-Sinfonieorchester Berlin seine Symphonien und andere Werke aufführten. Ist es möglich, dass Symphonik von ganz großem Format, selbst wenn sie erst einmal die Aufmerksamkeit einer breiteren Öffentlichkeit auf sich gezogen hat, wieder nachhaltig in völlige Vergessenheit gerät? Das Beispiel Paul Büttners, eines großen ‚Unzeitgemäßen’, kann als Lehrstück dafür dienen, wie der Wechsel von ungünstigen und günstigen Umständen dafür sorgen konnte, dass dies sogar gleich zweimal geschehen ist – einmal, nachdem er als Fünfzigjähriger plötzlich unversehens ins Rampenlicht der Vergötterung geriet, und noch einmal – etwas dauerhafter und weniger spektakulär –, nachdem ihm in der jungen Deutschen Demokratischen Republik postume Verehrung und Pflege seines Schaffens zuteil wurde, die dann freilich kaum noch in den Westen Deutschlands jenseits des eisernen Vorhangs ausstrahlte, geschweige denn darüber hinaus. Über die Landesgrenzen hinaus hat es Büttners Musik, bei aller Qualität, Pracht und Schönheit, nie geschafft. Sie blieb ein deutsches Phänomen, in zwei dem Untergang geweihten Nationalstaaten, und damit jeweils auch als Bestandteil einer untergehenden Kultur. Erst heute erkennen wir wieder, dass Paul Büttner einer der überragenden Meister seiner Generation war, ein vollkommen natürlicher Fortführer der von Beethoven und Schubert über Bruckner und Brahms sich weiterspinnenden Tradition organisch wachsender, kontrastmächtiger, modulatorisch großräumig disponierter und in der niemals zu selbstzweckhaftem Effekt gebrauchten, unerschöpflich reichen, glanzvollen Orchestration bildnerisch den Hörer in Bann ziehenden deutschen symphonischen Tradition. Seine Musik war, obgleich eigenständig in der Subtilität der Mittel und in ihrer monumental transzendenten Courage, nie revolutionär. Und zugleich ist sie, wenn wir sie heute hören, ebenso wenig veraltet. Ihre Qualität ist zeitlos, mit untrüglichen Können manifestiert, und darin eröffnet sich ein unausschöpflicher Raum.
Geboren in Dresden in bescheidenen Verhältnissen als Sohn eines Bauern aus dem Erzgebirge, erhielt Paul Büttner als Achtjähriger ersten Geigenunterricht. Er studierte am Dresdner Konservatorium Oboe und Bratsche und erwies sich bald als der begabteste und tiefgründigste Student in der Kompositionsklasse von Felix Draeseke (1835-1913), wo er das tonsetzerische Handwerk in gründlichster und umfassender Weise erlernte.
Es dürfte uns nicht verwundern, dass der beste Schüler Draesekes später ein solches kontrapunktisches Meisterwerk wie die Trio-Sonate für Streichtrio schreiben sollte, über welche 1930 in den Dresdner Nachrichten zu lesen ist: „Sechs kurze Sätze in der Form des Kanons mit Umkehrungen im doppelten Kontrapunkt, der Duodezime! Ein Unikum der Literatur, höhere Mathematik der Kompositionstechnik, wenn man das Werk analysiert und liest. Und das Ganze doch ein echtes Kunstwerk, das innerhalb der selbstgewählten Form frei ausschwingt und so anmutig klingt, dass es eine Freude war, zuzuhören.“ Und der Dresdner Anzeiger kommt zu dem parallelen Schluss: „Diese kompositionstechnische Meisterschaft zeigte in hohem Maße Büttners Sonate für Streichtrio, die in ihrem Bau die verwickeltsten und kunstreichsten Formen der Kanontechnik verwendet, die sich ausdenken lassen. Und trotz dieser kaum zu fassenden Schwierigkeiten hatte das Werkchen einen staunenswerten Klang, als ob nichts von alledem darin verborgen läge. Es ist in der Tat ein mustergültiges Beispiel für eine Kunst, bei der satztechnisches Können und allseitigste Formbeherrschung als Selbstverständlichkeiten ins Gebiet der Voraussetzung hinabsinken. Zugunsten des uns erscheinenden und zutiefst in uns wirksamen Gesamtklangbildes.“ Ja, das ist das besonders Frappierende an Büttners Kunst, wie elaboriertester altmeisterlicher Kontrapunkt blühendes Leben entfaltet und niemals trocken gelehrsam erscheint, sondern aus dem Moment in freiem Flug der Phantasie zu entstehen scheint, und dabei eine solch bezwingende formale Einheit, sei es in kleinen oder großen Dimensionen, bildet, als könne es nicht anders sein.
Im Anschluss an sein Studium fand Büttner zunächst als Oboist und Bratscher eine Anstellung in Bremerhaven, dann in Majori bei Riga, und ab 1892 im Dresdner Gewerbehaus-Orchester. Zu dieser Zeit begann er auch mit der Leitung von Arbeiterchören, und zeitlebens blieb er ein überzeugter und loyaler Kunsterzieher der Arbeiterklasse, was sich auch in seiner politisch linken Haltung zum Ausdruck brachte. 1896 wurde er als Chorgesangslehrer ans Königliche Dresdner Konservatorium verpflichtet, und bald darauf unterrichtete er ebendort auch Musiktheorie. Mit dem Chor des Konservatoriums brachte er die große polyphone Literatur von Palestrina über Bach zu Brahms und Draeseke zur Aufführung. Außerdem dirigierte er das Dresdner ‚Eilers’-Orchester und gab mit dem Gewerbehaus-Orchester vornehmlich Konzerte für die Arbeiterschaft.
Ohne jede Aussicht auf Aufführungen schrieb Paul Büttner die ersten drei seiner vier Symphonie nieder, die den gewichtigsten Teil seines Œuvres bilden: 1898 die Erste Symphonie in F-Dur, 1902 die Zweite Symphonie in G-Dur, und 1910 die Dritte Symphonie in Des-Dur.
1907 gab er seine Stellung am Dresdner Konservatorium auf, was teils auf Arbeitsüberlastung, teils auf interne Auseinandersetzungen zurückzuführen ist, und war für das folgende Jahrzehnt hauptsächlich als Leiter seiner Chorgemeinschaften tätig, mit Arbeiterchören von bis zu 200 Mitwirkenden. Auch trat er regelmäßig als Dirigent der Symphoniekonzerte des Jugendbildungsvereins der Dresdner Arbeiterschaft auf, deren Programme sich bei für jedermann erschwinglichen Eintrittspreisen von der Symphonik Haydns, Mozarts, Beethovens und Schuberts über Liszt bis zu Draeseke, Busoni und seinem eigenen Schaffen erstreckten. Ab 1913 war ihm seine jüdische Frau Eva als professionelle Pianistin und Kunstkritikerin der Dresdner Volkszeitung bei der Verfassung von Werkeinführungen behilflich und hielt Einführungsvorträge mit Klavierbeispielen.
1915 setzte, dank der Uraufführung der Dritten Symphonie, der überwältigende Erfolg der Büttner’schen Symphonik ein, was neben Wiederaufführungen auch die Uraufführungen der ersten zwei Symphonien an prominenter Stelle und 1917 die Komposition seiner Vierten Symphonie in h-moll zur Folge hatte. Wir wissen nicht, warum Büttner danach keine weitere Symphonie geschrieben hat, doch zweifelsohne nahmen ihn seine anderen Tätigkeiten zunehmend in Anspruch, und die Erfolge reichten nicht aus, um sich ausschließlich dem kompositorischen Schaffen zu widmen. 1918 nahm er seine Lehrtätigkeit am Dresdner Konservatorium wieder auf, nunmehr erweitert um Komposition, Orchesterdirigieren, Chorleitung und Kammermusik, und bald darauf wurde er zudem zum künstlerischen Direktor des Konservatoriums gewählt. Ab 1922 schrieb er überdies als unbestechlicher und geistreicher Kritiker für die Dresdner Volkszeitung, und verfasste verschiedene Schriften und Essays, unter denen ‚Die Kunst zu komponieren’ hervorzuheben ist (ein Teil dieser Schriften sowie die meisten seiner Kompositionen befinden sich heute in der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden). Paul Büttners intensives öffentliches Engagement währte fünfzehn Jahre, bis er als Sozialdemokrat und offener Gegner des Nationalsozialismus am 18. Mai 1933 von der Konservatoriumsleitung fristlos entlassen wurde. Seine Werke, deren traditionsverbundene Ausrichtung für die Ideologen des Regimes kein Problem dargestellt hätte, kamen auf die Liste unerwünschter Kunst. Auch wurde die Dresdner Volkszeitung verboten, was neben dem öffentlichen Verstummen die Familie Büttner in akute wirtschaftliche Not brachte. Es folgten Schikanen wie Hausdurchsuchungen, Beschlagnahmungen, gipfelnd in der vorübergehenden Inschutzhaftnahme seiner als Jüdin hochgefährdeten Frau, die sächsische Landtagsabgeordnete der SPD war. Paul Büttner widmete sich die letzten zehn Jahre seines Lebens, soweit es seine Kräfte zuließen, dem Komponieren, und bestritt sein Leben mühevoll als Privatmusiklehrer. Als er nach einjähriger schwerer Krankheit am 15. Oktober 1943 verstarb, war seine Frau in der von Juden gesäuberten Stadt „Freiwild“. Sie täuschte mit Hilfe des Dresdner Arztes Dr. Magerstädt eine Vergiftung vor und lebte die letzten zwanzig Kriegsmonate in einem Versteck bei der Rittergutsbesitzerin Frau von Helldorf über dem Pferdestall des Schlosses Pulsnitz. Unter allen jüdischen Musikern, die teilhatten am von der Öffentlichkeit ausgegrenzten jüdischen Kulturleben der Stadt von 1933 bis 1938, sollte Eva Büttner (1886.1969) die einzige sein, die nach Kriegsende zurückkehrte. Sie wirkte ab 1945 wieder sehr aktiv in der Kulturpolitik des Kreises Kamenz mit, doch äußerte sie sich nie öffentlich über ihre Erfahrungen während des Dritten Reiches und hinterließ bei ihrem Tode auch keine Aufzeichnungen über diese schreckliche Zeit.
Paul Büttner hat, neben einer undatierten Ouvertüre in C-Dur und der ursprünglich zur einaktigen Oper ‚Anka’ geschrieben Ouvertüre in h-moll, folgende in chronologischer Abfolge aufgelisteten Orchesterwerke hinterlassen: Slawischer Tanz und Idylle (1896), ‚Saturnalia’ für Blasorchester und Pauken (1898), I. Symphonie F-Dur (1898), II. Symphonie G-Dur (1902), III. Symphonie Des-Dur (1910), IV. Symphonie h-moll (1917), ‚Präludium, Fuge und Epilog – eine Vision’ (1922; ursprünglicher Titel der Erstfassung: Sinfonische Fantasie ‚Der Krieg’), Heroische Ouvertüre für großes Orchester (1925), Fuge c-moll (1925), Bläserstück für 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, Horn und 2 Trompeten (1930) und Konzertstück G-Dur für Violine und Orchester (1937). Der Großteil der Orchestermusik fand einen Verleger, doch sind nicht alle dieser Werke gedruckt worden (sogar die IV. Symphonie ist bei Peters nur als Manuskriptkopie in sehr problematischem Zustand entleihbar).
An Kammermusik weist das von Peter Voigt erstellte Büttner-Werkverzeichnis auf: eine ‚Elegie’ für Violine, Cello, Harfe, Flöten und Hörner (1894), das einst vielgespielte Streichquartett g-moll (1916), zwei Sonaten für Violine und Klavier in c-moll (1917) und in F-Dur (1941), die Trio-Sonate in Kanonform für Streichtrio (1930), sowie undatiert: ‚Fantasie-Sonate’ G-Dur für Violine und Klavier, die Kanon-Humoreske ‚Katzenmusik’ für 3 Violinen mit unterlegtem Text von Goethe, und ‚Gedenkblatt’ für Violine oder Cello und Klavier. Undatiert sind auch die Fugen, Menuette und ‚Ghasele’ für Klavier solo (letztere als Formidee wohl inspiriert von Felix Draesekes ‚Fata Morgana. Ein Ghaselenkranz’ op. 13 für Klavier von 1877).
Neben dem Opern-Einakter ‚Anka’ schrieb Büttner auch die Operette ‚Das Wunder der Isis’ und die Märchenoper ‚Rumpelstilzchen’. Seine Werkliste umfasst außerdem an Vokalmusik ohne Orchester 11 Männerchöre, diverse Frauenchöre, Terzette und Lieder, gemischte Chöre wie ein achtstimmiges ‚Te Deum’, dreistimmige Kanons auf Goethe- und Hölderlin-Texte, und Kinderchöre. Die Vokalmusik mit Orchester beinhaltet sechs Werke für Männerchor und Orchester, die ‚Rezitative mit Orchester zu Liszts Chorwerk »Der gefesselte Prometheus«’ auf Texte von Richard Dehmel, ‚Waldesrauschen’ und das einst sehr beliebte Kinderkonzert ‚Heut und ewig’ (nach ‚Des Knaben Wunderhorn’) für Solostimme, Kinderchor und Orchester (1905).
Im Jahr 1915, also seinem 45. Lebensjahr, hatte Paul Büttner bereits drei große Symphonien höchsten Karats geschrieben und war möglicherweise schon längst mit der Erstellung seiner IV. Symphonie beschäftigt, doch noch keines dieser Werke war erklungen. Er befand sich also in einer Situation innerer Notwendigkeit, diese Werke zu vollenden, ohne dass er irgendwelche Rückmeldung oder gar Bestätigung von außen bekommen hätte. Von umso entscheidenderer Bedeutung war nun, dass sich mit Nikisch der führende Dirigent jener Zeit seiner Dritten Symphonie annahm. Sie kam im fünften Jahr nach ihrer Vollendung am 21. Januar 1915 im 14. Konzert der Saison im Gewandhaus zu Leipzig durch das Gewandhaus-Orchester unter seinem Chefidirigenten Arthur Nikisch zur Uraufführung. Musiker und Publikum waren ergriffen und in höchster Bewunderung, und auch die Begeisterung der Presse überstieg jedes herkömmliche Maß vorbehaltloser Würdigung, was sich schnell herumsprach und dann vor allem in den Kritiken zur Berliner Erstaufführung durch die Königliche Hofkapelle im Oktober 1917 seinen aufrüttelnden Niederschlag fand. So berichtete der noch heute als einfühlender Biograph Schuberts, Schumanns und Mendelssohns bekannte Walter Dahms (1887-1973, ab 1935 in Lissabon in zweiter Identität unter dem Pseudonym Gualtério Armando tätig) am 19. Oktober 1917 im Nachhall dieser Aufführung: „Mit einer ganz außerordentlichen Tat begann Richard Strauss die dieswinterliche Konzertreihe im Königl. Opernhause. Er überließ den Taktstock dem Komponisten Paul Büttner aus Dresden, der hier seine dritte Sinfonie in Des-dur zum ersten Male zur Aufführung brachte. Mit freudiger Genugtuung verzeichnen wir diese Tatsache, dass diesem Tondichter, der schon auf eine große Reihe bedeutungsvoller Werke zurückblicken kann, sich nun endlich auch der äußere Erfolg zuwendet. Die ersten Orchester Deutschlands spielen seine Sinfonien, die überall mit heller Begeisterung von den Musikverständigen aufgenommen werden. Kein Wunder, spricht sich doch in diesen Werken endlich einmal der von uns allen so sehnsüchtig erwartete Vollblutmusiker, der Komponist von Gottes Gnaden aus. Niemand beklage die Armut unserer Zeit an wahrhaft schöpferischen Talenten, wenn Leute wie Paul Büttner unter uns leben und wir nun auch das Glück haben, uns – wie in diesem Falle – an ihrem Schaffen erfreuen zu können. Kurz gesagt: Paul Büttner ist ein Meister, seine Des-dur-Sinfonie ein Meisterwerk für jeden, dessen Seele noch empfänglich ist für die gewaltige Sprache des Genius. Aus den Niederungen des Alltags führt uns der Tondichter in die Höhen festlichen Erlebens. Grenzenlos ist der Ausblick, feierlich erhaben die Stimmung, die uns durchdringt. Was Büttner vor so vielen anderen Tondichtern von heute auszeichnet, ist die innere Wahrhaftigkeit seiner Musik, die überquellende Fülle der Eingebung, die Spannkraft, die Wucht, der Schwung und die Größe seiner Gedanken. Hier werden weitreichende melodische Bogen gezogen und die eherne Rhythmik ist von der ungebrochenen Urkraft eines Naturereignisses. In Schubert und Bruckner wurzelt dieser neue Meister. Er ist gewaltig und lieblich wie sie, seine Fantasie ist wie die ihre von unerschöpflichem Reichtum und die Melodien, die er verschwenderisch ausschüttet, tragen alle den mystischen Stempel des Ewiggeborenen. Und wie alle großen Meister der Musik liebt er es, seine Melodien aus den Stufen des Dreiklanges aufzubauen. Er meißelt daraus Motive, die mit ihrem majestätischen Quintenschritt das Erhabene verkörpern und wiederum schmeichelt er dem Dreiklang Melodien von unendlicher Sehnsucht und Süße ab. Kein Tasten kein Suchen, kein Haschen nach Effekten –, sondern nur der sichere Griff des seiner selbst bewussten Meisters. Vielleicht sagt dieser oder jener: Büttners Melodik sei ‚zu einfach’. Dem sei geantwortet, dass alles Große einfach erscheint. Auch Büttner wird es erfahren, dass Dummheit und Anmaßung ihn bekritteln. Aber ihm hat das gütige Schicksal einen festen Stab für die beschwerliche Wanderung zum Parnass gegeben: die große leidenschaftliche Seele des Künstlers, dem es vergönnt ist, in klingenden Werken auszusprechen, was an Freuden und Schmerzen ein Menschenherz bewegt — kurz: Genie.
Im Mittags-Konzert wurde Büttner sehr gefeiert. Die Königl. Kapelle spielte sein Werk mit Begeisterung. Es war ein Erlebnis, das uns unverloren bleiben wird.“
Der Rezensent ‚S.’ des ‚Vorwärts’ zog über das selbe Konzert anschließend folgendes Fazit: „Es war eines der wenigen wirklich großen und nachhaltigen Ereignisse unseres überreichen Berliner Musiktreibens.
An anderer Stelle resümierte selbiger ‚S.’ angesichts der unverhofften Erfolgsserie von Büttners Musik seit der Uraufführung der Dritten Symphonie unter Nikisch: „Büttner, der aus den einfachsten Verhältnissen emporgestiegen ist, und der das Musikertum zu Genüge ausgekostet hat, kümmert sich nicht um die ästhetischen und modischen Forderungen des Tages. Seine Musik ist die Sprache seines Herzens. Mit schlichen Worten sagt er es selbst: ‚Über die Idee der Des-dur-Sinfonie, die mir eingegeben worden ist und die ich als treuer Knecht in die reinste Form, die ich beherrsche, gekleidet habe, mag ich nicht sprechen. Möge sie selbst zu den Seelen sprechen.’ […] Paul Büttner hat wie alle Großen die Tugend des Wartenkönnens erproben müssen. 18 Jahre lang hat die Partitur seiner ersten Sinfonie im Pult gelegen, ehe sie zum Erklingen kam. Eine große Reihe bedeutsamer Schöpfungen sind unterdes von ihm verwirklicht worden. Nun aber ist das Eis gebrochen. Deutschlands erste Kunstinstitute, die Königlichen Kapellen in Dresden und Berlin, das Gewandhaus-Orchester in Leipzig, haben sich seiner Sinfonien angenommen. Und überall ist die Begeisterung der aufrichtigen empfänglichen Zuhörer dieselbe überströmende. Dem nun bald Fünfzigjährigen wird jetzt die Genugtuung der Verehrung der Besten.“
Bezugnehmend auf die vier Symphonien und das Streichquartett g-moll schreibt Eugen Schmitz in einem Würdigungsartikel zu Paul Büttners sechzigstem Geburtstag am 10. Dezember 1930: „Mit den musikalischen Zeitströmungen des zwanzigsten Jahrhunderts hat also keines der fünf Meisterwerke Büttners etwas Wesentliches zu tun. Nicht mit der Programmusik des Richard-Strauss-Kreises, noch weniger mit der schon wieder im Versinken begriffenen atonalen Mode. Büttner ist wie Brahms und Reger ein Musiker, der ‚gegen’ die Zeit geschaffen hat. Höchstens an Einzelheiten der Technik, also etwa der sehr kühnen und eigenartigen (aber stets streng tonalen) Harmonik und der eine Synthese zwischen Bruckner und Richard Strauss ziehenden Instrumentation könnte man, sofern man es nicht schon wüsste, erraten, dass Büttners Musik im zwanzigsten Jahrhundert geschrieben wurde.“
Das Konzertstück in G-Dur für Violine und Orchester vollendete Büttner 1937, inmitten großer Schwierigkeiten und weitestgehender Hoffnungslosigkeit, was die politische, künstlerische und gesellschaftliche Zukunft Deutschlands betraf. Sein Schaffen stand zwar auf keiner offiziellen Liste entarteter oder sonstwie verbotener Kunst, doch war es wie dasjenige anderer vormals in der sozialistischen Arbeiterbewegung Tätiger wie etwa Heinz Tiessen oder auch Max Butting unerwünscht und vom Mainstream des Musiklebens ausgeschlossen. Zur Uraufführung gelangte Büttners Konzertstück, das als großer Variationssatz in seiner expressiven Mannigfaltigkeit zugleich Züge eines Violinkonzerts in einem Satz trägt, nicht lange nach Kriegsausbruch am 10. Dezember 1939 in der Münchner Tonhalle durch Konzertmeister Rudolf Schöne und die Münchner Philharmoniker unter Adolf Mennerich (1902-66). 1941 erklang es erstmals in Dresden, gespielt von Jan Dahmen (1898-1957) und der Sächsischen Staatskapelle unter Paul van Kempen (1893-1955). Ein Jahr nach Kriegsende, Anfang Mai 1946, kam es zu einer weiteren Dresdner Aufführung durch Rohtraut von Koerber in einem Konzert der Dresdner Philharmonie. Seither ist es still geworden um dieses so substanzielle wie bezaubernd wirkungsvolle Werk.
Es ist als Glücksfall zu betrachten, dass Büttner zwei Jahrzehnte nach dem Abschluss seiner Vierten und letzten Symphonie und mehr als ein Jahrzehnt nach der ‚Heroischen Ouvertüre’ von 1925 noch dieses einzige späte Orchesterwerk vollendet hat. Längst hatte der Nationalsozialismus seinen Namen komplett aus dem Bewusstsein der Öffentlichkeit verdrängt, und diejenigen, die sein Schaffen liebten, mögen zwar zumindest in Dresden noch zahlreich gewesen sein, hatten jedoch seit Jahren fast keine Gelegenheit mehr gefunden, ihm irgendwie zu begegnen. Büttner war ein Mythos unter Kennern geworden, den man als Menschen behandelte, als sei er bereits verstorben, und als Komponisten, als sei er „entartet“. Nach dem Konzertstück hat Büttner 1941-42 mit der wundervoll eigentümlichen Zweiten Sonate für Violine und Klavier in F-Dur nur noch ein weiteres größeres Werk zu Papier gebracht, welches dann erst nach dem Krieg am 10. Dezember 1946 in Dresden durch Charles Funke (Violine) und Hans Dieter Wagner (Klavier) postum zur Uraufführung kam.
Nach der Dresdner Erstaufführung des Konzertstücks schrieb Karl Laux (1896-1978) 1941 in den Dresdner Neuesten Nachrichten: „Büttner versteht für die Geige zu schreiben, er gibt dem Solisten viele Möglichkeiten zu brillieren, ohne dass das Virtuose Selbstzweck wird. Immer ist der Solist Teil des Ganzen, immer trägt er das Seine dazu bei, ein Thema von fast Beethovenscher Einfachheit in ein vielfältiges Licht zu rücken. Diese Variationen sind das Kernstück des Werkes, abgeschlossen werden sie in interessanter Weise von einem gleichsam sinfonischen Epilog, der selbständig ist, aber doch auf die Variationen Bezug nimmt. Die reiche Abwechslung in der Folge der Variationen, ihre Gegensätzlichkeit, die einschmeichelnde Melodik, das wie angegossen sitzende Instrumentalkleid verfehlten ihre Wirkung nicht…“
Der Rezensent der Sächsischen Zeitung vom 8. Mai 1946 konstatierte „reiche Erfindung im Melodischen, ausgesprochenen Klangsinn im Orchestralen, souveräne Beherrschung der Satztechnik, Vielseitigkeit der Rhythmik, vollendetes Formgefühl und Kenntnis der Eigenart des Soloinstruments. Daher ist das Werk nicht nur ein dankbares Stück für den Solisten, sondern auch eine wirklich wertvolle Bereicherung der musikalischen Literatur.“ Anlässlich der gleichen Aufführung bemerkte Carl Schöne in Kamenz: „Nach einer erregten Einleitung fesselt vor allem das weitgespannte melodiöse Hauptthema, das in einigen Variationen abgewandelt wird. Glänzend ist dabei die Sologeige behandelt, die trotz ihrer gleichsam sinfonischen Mitgestaltung doch stets virtuos führt.“
Bei all der Begeisterung nimmt es nicht Wunder, wenn sich auch Büttners Kollegen in die Schar der Bewunderer einreihten. Paul Scheinpflug (1875-1937) gratulierte ihm schlicht: „Dem letzten großen Sinfoniker herzliche Wünsche!“ Carl Schuricht (1880-1967) schrieb: „Darf ich Sie bitten, hochverehrter Meister, mich zu den Bewunderern Ihres prachtvollen Schaffens zu zählen. Ich hoffe, bald weitere Werke von Ihnen kennenzulernen und meinen Empfindungen für Sie durch die Tat Ausdruck geben zu können.“ Joseph Keilberth (1908-68) verlieh 1948 der Hoffnung Ausdruck, „bei Gelegenheit wieder ein Werk Paul Büttners ansetzen zu können“, und Robert Heger (1886-1978) bemerkte 1949, „dass ich die Kompositionen Paul Büttners immer als die Werke eines ernst schaffenden und tief schürfenden Musikers angesehen habe“.
Die Triosonate für die klassische Streichtrio-Besetzung gehört zu den wenigen größeren Kompositionen, die Büttner nach Mitte der 1920er Jahre vollendete. Sie ist ausdrücklich ‚Kanons mit Umkehrungen im doppelten Kontrapunkt der Duodezime’ bezeichnet. Zur Uraufführung kam sie laut Archiv der Sächsischen Staatskapelle am 10. Dezember 1935 im Dresdner Tonkünstlerverein, jedoch zitiert die kleine Broschüre, die das Zentralkomitee der SED zum 80. Geburtstag Büttners herausgab, drei Kritiken, die auf 1930 datiert sind. So heißt es in den ‚Dresdner Neuesten Nachrichten’: „Es kling alles so anmutig und natürlich, dass die hohe Satztechnik gar nicht zu bemerken ist.“ In den Dresdner Nachrichten schreibt der Rezensent: „Ein Unikum der Literatur, höhere Mathematik der Kompositionstechnik, wenn man das Werk analysiert und liest. Und das Ganze doch ein echtes Kunstwerk, das innerhalb der selbstgewählten Form frei ausschwingt und so anmutig klingt, dass es eine Freude war, zuzuhören.“ Im ‚Dresdner Anzeiger’ schließlich war zu lesen: „Diese kompositionstechnische Meisterschaft zeigte in besonders hohem Maße Büttners Sonate für Streichtrio, die in ihrem Bau die verwickeltsten und kunstreichsten Formen der Kanontechnik verwendet, die sich ausdenken lassen. Und trotz dieser kaum zu fassenden Schwierigkeiten hatte das Werkchen einen staunenswerten Klang, als ob nichts von alledem darin verborgen läge. Es ist in der Tat ein mustergültiges Beispiel für eine Kunst, bei der satztechnisches Können und allseitigste Formbeherrschung als Selbstverständlichkeiten ins Gebiet der Voraussetzung hinabsinken zugunsten des uns erscheinenden und zutiefst in uns wirksamen Gesamtklangbildes.“
Bei einer späteren Aufführung (vielleicht 1935) schrieb Georg Striegler im ‚Dresdner Anzeiger’: „Der hohe Rang, der Büttner als Schöpfer kammermusikalischer Werte zusteht, erschien noch bekräftigt durch die Aufführung des Streichtrios in Kanonform. Spielpartner waren hier Gerhard Schneider, Hans Franke, Fritz Sommer. Die Ausbreitung des kunstvollen Tongewebes gelang meisterlich. Der ‚doppelte Kontrapunkt der Duodezime’ schuf hier Blüten, die auch gefühlsmäßiger Ausstrahlungen nicht entbehrten. Die langsamen Stücke besaßen diesen Vorzug in hohem Grade. Ergötzlich ergab sich in ihrer humorvollen Haltung die kanonische Bearbeitung des Rumpelstilzchen-Liedes: ‚Ei, wie gut, dass niemand weiß…’“ Im Erstdruck erschien Büttners Triosonate für Violine, Viola und Violoncello erst 1960 in der Collection Litolff der Edition Peters in Leipzig. Vorliegende Ausgabe ist ein unveränderter Nachdruck des Erstdrucks.
Christoph Schlüren, Januar 2016
Aufführungsmaterial ist von Musikproduktion Höflich (www.musikmph.de), München, zu beziehen.
Paul Büttner
(b. Dresden, 10 December 1870 – d. Dresden, 15 October 1943)
Trio Sonata for Violin, Viola and Cello
(Canons in Inversion in Double Counterpoint at the Twelfth)
I Grave – Allegro (p. 3) – Grave – Allegro – Grave – Allegro (p. 4) –
Coda. Doppio movimento (p. 5)
II Trio mit Variation (p. 7)
III Adagio sostenuto (p. 8)
IV Vivace (p. 11)
V Andante cantabile (p. 12)
VI Largo (p. 14) –
VII Finale. Presto (p. 15) – Più animato (p. 20)
Preface
In our day, when new discoveries are made and forgotten or misplaced things unearthed on a daily basis, it seems strange that suddenly a titan should resurface whose greatness stands beyond question at first hearing, and whose music gains in depth, breadth, and grandeur with each repeated listening. That this composer is entirely unknown (I knew of him by name but had never heard any of his works in concert, and only one of his major creations, the Fourth Symphony, has been released on CD, in an historic recording from East Germany), should give us pause. It sheds glaring light on the functioning of a music scene that takes notice of practically nothing outside the most popular names, trends, and fashions. Yet there were times when conservatives considered Paul Büttner the great white hope of the German symphony, when his symphonies and other works were performed by conductors of the stature of Arthur Nikisch, Fritz Busch, Joseph Keilberth, Carl Schuricht, Fritz Stein, Paul Scheinpflug, Hermann Kutzschbach, Paul van Kempen, Rudolf Kempe, Heinz Bongartz, and Rudolf Mauersberger, heading such ensembles as the Dresden Court Orchestra and the Berlin Royal Orchestra (each today called Staatskapelle), the Leipzig Gewandhaus Orchestra, or the Berlin RSO. Is it possible for symphonies of such towering significance, having once enraptured large audiences, to be plunged permanently into oblivion? The example of Paul Büttner, one of music’s great “anachronistic” figures, serves as a object-lesson in how changes from favorable to unfavorable circumstances can ensure that this happens not just once but twice. First, in his fifties, he was suddenly thrust into the bright glare of adulation; then, more long-lastingly and less spectacularly, his music was honored and cultivated posthumously by the young state of East Germany, but made practically no impression on the western half of the country on the opposite side of the Iron Curtain, much less elsewhere. For all its quality, splendor, and beauty, Büttner’s music never managed to cross national borders; it remained a German phenomenon in two doomed nation-states, and in each case as part of a doomed culture. Only today do we again recognize in Büttner one of the supreme masters of his generation and a completely natural conduit of the German symphonic tradition from Beethoven and Schubert via Bruckner and Brahms, organically evolving, highly diverse, spaciously modulating, and with inexhaustibly rich and brilliant orchestration, never concerned with effects for their own sake and holding listeners spellbound with its musical imagery. Büttner’s music, though independent in the subtlety of its resources and its transcendent, monumental courage, was never revolutionary. Yet neither does it sound out of date when we hear it today. Its quality is timeless, manifest in infallible skill, and it opens up a limitless universe.
Büttner was born in Dresden into modest circumstances, his father being a peasant from the Ore Mountains. He began taking violin lessons at the age of eight and later studied oboe and viola at Dresden Conservatory. There he soon proved to be the most gifted and profound student in the composition class of Felix Draeseke (1835-1913), where he mastered the composer’s craft in the most thorough and comprehensive way imaginable. It should come as no surprise that Draeseke’s best student would later write such a contrapuntal masterpiece as the Sonata for String Trio, of which the Dresdner Nachrichten had the following to say in 1930:
“Six short movements in the form of a canon with inversions in invertible counterpoint – at the 12th! It is one of a kind in the musical literature, the higher mathematics of compositional technique when one reads and analyzes it. Yet the entire piece is a genuine work of art, soaring freely within its self-imposed strictures and sounding so graceful that it was a delight to hear.”
The Dresdner Anzeiger came to a similar conclusion:
“This compositional mastery is displayed to a degree in Büttner’s Sonata for String Trio, which employs, in its structure, the most convoluted and intricate forms of canon imaginable. Yet despite its barely fathomable difficulties, the little piece had an astonishing sound, as if none of this were lurking within it. Indeed, it is a superb example of an art in which technical skill and a comprehensive mastery of form are taken for granted and descend into the realm of givens. What we hear instead is the overall sonic image, which operates within us at the deepest possible level.”
Indeed, the especially striking thing about Büttner’s music is the way in which the most elaborate and time-hallowed contrapuntal devices spring into life and never sound arid or didactic. Rather, they seem to emerge from the given moment in free imaginative flight, and yet form such a convincing unity, whether in the small or in the large, as if it could be no other way.
After completing his studies, Büttner first worked in Bremerhaven as an oboist and viola player, then in Majori near Riga, and from 1892 in the Dresden Gewerbehaus Orchestra. At that time he also began to direct workers’ choruses; to the end of his days he remained a staunch and loyal educator of the working classes, which also found expression in his left-wing stance. In 1896 he was retained to teach choral singing at Dresden Conservatory, where he shortly thereafter also taught music theory. He conducted the Conservatory’s chorus in the great polyphonic literature from Palestrina and Bach to Brahms and Draeseke. He also headed Dresden’s “Eilers Orchestra” and gave concerts with the Gewerbehaus Orchestra, primarily for audiences of workers.
Büttner wrote the first three of his four symphonies – the core of his oeuvre – without any prospect of performance. The First, in F major, was composed in 1898; the Second, in G major, in 1902; and the Third, in D-flat major, in 1910. In 1907 he gave up his position at Dresden Conservatory, partly due to overwork and partly due to internal quarrels. The next ten years were mainly spent conducting his choral societies, including workers’ choruses of up to two-hundred singers. He also regularly conducted the orchestral concerts of the Youth Education Association of the Dresden Workforce, whose programs, all at affordable prices, ranged from the symphonies of Haydn, Mozart, Beethoven, and Schubert to Liszt, Draeseke, Busoni, and his own creations. From 1913 his Jewish wife Eva, a professional pianist and art critic for the Dresdner Volkszeitung, helped him to write his program notes and delivered introductory lectures with examples at the piano.
The triumphant success of Büttner’s symphonies began with the première of the Third in 1915. It was followed by prominent repeat performances, the premières of his first two symphonies, and, in 1917, by the composition of his Fourth Symphony, in B minor. It is uncertain why he never composed any symphonies thereafter; no doubt his other activities placed severe demands on his time, and the successes were insufficient to ensure that he could devote himself entirely to composing. In 1918 he resumed teaching at Dresden Conservatory, his courses now expanded to include composition, orchestral conducting, choral conducting, and chamber music. Soon he was also elected the Conservatory’s director. As if that were not enough, beginning in 1922 he wrote high-minded, witty reviews for the Dresdner Volkszeitung as well as various articles and essays, of which Die Kunst zu komponieren (The Art of Composing) deserves special mention. (Some of these writings and most of his compositions are preserved today in the Saxon State and University Library, Dresden.) Büttner’s active life in the public eye lasted fifteen years until 18 May 1933, when, being a Social Democrat and an open opponent of National Socialism, he was dismissed without notice from the directorship of the Conservatory. His works, whose traditionalist leanings would have made them perfectly acceptable to the ideologues of the new régime, were blacklisted. The Dresdner Volkszeitung was likewise banned, which, together with his public ostracism, plunged Büttner’s family into severe financial straits. This was followed by acts of harassment, such as search warrants and confiscations, culminating in the temporary imprisonment of his Jewish wife, a Social Democratic member of the Saxon State Parliament. Büttner devoted the final decade of his life, strength permitting, to writing music and eked out a meager living as a private music teacher. When he died on 15 October 1943 after a year-long illness, his wife became fair game in the city, now “cleansed” of its Jewish population. With the help of a Dresden physician, Dr. Magerstädt, she feigned a case of poisoning and spent the last twenty months of the war hiding in the horse stables of Pulsnitz Castle on a manorial estate owned by Frau von Helldorf. Of all the Jewish musicians who had taken part in the city’s cultural life from 1933 to 1938, expelled from public view, Eva Büttner (1886-1969) was the only one to return after the war. She again became very active in the cultural politics of the Kamenz district, but never did she express herself in public on her experiences during the Third Reich; nor at her death did she leave behind any notes on this terrible period.
In addition to an undated Overture in C major and the Overture in B minor (originally written for the one-act opera Anka), Büttner left behind the following orchestral works, listed here in chronological order: Slavonic Dance and Idyll (1896), Saturnalia for wind band and timpani (1898), First Symphony in F major (1898), Second Symphony in G major (1902), Third Symphony in D-flat major (1910), Fourth Symphony in B minor (1917), Prelude, Fugue and Epilogue: A Vision (1922; first version originally entitled Symphonic Fantasy: War), Heroic Overture for full orchestra (1925), Fugue in C minor (1925), Wind Piece for two flutes, two oboes, two clarinets, two bassoons, horn and two trumpets (1930) and Konzertstück in G major for violin and orchestra (1937). The bulk of his orchestral music found publishers, but not all of them were actually published; even the Fourth Symphony is available from Peters only in a manuscript in very questionable condition.
Peter Voigt’s catalogue of Büttner’s works lists the following pieces of chamber music: Elegy for violin, cello, harp, flutes and horns (1894); the once popular String Quartet in G minor (1916); two sonatas for violin and piano, one in C minor (1917) and the other in F major (1941); Trio Sonata in the Form of a Canon for string trio (1930); plus the undated works Fantasy-Sonata in G major for violin and piano, Canon-Humoresque (“Katzenmusik”) for three violins with underlaid text by Goethe, and Gedenkblatt for violin or cello and piano. Likewise undated are the fugues, minuets, and Ghasele for solo piano, the latter being a formal idea probably inspired by Felix Draeseke’s piano piece Fata Morgana: Ein Ghaselenkranz, op. 13 (1877).
Besides the one-act opera Anka, Büttner also wrote an operetta Das Wunder der Isis and the fairy-tale opera Rumpelstilzchen. His list of works also includes vocal music without orchestra: eleven men’s choruses, various women’s choruses, trios, lieder, mixed choruses (such as an eight-voice Te Deum), three-part canons on texts by Goethe and Hölderlin, and children’s choruses. The vocal music with orchestra includes six pieces for men’s chorus and orchestra, Recitative with Orchestra for Liszt’s Choral Work “Prometheus Bound” (after Richard Dehmel), Waldesrauschen, and the once highly popular children’s concert Heut und ewig (after Des Knaben Wunderhorn) for solo voice, children’s chorus and orchestra (1905).
By 1915 Büttner, then in his forty-fifth year, had already written three top-caliber full-length symphonies and may well have already embarked on his Fourth. Yet none of these works had been given a hearing. He found himself in a situation of inner necessity to complete these works without receiving any feedback or even acknowledgement from the outside world. It was thus all the more significant that the leading conductor of the age, Arthur Nikisch, decided to take on the Third. On 21 January 1915, fives years after its completion, it was premièred in the fourteenth concert of the Leipzig Gewandhaus, with the Gewandhaus Orchestra headed by its principal conductor Nikisch. Also included on the program were Gustav Mahler’s Urlicht, Wo die schönen Trompeten blasen, and Das irdische Leben, Franz Schubert’s Der Wegweiser and Die Post (from Die Winterreise) as well as Der Erlkönig (all sung by Maria Freund), and, for orchestra alone, Carl Goldmark’s Sakuntala Overture, op. 15. The musicians and the audience were left deeply moved and full of admiration; even the critics went well beyond the standard level of unreserved approval. The word soon spread, leaving a deep mark especially on the reviews of the Berlin première, given by the Royal Court Orchestra in October 1917. Walter Dahms (1887-1973), a critic still valued today for his empathetic biographies of Schubert, Schumann, and Mendelssohn (from 1935 he adopted a second identity in Lisbon under the pseudonym of Gualtério Armando), captured the reverberations of this performance on 19 October 1917:
“Richard Strauss opened this winter’s concert series in the Royal Opera House with a quite extraordinary feat. He handed the baton to the Dresden composer Paul Büttner, who thereupon conducted his Third Symphony in D-flat major for the first time in our city. With joyful satisfaction we note that this composer, who can already look back on a large number of major works, is finally being fêted by the outside world. Germany’s leading orchestras are playing his symphonies, which are greeted with visceral excitement by music connoisseurs everywhere. No wonder, for in these works we can at last hear the longingly awaited natural musican, the composer blessed by God’s grace. No one need complain about the paucity of truly creative talents in our time when men like Paul Büttner live among us and we have the good fortune, as in this case, to savor their creations. In short, Paul Büttner is a master, and his D-flat major Symphony a masterpiece for anyone whose soul is still receptive to the mighty language of genius. He leads us from the nether regions of everyday life to the heights of festive experience. The prospect is limitless, the mood that penetrates us solemn and sublime. What distinguishes Büttner from so many other composers of today is the intrinsic verity of his music, its overflowing wealth of inspiration, its tension, vehemence, buoyancy, and lilt, the grandeur of its ideas. Here far-reaching arcs of melody are constructed, and the iron rhythms have the unbroken primeval strength of a force majeur. This new master is rooted in Schubert and Bruckner. He is just as powerful and lovely as they; his imagination is, like theirs, of inexhaustible richness; and the melodies that he lavishes upon us bare the mystic emblem of a man born to the eternal. And like all the great masters of music, he loves to construct his melodies on the steps of the triad. From them he chisels out motifs that embody the sublime with their majestic progressions of a 5th, and then coaxes melodies of infinite longing and sweetness from the very same triads. No groping, no seeking, no toying with gimmickry: just the sure assured touch of the self-confident master. Perhaps someone or another will say that Büttner’s melodies are ‘too simple.’ To them we shall reply that all grandeur seems simple. Büttner, too, will discover that stupidity and presumption will cavil at him. But a benevolent Fate has given him a firm staff with which to travel the difficult path to Parnassus: the great and passionate soul of an artist who is granted to pronounce in sound the things that cause joy and pain in the human heart. In short: genius.
“Büttner was uproariously celebrated in the noonday concert. The Royal Orchestra played his work with enthusiasm. It was an experience that shall ever remain in our memory.”
The reviewer of Vorwärts, a certain “S,” drew the following conclusion from the same concert:
“It was one of the few truly great and lasting events of our overly saturated musical goings-on in Berlin. […] The D-flat major Symphony reveals a maturity and originality of inspiration, an enchanting feast of sound in the multi-colored treatment of the orchestra, a consistency in the development of the themes, that make this work from first note to last one of the most riveting of all recent symphonies. We acknowledge with satisfaction that Büttner commands his own striking and strongly independent style that marvelously unites the sublime and the meditative, the dramatic and the lyrical. The ideals of an ardent soul, a tempestuous will, and intimate sensitivity find their finest embodiment in this masterpiece. We are seized in our innermost being by the ruthless truthfulness of expression and the power of conviction that speaks to us from Büttner’s music. […] We welcome him today as the long-awaited composer who restores to our age the pure and exhilarating experience of lofty art brought forth from the deepest reaches of the heart.”
Elsewhere the same “S” discusses the unexpected series of triumphs undergone by Büttner’s music since the première of the Third Symphony under Nikisch:
“Büttner, who arose from the most modest of circumstances, and who has savored the musician’s lot to the last draught, is unconcerned with the aesthetic and fashionable demands of our time. His music is the language of the heart. To quote his own plain words, ‘I do not wish to talk about the idea which was given to me for the D-flat major Symphony, and which, as a loyal servant, I have clothed in the purest form at my command. May the symphony itself speak to the soul.’ […]
“Like all great men, Paul Büttner has had to practice the virtue of being able to wait. The score of his First Symphony had to lay on his writing desk for eighteen years before it received a hearing. Since then a large number of significant creations have flowed from his pen. Now the ice has been broken. Germany’s foremost artistic institutions – the Royal Orchestras of Dresden and Berlin, the Gewandhaus Orchestra in Leipzig – have take up the cause of his symphonies. And everywhere the enthusiasm of truly receptive listeners has been the same: overwhelming. The composer, soon to turn fifty, now has the satisfaction of being revered by the very best.”
Eugen Schmitz, writing an appreciation for Büttner’s sixtieth birthday on 10 December 1930, specially singled out the four symphonies and the G-minor String Quartet:
“None of Büttner’s five masterpieces relate in any essential way to the musical currents of our century. Not the program music of the Richard Strauss circle, still less the fashion for atonality, already in the process of vanishing from sight. Büttner, like Brahms and Reger, is a musician who creates ‘against’ his age. At most the details of his technique – his very bold and distinctive (but always strictly tonal) harmonies and his orchestration, a synthesis of Bruckner and Richard Strauss – might lead us to guess, if we did not already know it, that Büttner’s music was written in the twentieth century.”
Büttner’s Trio Sonata, scored for a classical string trio, is one of the few large-scale compositions he was able to complete after the mid-1920s. Expressly subtitled “Canons in inversion in double counterpoint at the twelfth,” it was premièred at the Dresden Tonkünstlerverein on 10 December 1935 – or so we are informed by the archives of the Dresden Staatskapelle. But the small brochure issued by the Central Committee of the Socialist Unity Party for Büttner’s eightieth birthday quotes three reviews dating from the year 1930. The Dresdner Neueste Nachrichten wrote that everything about the work “sounds so graceful and natural that the exquisite craftsmanship is not even noticeable.” The critic of the Dresdner Nachrichten called it “unique in the literature, higher mathematics of compositional technique when analyzed on the page. Yet the entire piece is a genuine work of art that moves freely within its self-imposed form and sounds so graceful that listening to it was sheer delight.” These views were seconded by the Dresdner Anzeiger:
“This compositional mastery came especially to the fore in Büttner’s Sonata for String Trio, which is constructed in the most convoluted and intricate forms of canon imaginable. Yet despite these almost unfathomable difficulties the little piece has an astonishing beauty of sound, as if nothing of this lay concealed within it. Indeed, it is a fine example of an art in which technical skill and consummate command of form are taken for granted and relegated to the level of prerequisites in favor of an overall sound that wells up within us and moves us to the quick.”
Writing in the Dresdner Anzeiger, Georg Striegler commented on a later performance (perhaps in 1935):
“The high stature that Büttner has attained as a creator of chamber music was further enhanced by Gerhard Schneider, Hans Franke, and Fritz Sommer’s performance of his String Trio in Canonic Form. Here the artful texture was laid out to masterly effect. The ‘double counterpoint at the twelfth’ blossomed with a radiance not without impact on the emotions. This merit was manifest to a high degree in the slow sections. The humor of the canonic rendition of Rumpelstiltsken’s song ‘Ei, wie gut, dass niemand weiss’ [‘For little knows my royal dame that Rumpelstiltskin is my name!’] was delectable.”
Büttner’s Trio Sonata for violin, viola, and cello did not appear in print until 1960, when it was published by Peters of Leipzig in their Collection Litolff. Our volume is a faithful reproduction of that first edition.
Christoph Schlüren, January 2016
For performance material please contact Musikproduktion Höflich (www.musikmph.de), Munich.
Score No. | 1782 |
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Edition | Repertoire Explorer |
Genre | |
Pages | 64 |
Size | 225 x 320 mm |
Printing | Reprint |
Specifics | Set Score & Parts |
Specifics | Set Score & Parts |
Size | 225 x 320 mm |